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Geplante E10-Umstellung sorgt für Ärger an der Tankstelle

©VOL.AT Mayer
Vorarlberger Tankstellenbetreiber verärgert über hastige Umstellung auf Super95-E10.

Peter Aberer, Obmann des Vorarlberger Energiehandels, kritisiert die Mineralölkonzerne für die "Vogel-friss-oder-stirb"-Politik gegenüber den Tankstellenbetreibern - aufgrund der Kurzfristigkeit sei es nicht möglich, auf andere Lieferanten zu wechseln - E10-Verweigerer unter den Autofahrern dürften ins Ausland ausweichen oder gleich gar nicht in Vorarlberg tanken - die Zeche zahlen die Ländle-Tankstellen.

Peter Aberer ©WKV / Frederick Sams

Komplettumstellung

Die von den führenden Mineralölkonzernen in Österreich überraschend angekündigte Komplettumstellung von Superbenzin95 von E5 auf E10 bringt die Betreiberinnen und Betreiber von Tankstellen insbesondere in Vorarlberg in Bedrängnis. Wie medial berichtet soll es an allen Tankstellen der großen Mineralölfirmen in Österreich schon ab 1. April 2023 bei Superbenzin95 nur noch den Treibstoff mit einem zehnprozentigen Bio-Ethanol-Anteil geben. Bislang gab es Superbenzin95 auch in der E5-Variante, also mit einem fünfprozentigen Bio-Ethanol-Anteil. Auch Großhändler erhalten nur noch die E10-Variante.

Kritik an sehr kurzfristig angekündigter Umstellung

Peter Aberer, Obmann des Energiehandels in Vorarlberg und Geschäftsführer des Treib- und Heizstoff-Großhändlers ESW Reiner Logistik, erklärte im wpa-Gespräch, dass diese Umstellung äußerst kurzfristig und ohne angebotene Alternativen oder Übergangsfristen kundgetan wurde. "Wir haben davon vergangene Woche erfahren. Der Großhandel in Österreich bekommt von den führenden Herstellern schon ab dem 23. März 2023 kein Superbenzin95 mit E5 mehr geliefert." Die vermehrte Einführung von E10 bei Superbenzin95 sei zwar schon länger in Diskussion. Dass es jetzt allerdings binnen drei Wochen gar kein Superbezin95 mit E5 mehr für die Tankstellen geben soll, davon sei nie die Rede gewesen. "Das ist eine Vogel-friss-oder-stirb-Politik und das ist verwerflich", kritisiert Aberer.

Nachbarländer haben E5 und E10

Denn am Ende des Tages würden die Konsumentinnen und Konsumenten entscheiden, ob sie Super95 mit E5 oder E10 tanken wollen. Eine rechtliche Vorgabe gibt es nicht. "Wenn es Super95-E5 in Vorarlberg nicht mehr gibt, dann weichen betroffene Autofahrer ins grenznahe Ausland aus. Das ist das Problem in einem kleinen Bundesland mit kurzen Wegen zur Grenze", so Aberer. Gerade in Deutschland werde nämlich unverändert auch Super95-E5 angeboten. Gleiches gilt für die Schweiz. Umgekehrt werden viele ausländische Autofahrerinnen und Autofahrer, die nicht auf E10 wechseln wollen, dann nicht mehr in Vorarlberg tanken. "Den rückläufigen Absatz haben schlussendlich immer die Betreiberinnen und Betreiber der regionalen Tankstellen."

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Zu kurzfristig für Lieferantenwechsel

Durch die sehr kurze Zeitspanne zwischen Ankündigung und Umstellung sei es den unabhängigen Tankstellenbetreibern und den Großhändlern nicht möglich gewesen, sich einen anderen Lieferanten zu suchen, der sie auch weiterhin mit Super95-E5 beliefert. Rein technisch gesehen sei es auch nicht ohne weiteres machbar, einen einmal mit E10 befüllten Großtank einer Tankstelle danach wieder mit E5 zu füllen - etwa wenn die Nachfrage nach E10 nicht zufriedenstellend verläuft. "Dafür sind zuvor aufwändige und kostspielige Reinigungen notwendig", erklärt Aberer. 

Seetankstelle Fußach: Ältere Boote vertragen E10 nicht

Auch sein Unternehmen ESW Reiner Logistik GmbH sei von der Umstellung unmittelbar betroffen, sagt Aberer. Rund 1,5 Millionen Liter Ottokraftstoffe verkaufe er an Abnehmer in Vorarlberg, etwa an kleinere Tankstellenbetreiber oder an die Seetankstelle in Fußach. "Viele ältere Boote vertragen E10 mit Sicherheit nicht. Deshalb muss ich einen Lieferanten im Ausland suchen, der uns auch weiterhin mit Super95-E5 beliefert", beschreibt der Obmann des Vorarlberger Energiehandels die Situation.

Seetankstelle in Fussach. ©Archivbild: Stiplovsek

Aufrechter Vertrag für E5-Belieferung

Jetzt befinde man sich in Gesprächen mit jenem Treibstoffhersteller, der ESW Reiner Logistik mit Superbenzin95 versorgt. "Wir haben einen aufrechten Vertrag, der uns eine Versorgung mit Super95-E5 bis Jahresende 2023 garantiert. Der soll jetzt auf einmal per 1. April 2023 nicht mehr gelten. Man will uns nur noch E10 verkaufen", so Aberer. Er erwarte sich von dem Mineralölkonzern jedenfalls eine Übergangsfrist bis Jahresende 2023. Ansonsten werde man die Angelegenheit rechtlich prüfen lassen.

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Keine Kritik an E10 an sich - die allermeisten Motoren vertragen es

Seine Kritik an der überraschenden Einführung von Super95-E10 ohne Übergangsfrist und das Auslisten von Super95-E5 richte sich an die Mineralölkonzerne und ihren Umgang mit den Tankstellenbetreibern, aber nicht gegen E10 an sich. Zumal dieser Treibstoff günstiger als die E5-Variante sei und eine bessere CO2-Bilanz habe. "Motoren, die nach 2010 gebaut wurden, haben damit keine Probleme", erklärt Aberer.

Alternativen deutlich teurer

Wer sich nicht sicher sei, der könne sich auf der Internetseite e10tanken.at darüber informieren, ob sein Motor geeignet ist oder nicht. Eigne sich der Motor nicht und wolle man nicht im Ausland tanken und dennoch bei Super95-E5 bleiben, dann könne man nur auf die deutlich teureren Superbenzin-Premiumprodukte der Mineralölfirmen umsteigen. Denn die gebe es auch weiterhin in der E5-Variante. Aberer spricht hier von Mehrkosten von bis zu 20 Cent pro Liter. (wpa)

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