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"Genötigt, mit mir zu feiern"

Das erste halbe Jahr ihrer Gefangenschaft befand sich Natascha Kampusch wie in Isolationshaft im Keller. "Es war furchtbar. Und ich habe beinahe klaustrophobische Zustände bekommen".

In diesem kleinen Raum. Und schlug mit Mineralwasserflaschen an die Wände oder mit den Fäusten. Es war … es war grauenvoll“, sagte die junge Frau in dem ORF-TV-Interview. Erst nach rund sechs Monaten durfte sie zum ersten Mal zum Waschen ins Haus Priklopils hinauf.

Die Beziehung zu ihrem Entführer war ambivalent. „Er hat alles kontrolliert. Er war sehr paranoid“, sagte die 18-Jährige. Anfangs bekam sie lediglich Zeitungen zu lesen, Radio dürfte sie erst nach zwei Jahren hören. Nach der Lektüre durchsuchte Priklopil die Zeitschriften, ob Natascha Kampusch nicht Botschaften darauf geschrieben oder „Nachrichten verschluckt“ hätte.

Meldungen über die Suche nach ihr hat ihr Peiniger vor dem Opfer versteckt. „Er meinte, meine Eltern würden sich nicht um mich kümmern oder nach mir suchen. Und später meinte er, dass meine Eltern im Gefängnis gewesen wären“, sagte Natascha Kampusch. Später wurden ihr aber auch die Nachrichten über ihren Fall zugänglich gemacht. „Weil ich ihm gesagt hab’, dass das nicht Recht wäre, mir diese Informationen, da sie ja mich betreffen, zu entziehen“, so die junge Frau.

Andererseits hat sie mit ihrem Entführer auch die Feste wie Ostern, Weihnachten und ihren Geburtstag gefeiert. „Ich hab’ ihn dazu genötigt, es mit mir zu feiern. Ja, er hat mir viele Sachen geschenkt“, erzählte die junge Frau. Mit den Zuwendungen habe er offensichtlich ein „sehr starkes Gewissen“ kompensiert. „Ich glaube, er hatte ein sehr starkes schlechtes Gewissen. Aber er versuchte, es massivst zu verdrängen und abzuleugnen“, sagte die junge Frau. In ihr Kinderzimmer bei ihrer Mutter will Kampusch vorerst nicht zurück gehen. „Also leben werde ich, glaube ich, nicht mehr dort. Aber ich werde ab und zu bei meiner Mutter in dem Zimmer übernachten.“

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