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Geschaffene Armut in Brasilien

Bischof Erwin Kräutler sprach über „Mein Leben mit den Armen“ in der Koblacher DorfMitte.
Bischof Erwin Kräutler sprach über „Mein Leben mit den Armen“ in der Koblacher DorfMitte. ©hellrigl
Bischof Kräutler informierte über die verheerenden Auswirkungen vom Kraftwerksbau Belo Monte Koblach. „Verlier keine Zeit mit den Indianern, diesen Steinzeitmenschen“ – diese unvergessliche Empfehlung bekam Bischof Erwin Kräutler 1965 bei seiner Ankunft in Brasilien.
Vortrag mit Bischof Kräutler

„Ich erkannte bald, dass es neben der materiellen Armut auch eine Armut gibt, die geschaffen wird, die bedeutet, nicht sein zu dürfen“, so Bischof Erwin Kräutler bei einem Vortrag in der bis auf den letzten Platz gefüllten DorfMitte in Koblach. Als Bischof von der größten Diözese Brasiliens sieht er seinen Auftrag nicht nur bei der verbalen Verkündigung, sondern geht und kämpft Seite an Seite mit den Indios den Weg der Anerkennung. „Die Indios werden entweder von ihrem Grund verjagt oder sie werden angestellt und nicht bezahlt“, erklärte Kräutler die Vorgangsweise und knüpfte an das Kraftwerk Belo Monte an.

Zwangsumsiedlung

„Durch die geplante Überflutung am Xingu sollen hier 30.000 Menschen – Indianervölker, die seit Urzeit dort gelebt haben – zwangsumgesiedelt werden“, so der Russpreisträger. Und das Leben an diesem dann toten See, so weiß man bereits erfahrungsgemäß, beinhaltet Stechmückenplagen und Epidemien, sodass ein Leben unmöglich ist. Wenn Menschen arm gemacht werden, dann sei das nicht Zufall, sondern System, lautete Kräutlers trauriges Resümee. „Die zivilisierte, auf Profit ausgerichtete Welt befindet sich in Krisen, und wir wollen diese Zivilisation anderen überstülpen“, gab Dom Erwin zu bedenken, „dabei heißt gut leben für die Indios, einfach miteinander leben zu dürfen“. Von diesen Gedanken könne die Welt in unseren Breiten ganz sicher lernen.

Weltklima

Zudem hat Belo Monte Auswirkungen auf das Weltklima. „Um das energetische Potenzial zu erreichen müssen drei weitere Staudämme gebaut werden, und dann ist das Klima regulierende Amazonien am Ende“, so die Prognose von Kräutler. Trotz der verfassungswidrigen Vorgangsweise der Regierung und einem durch einzigartige Zierfische verursachten Baustopp, werden in Altamira derzeit Vorkehrungen zum Bau von Belo Monte getroffen. Kräutler konnte nicht sagen, wie es nun weiter geht. Hoffnung keimen lässt die Tatsache, dass er Hilfe von anderen Organisationen erfährt und in Restbrasilien ein Umdenken stattgefunden hat.

Zur Person:
Erwin Kräutler erhielt letztes Jahr den alternativen Nobelpreis
Geboren: 1939 in Koblach
1958 Eintritt in die Kongregation der Missionare vom Kostbaren Blut,
Studium der Theologie und Philosophie in Salzburg;
Laufbahn: 1965 Priesterweihe und seither Missionar in Brasilien,
seit 1980 Bischof der flächenmäßig größten brasilianischen Prälatur Xingu (350.000 km²)

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