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Gesundheit ist auch Kopfsache

Gedanken haben starke Auswirkungen auf Befindlichkeit.

Die Männer waren zwischen 75 und 80 Jahre alt. Sie kannten einander nicht und hatten im Reisegepäck alles dabei, was sie damals, als sie noch zwanzig Jahre jünger waren, gerne mochten. Die Musik aus dieser Zeit, wer noch hineinpasste und sie aufgehoben hatte, die Klamotten aus der Zeit, und sie hatten noch eine Gemeinsamkeit: Die Altersforscherin Ellen Langer hatte sie per Inserat gefunden. „Dieses Experiment sollte richtungsweisend für die Gesundheits- und Altersvorsorge sein und uns allen zu denken geben“, wünscht sich Renate Daimler, die das Forschungsprojekt in ihrem aktuellen „Buch der Erlaubnis“ beschreibt.

Mehr Muskeln und Kraft

Die Studienteilnehmer wurden fünf Tage in einem schönen Heim untergebracht, das so eingerichtet war wie vor zwanzig Jahren. Das Ziel war, sie ganz in diese Zeit zurückzuversetzen, um zu überprüfen, ob Körper und Geist diese Bewusstseinsveränderung mitmachen und sie sich wieder jünger fühlen würden. Es lagen Zeitschriften aus dieser Zeit herum, es wurden mit einem alten Radio Sendungen von damals eingespielt, und am Abend gab es Filme, die vor zwanzig Jahren gedreht worden waren. Das Ergebnis war verblüffend. Die Männer, deren körperlicher und psychischer Zustand vor der Studie genau untersucht worden war, fühlten sich nach diesen fünf Tagen nicht nur jünger, sie sahen auch auf den Vorher-Nachher- Fotos rund drei Jahre jünger aus, und es konnten messbare Verbesserungen ihrer Gesundheit nachgewiesen werden. Sogar das Gehör hatte sich bei den meisten verbessert, und die Gedächtnisleistungen waren gestiegen. Sie hatten messbar mehr Muskeln, und die Kraft in den Händen hattezugenommen. Allein die Tatsache, dass dem Gehirn dieser Männer suggeriert wurde, dass sie wieder jünger wären, genügte für diese Veränderungen.

Kraft der Gedanken

Immer mehr Hirnforscher beschäftigen sich mit den Auswirkungen unserer Gedanken auf unsere körperliche Befindlichkeit und sind fündig geworden: „Es gibt den wissenschaftlichen Nachweis, dass die Art und Weise, wie wir über unsere Gesundheit denken, einen großen Einfluss auf unsere körperliche und seelische Verfassung hat“, sagt Daimler. In ihrem Kapitel „Gesundheit im Kopf“, erzählt sie Geschichten von Menschen, die sich mit der Kraft ihrer Gedanken und einer konsequenten Arbeit mit sich selber heilen konnten. „Unser Gehirn nimmt Aufträge von uns entgegen. Wenn wir uns zum Beispiel ständig sagen: ‚Das schaffe ich nie, ich kann nicht gesund werden, abnehmen, froh älter werden usw.‘, dann erfüllt unser Gehirn diesen Auftrag. Selbst vermeintlich positive Gedanken, wie ‚das muss ich noch machen, solange ich es kann‘, sind kontraproduktiv. Wir sagen uns damit ständig, dass es eine Zeit geben wird, wo wir das nicht mehr können. Weil wir zu krank oder zu alt sein werden. Das stimmt so nicht. Unser Körper lässt sich bis ins hohe Alter gerne neue Aufträge geben.“

Mit 90 auf dem Jakobsweg

Wer sich also in der Fastenzeit wieder einmal vornimmt, das Leben auf der Couch zu beenden, hat gute Vorbilder. Ein lebender Beweis dafür ist „Oma Toppelreiter“, die wohl älteste Wanderin auf dem Jakobsweg. Daimler hat sie in ihrem Buch „Wir wilden weisen Frauen“ porträtiert. Eigentlich wollte sie schon sterben, denn nach dem Tod ihres Mannes, mit dem sie sechzig Jahre das Leben geteilt hatte, sah sie in ihrer Existenz keinen Sinn mehr. Ihr Enkel wollte das nicht akzeptieren und erinnerte sie an ihre Träume. Und so kam es, dass sie mit seiner Hilfe anfing, zu trainieren. Aus der Frau mit kaputten Knien, und Osteoporose wurde eine Sportlerin, die ihre Ernährung umstellte und die es schaffte, mit neunzig Jahren hundert Kilometer auf dem Jakobsweg zu gehen.

EMPFEHLUNGEN

  • ÜBERPRÜFEN Sie Ihre Gedanken im Kopf, manche davon könnten alt sein
  • HINTERFRAGEN Sie Ihre Gewohnheiten, und forschen Sie nach selbstauferlegten Begrenzungen.
  • NEHMEN Sie Ihre Gesundheit selbst in die Hand und glauben sie nicht allen Prognosen der Ärzte automatisch. Eine Statistik über einen Krankheitsverlauf ist nur ein Durchschnitt. Sie sind einmalig.
  • ÜBERLEGEN Sie, was Sie sich bisher nicht erlaubt haben, und streichen Sie Sätze wie „ich bin dafür zu dick, zu plump, zu alt“ aus Ihrem Vokabular
  • NEHMEN Sie in Kauf, dass Sie belächelt werden, und lassen Sie sich davon nicht von Ihren Plänen abhalten.
  • TRAINIEREN Sie Körper und Geist gleichermaßen, und lassen Sie die Seele baumeln.
  • NEHMEN Sie wahr, wie kostbar Ihre Zeit ist, und lassen Sie den Gedanken an den Tod einen guten Ratgeber für Sie sein.
  • ERLAUBEN Sie nicht, dass Sie mit negativen Geschichten zugemüllt werden, das dient Ihrer Gesundheit nicht.
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