Dornbirn. Es war eine Stunde der Auszeit vom hektischen Alltag, die von den Menschen genossen wurde. Im Café Ulmer war jeder Stuhl besetzt, denn Prof. Gerhard Winkler lud zur Dichterlesung. Ihm ist es ein Anliegen, Augenblicke der reichen Geschichte von Haselstauden vor dem Vergessenwerden zu bewahren. Einfühlsam las er Gedichte von Theresia Hammerer, die von Tochter „Ottila“ aus dem ehemaligen Gasthaus Sternen in der Wälderstraße, für die Nachwelt bewahrt wurden. Der Themenkreis aus den 300 Texten war vielfältig. Mit seiner ihm eigenen Sprache erfreute der in Wien geborene akademische Maler die zahlreichen Zuhörer mit Balladen, Moritaten von Liebe, Mord und Totschlag und mit Geschichten aus dem Leben der Dichterin.
Doch wer war Theresia Hammerer? 1865 wurde sie in Bizau geboren, zählte zu den Persönlichkeiten, die Haselstauden prägte. Sie war Sternenwirtin und als Dichterin und Musikantin bekannt. Zusammen mit ihrem Mann kauften sie 1912 das Gasthaus „Zum Sternen“. Unter ihren vielen Kindern war auch Ottilie Hammerer, die das Gasthaus bis zum Tode ihrer Mutter im Jahr 1944 betrieb.
Danach wurde es als Wohnhaus benutzt. Als das Gebäude an einem eisigen Wintertag 1985 von einem Postbus gerammt wurde, war sein Ende besiegelt. Doch die Texte überlebten und werden im Stadtarchiv aufbewahrt, in Kurrentschrift, die heute kaum noch jemand lesen kann. Aber die pensionierte Lehrerin aus dem Oberdorf, Hildegard Oprießnig, konnte helfen und „übersetzte“ die Werke in eine für alle lesbare Schrift. Fotos, die Gerhard Hopfner vom Gasthaus Sternen gesammelt hat, ließen die Vergangenheit auferstehen. Und als am Ende der Lesung Gerda Troll, die Tochter von „Ottila“ auch noch das Lied vom „Knieberg“ anstimmte, musste so mancher vor Rührung zum Taschentuch greifen.
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