In zwei Jahren sollen die Ergebnisse vorliegen, erklärten Onkologe Peter Kalhs und Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg gegenüber der APA.
“Stammzelltransplantationen sind eine effiziente Behandlung bei schweren hämatologischen Erkrankungen. Aber sie sind auch für die Patienten belastend. Zunächst erfolgt eine intensive Chemotherapie, dann die Stammzelltransplantation. In der Aplasie-Phase (nach Zerstörung des Knochenmarks bis zum Wiederaufbau durch die Transplantation, Anm.) muss der Kranke rund drei Wochen in einem Krankenzimmer abgeschirmt bleiben. Das ist eine ziemlich stressige Zeit”, sagte Kalhs, Leiter der Abteilung für Stammzelltransplantationen an der Medizinischen Universitätsklinik I am Wiener AKH.
Laut wissenschaftlichen Untersuchungen erkranken rund 20 Prozent der Patienten nach einer Stammzelltransplantation noch zusätzlich an einer posttraumatischen Belastungsreaktion. Verschiedene Studien haben bereits gezeigt, dass eine zusätzliche Musiktherapie dagegen helfen kann.
Eine Kooperation der Wiener Uni-Klinik mit den Wiener Philharmonikern soll jetzt den objektiven Beweis dafür bringen, dass Musik die Lebensqualität der Patienten verbessert. Schon seit 2006 bemühen sich die Wiener Philharmoniker um die Transplantationspatienten. Hellsberg: “Von uns besuchen Musiker den Patienten im Spital und spielen für sie.” Am häufigsten standen bisher Johann Sebastian Bach bzw. Fritz Kreisler “auf dem Programm”.
Im Rahmen der Studie erfolgt das laut Kalhs so: “In der Aplasie-Phase kommt ein Musiker auf die Station, der 25 bis 30 Minuten mit dem Patienten verbringt. Etwa 15 Minuten spielt der Künstler dem Kranken Musik vor. Wir nehmen die Live-Vorführung auf und brennen sie auf CD. Der Patient soll später auch zu Hause regelmäßig diese Musik hören.” Eine Vergleichsgruppe von Patienten erhält stattdessen eine Entspannungs-CD.
Fünfmal über einen längeren Zeitraum wird – per Fragebogen zu Beginn der medizinischen Behandlung, während Chemotherapie, Aplasie, nach Transplantation und drei Monate später – die Lebensqualität der Patienten gemessen. Zum Einsatz kommen sollen aber auch spezielle “Uhren”, mit denen man Herzfrequenzveränderungen, Hautwiderstand etc. als Indiz für die Stressbelastung registrieren kann. Man will auch Hinweisen dafür nachgehen, dass sich während der Darbietung die Parameter von Patient und Musiker “synchronisieren”.
Hellsberg: “Wir wollen damit auch wissen, was Musik zwischen Menschen – Musikern und Zuhörern – bewirkt.” Zunächst will man eine Gruppe von je acht bis neun Personen in die Studie aufnehmen. Das Projekt könnte aber auf bis zu je 30 Patienten ausgedehnt werden. Die Nachfrage von Patienten nach Philharmoniker-Besuch ist jetzt schon groß. “Wann kommt wieder ein Philharmoniker?”, ist auf der Stammzelltransplantation-Station in Wiener AKH öfter zu hören.
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