Sie sind gemeinhin in den Kraftwerken der menschlichen Zellen, den Mitochondrien, zu suchen. Einem Auslöser kamen nun tschechische und österreichische Forscher auf die Schliche: Bei einem bestimmten Gendefekt wird die Bildung des universellen Energielieferanten ATP unmittelbar beeinträchtigt, was zur sogenannten Laktatazidose führen kann – eine mit einer Häufigkeit von eins zu 5.000 auftretenden angeborenen Stoffwechselstörung. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschafter in der aktuellen Online-Ausgabe der Fachzeitschrift “Nature Genetics”.
Das energiereiche Molekül ATP (Adenosintriphosphat) gilt als der universelle Energielieferant lebender Zellen – von Bakterien bis zum Menschen. Die direkte ATP-Bindung aus ATP und Phosphat führt am Ende der Zelloxidation das Enzym ATP-Synthase durch. Es ist vergleichbar einer “Schiffsschraube” beim Lebensmotor in den Zellen, meinte Wolfgang Sperl, Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg gegenüber der APA. Denn das produzierte energiereiche ATP steht als Motor für verschiedenste Zellfunktionen zur Verfügung.
ATP-Synthase-Defekte sind bei Kindern an den hohen Laktat-Werten sowie an Entwicklungsverzögerungen und schwächerer Skelett- und Herzmuskulatur sowie auch oft an Veränderungen im Zentralnervensystem ablesbar. Nun konnten erstmals Defekte der ATP-Synthase “biochemisch einzigartig” erfasst und beschrieben sowie eine genetische Mutation im Zellkern als Defekt-Ursache ausgemacht werden, so Sperl.
Im Zuge der Zusammenarbeit konnten die PMU-Forscher unter Beteiligung des Biochemikers Johannes Mayr und die tschechischen Forscher von der Universität Prag auf das genetische Material von über fünfzehn Familien aus Mitteleuropa – “fast ausschließlich Roma-Familien” – zurückgreifen, bei denen ATP-Synthase-Defekte diagnostiziert worden waren und die teilweise Blutsverwandtschaft aufwiesen. Über homozygote (reinerbige) “Familien- und Verwandtschaftskartierungen” konnte nach dem Defekt auf der genetischen Ebene gesucht werden. Die Forscher erkannten, dass ATP-Synthase-Defekte und damit auch eine Laktatazidose bei Kindern durch eine Mutation des nukleären Gens “TMEM70” erfolgen kann. Neben dieser Mutation sind die Forscher bereits einer zweiten Mutation der ATP-Synthase auf der Spur, die ebenfalls zur Laktatazidose führt, so Sperl.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.