Pionierarbeit in der Sozialberufsbildung
30 Jahre lang war Gerhart Hofer Direktor der Kathi-Lampert-Schule für Sozialbetreuungsberufe in Götzis. Im Mai 1990 bekam er vom privaten Schulträger, dem Werk der Frohbotschaft Batschuns und von der Landesregierung den Auftrag, ein neues Konzept für eine drei-jährige Berufsausbildung aufzubauen. Die Betreuung von Menschen mit Behinderungen sollte auch in Österreich von pädagogisch wie pflegerisch qualifiziertem Personal übernommen werden. Damals hieß die Schule noch „Lehranstalt für Heilpädagogische Berufe“ und war im Vorarlberger Wirtschaftspark angesiedelt. Am Anfang war die Schule sehr klein, weil kaum Bedarf gesehen wurde. Es gab zu Beginn einige Klassen, eine Fachbibliothek und eine Fortbildungsabteilung. Mittlerweile ist die Schule im Haus der Bildung am Garnmarkt. 200 erwachsene, großteils berufstätige Studierende in 14 Klassen werden von 43 Lehrpersonen unterrichtet. Es werden zehn verschiedene modulare Ausbildungen angeboten.
Gerhart Hofers Anliegen war es, eine zeitgemäße und personenorientierte Berufsausbildung anzubieten, damit Menschen mit Behinderung die Art von Begleitung und Betreuung erhalten, die sie brauchen. „Professionelle Begleitungskompetenz ist ein Zusammenspiel von Wissen, Können und Haltung“, so Hofers Credo. Deshalb waren ihm Innovation und der Blick über die Grenzen besonders wichtig. Mehr als zehn Jahre war er Vorsitzender der „Association of Care Educators in Europe“. Dieser europäische Schulleiterverein mit Sitz in Götzis kümmerte sich um behindertenpädagogische Ausbildungen sowie um den internationalen Austausch von Studierenden. Auch in Österreich hat Gerhart Hofer besondere Akzente in der Sozialberufsbildung gesetzt. 25 Jahre war er im Vorstand des Schulleitervereins DIVOS. Die Berufsgesetze „Sozialbetreuungsberufe“ sowie die Lehrpläne der neuen Schule für Sozialbetreuungsberufe 2005 wurden von ihm entscheidend mitgestaltet.
Engagement gegen das Vergessen und für Inklusion
In Vorarlberg wurde Gerhart Hofer bekannt durch sein großes Engagement gegen das Vergessen der Euthanasieopfer. Mehr als dreihundert Vorarlberginnen und Vorarlberger mit so genannter geistiger Behinderung wurden von den Nazis als nicht lebenswert angesehen und von 1940 - 1945 systematisch umgebracht. Eine von ihnen war Katharina Lampert. Im Jahr 2006 wurde die Schule deshalb auf Initiative des Direktors zur Kathi-Lampert-Schule für Sozialbetreuungsberufe umbenannt. Es sollte ein Statement für die gelebten Werte der Schule sein. Mit der UN-Behindertenrechtskonvention 2008 begann Hofers Engagement für die Menschenrechte. Die Gründung einer integrativen Ausbildungsform an seiner Schule sowie seine langjährige Tätigkeit als Sachwalter belegen, dass Inklusion für ihn mehr ist als Sonntagsrede.
Biografie Gerhart Hofer
Am 30. September geht nun eine 30-jährige Schulleiterkarriere zu Ende. Gerhart Hofer wurde 1958 geboren, ist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder. Seine Tätigkeiten in Schule und Jugendarbeit, als Lehrer im Schulheim Mäder, in der Pfarre Götzis wie auch als langjähriger Vorsitzender des Landesjugendbeirates waren gute Grundlagen für das Übernehmen einer herausfordernden Lebensaufgabe. Das Werk der Frohbotschaft Batschuns als Schulträger dankt Gerhart Hofer für das langjährige Engagement zum Wohle der Schule und letztlich der Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen durch gute Begleitung.
Neuer Direktor Christoph Schindegger
Nachfolger von Gerhart Hofer als Schulleiter wird sein Mitarbeiter Christoph Schindegger, mit dem er 22 Jahre zusammenarbeitete. Christoph Schindegger ist Soziologe und Politikwissenschafter. Das Amt des Direktors übernimmt er am 1. Oktober 2020. Er ist 49 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern.
Quelle: Kathi-Lampert-Schule/Sonja Donner
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