Gewaltambulanzen: Vorarlberg prüft Kooperation mit anderen Bundesländern
In Wien, Graz und Innsbruck gibt es sie bereits: sogenannte Gewaltambulanzen. Sie sichern Spuren und dokumentieren Verletzungen von Gewaltopfern – auf eine Weise, die vor Gericht als Beweismittel anerkannt ist. In Vorarlberg hingegen fehlt eine solche Einrichtung bislang. Das soll sich möglicherweise ändern.
Martina Rüscher, Gesundheitslandesrätin (ÖVP), hat gegenüber dem ORF Vorarlberg angekündigt, eine mögliche Kooperation mit bestehenden Gewaltambulanzen in anderen Bundesländern prüfen zu wollen. Hintergrund ist eine bisherige Fehlannahme: "Wir gingen bisher davon aus, dass Gewaltambulanzen nur an Standorten mit eigener Gerichtsmedizin möglich sind", sagte Rüscher. Diese Information sei so vom Bund an die Landesregierung kommuniziert worden.
Justizministerium widerspricht
Ein Blick ins Gesetz zeigt jedoch ein anderes Bild: Laut Justizministerium ist die Einrichtung nicht zwingend an ein gerichtsmedizinisches Institut vor Ort gebunden. Auf ORF-Anfrage heißt es: "Es ist gesetzlich nicht vorgegeben, wie die Anbindung konkret auszusehen hat." Gemeinsame Projekte mit den Instituten in Wien, Graz, Innsbruck und Salzburg seien durchaus möglich – und auch gewünscht.
Vorarlberg lotet Optionen aus
Nun wird auch in Vorarlberg aktiv geprüft, welche Kooperationsformen realistisch wären. "Wir schauen uns unterschiedliche Modelle aus anderen Bundesländern an", so Rüscher. Als mögliche Partner kommen etwa Salzburg oder Tirol infrage. Auch in Oberösterreich laufen derzeit Gespräche mit Salzburg über eine länderübergreifende Zusammenarbeit.
Parallel dazu wird in Vorarlberg der Austausch mit bestehenden Opferschutzgruppen in den Krankenhäusern intensiviert. Diese Gruppen werden laut Rüscher gerade stärker vernetzt – eine mögliche Basis für zukünftige Strukturen.
Gewaltambulanz: Was ist das überhaupt?
Seit 2024 gibt es in Österreich das sogenannte Gewaltambulanzförderungsgesetz. Es erlaubt dem Bund, Verträge mit geeigneten Betreibern – nicht nur Universitäten – zur Errichtung von Gewaltambulanzen abzuschließen. Ziel ist es, Gewaltopfern schnell, kostenlos und gerichtsverwertbar zu helfen.
Untersucht werden kann jede Person, unabhängig von Geschlecht, Alter oder polizeilicher Anzeige. Auch wer glaubt, unter Einfluss von K.-o.-Tropfen gestanden zu haben, kann sich untersuchen lassen. Verletzungen und Spuren werden gerichtsmedizinisch dokumentiert – ohne E-Card und anonym, wenn gewünscht.
Warum das wichtig ist
Die Daten sprechen eine klare Sprache: In Ländern mit funktionierenden Gewaltambulanzen ist die Verurteilungsquote bei häuslicher und sexueller Gewalt deutlich höher. Das österreichische Justizministerium betont: "Die Gewaltambulanzen sind ein zentrales Element im Kampf gegen Gewalt." Ziel sei eine bundesweite Verfügbarkeit – auch mithilfe moderner Telemedizin.
Diese könnte insbesondere für Vorarlberg ein Schlüssel sein: etwa durch virtuelle Begleitung durch Gerichtsmediziner bei Untersuchungen oder mobile Einsatzteams, wie sie bereits in Wien und Graz existieren.
(VOL.AT)
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