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Gernot Blümel (ÖVP) hat um Kultur gekämpft - als "Asset" für EU-Ratsvorsitz

Blümel will Kultur als "Asset" für EU-Ratsvorsitz nutzen
Blümel will Kultur als "Asset" für EU-Ratsvorsitz nutzen ©APA/HANS KLAUS TECHT
Kanzleramtsminister Gernot Blümel (ÖVP) will den Bereich Kultur als "Asset" für den EU-Ratsvorsitz nutzen. Prinzipiell hat Blümel vielfältige Aufgaben: Zu seinen Agenden zählen die EU, Medien sowie Kunst und Kultur, zudem ist er für Regierungskoordination zuständig.
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Vierteilen kann er sich nicht, doch wie er sein Zeitbudget aufteilen wird, hat er noch keine Ahnung. Sicher ist: “Kultur war der einzige Bereich, um den ich wirklich gekämpft habe”, sagt er im Interview.

Vorbereitung und Durchführung des EU-Ratsvorsitzes braucht Zeit

Ein Gutteil seiner Zeit werde allerdings im nächsten Jahr die Vorbereitung und Durchführung des EU-Ratsvorsitzes in Anspruch nehmen, “worüber ich mich auch sehr freue, weil mir das Europapolitische schon ein bisschen in der Wiege liegt. Ich war lange in der europäischen Jugendpolitik, eine Zeit lang in Brüssel und fünf Jahre im Außenministerium tätig.” Blümel sieht den Vorsitz als Chance, die proeuropäische Ausrichtung dieser Bundesregierung unter Beweis zu stellen.

“Kunst und Kultur ist eines der Assets in dieser Phase, wo Europa bei uns zu Gast ist. Österreich ist bei Kultur Weltspitze.” Und damit will Blümel auch “ordentlich Punkte machen”. Bei den begleitenden Kulturveranstaltungen möchte er das Fin de Siecle, das 2018 mit den 100. Todestagen von Klimt, Schiele, Kolo Moser und Otto Wagner international im Blickpunkt steht, mit zeitgenössischer österreichischer Kunst kombinieren und in die Auslage stellen. So wie die Wiener Moderne einst Weltruf genossen habe, so möchte er Österreich “in Analogie zu damals” als moderne, in die Zukunft orientierte Kulturnation positionieren.

Blümel will “möglichst viel für die Kultur herausholen”

Grundsätzlich gelte: “Ich werde möglichst alle Kontakte, die ich zum Finanzminister habe, nutzen, um möglichst viel für die Kultur herauszuholen.” Die Befürchtungen der Kulturszene gehen freilich in die andere Richtung: Einsparungen könnten vor allem kleine, potenziell regierungskritische Kulturinitiativen treffen. “Es geht uns nicht darum, politische Wertungen vorzunehmen. Nicht Politik in die Kunst und Kultur, sondern Politik für die Kunst und Kultur ist meine Devise: Rahmenbedingungen schaffen, damit Künstlerinnen und Künstler möglichst erfolgreich sein können.” In den nächsten beiden Jahren werde es allerdings budgetär kaum Spielraum geben, gibt Blümel zu, von automatischer Valorisierung gar nicht zu reden. “Für die Phase danach gibt es schon Überlegungen, wo man was tun kann. Das verhandeln wir aber intern.”

Pläne des neuen Kulturministers

Der neue Kulturminister betont, seine SP-Vorgänger Josef Ostermayer und Thomas Drozda zu schätzen und viele ihrer Initiativen – vom Weißbuch für die Weiterentwicklung der Bundesmuseen bis zur Gründung des Hauses der Geschichte Österreich (HGÖ) – prüfen zu wollen. “Ich halte nichts davon zu sagen: Alles, was meine Vorgänger gemacht haben, ist schlecht. Die Frage ist: Wo gibt es Verbesserungspotenzial?” Auch den von Drozda eingesetzten Kunstsektionschef Jürgen Meindl kenne und schätze er: “Insofern wird es da keine Probleme geben.” Meindl bekommt freilich mit dem aus der Präsidialdirektion des Verfassungsgerichtshofs geholten Dieter Kandlhofer als Generalsekretär im Bundeskanzleramt einen neuen unmittelbaren Vorgesetzten mit Weisungskompetenz.

In welche Richtung es bei der im Regierungsprogramm angekündigten “Neuaufstellung der Bundestheaterholding” gehen soll, ist jedoch noch ebenso ungewiss wie bei der Stärkung des Zusammenspiels von Bund und Ländern oder bei der angekündigten Prüfung einer “Österreich-Quote” bei öffentlich-rechtlichen bzw. geförderten Medien. Wie weit man da gehen könne, sei “de facto die Gretchenfrage”, so Blümel.

Blümel persönlich ein Fan von Musik und Oper

Einladungen zum “strukturierten Diskurs” sollen schon bald die Kultursprecher der anderen Parlamentsparteien ebenso erhalten wie die Kulturreferenten der Landesregierungen. Dass der neue Kulturminister Philosophie studiert hat, wird seinen unmittelbaren Niederschlag finden: “Ich möchte einen Dialog mit Philosophen hier im Bundeskanzleramt aufbauen. Davon hat es in den letzten Jahrzehnten sicher zu wenig gegeben.” Und für die jetzt weißen Wände im Bundeskanzleramt lässt er ein Konzept der Bespielung mit zeitgenössischer Kunst ausarbeiten – “als ein erster Schritt und als Symbol für die Öffnung des Hauses”.

Bei der Frage nach seinen persönlichen Vorlieben als Kulturkonsument lässt sich Gernot Blümel dagegen gar nicht in die Karten schauen. Da antwortet er lieber mit einem theoretischen Exkurs: “Mein persönlicher Zugang ist ein doppelter. Zum einen die persönliche ästhetische Empfindung – was löst die aus? Das ist bei mir am ehesten in der Musik und der Oper der Fall. Und der zweite Bereich kommt aus meiner Vorbildung: Der ideengeschichtliche Zugang zu Kunst ist der, der mich am meisten fasziniert. Der Prozess der abendländischen Geistesgeschichte und die Entwicklung der Erkenntnistheorie spiegelt sich nicht nur in den Gesellschaftsformen, sondern auch in der Ausformung der Kunst wider.”

(apa/red)

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