Twitter, Mumble, Wiki & Co: Auch bei der Auswahl der Kommunikationsmittel wird deutlich, dass sich die Piraten überwiegend aus der Generation Internet rekrutieren. Zentrales Stichwort bei allen verwendeten Tools: Basisdemokratie. Alle Mitglieder und Funktionäre – oder auch einfach nur Sympathisanten – haben gleichberechtigten Zugriff, Hierarchien gibt es nur in den seltensten Fällen. Die Piraten-Werkzeuge haben aber auch Nachteile: Sofern man sich nicht täglich mit den Informationsquellen beschäftigt, geht die Übersicht schnell verloren. Mehrere Hundert Nachrichten pro Tag alleine in einer Mailing-Gruppe sind keine Seltenheit, die Protokolle etwa im „Piraten-Pad“ werden gleichzeitig von mehreren Schriftführern editiert. Dass die Piraten das Thema Basisdemokratie ernst nehmen, beweist der Testlauf des Programms „Liquid Feedback“: Zu unterschiedlichen Themen werden unmittelbar und zeitnah Stimmungsbilder abgefragt. Die Berliner Piraten wollen sich an die Abstimmungen halten.
Twitter: Der Kurznachrichtendienst Twitter ist die populärste Kommunikationsplattform der Piraten. Auf 140 Zeichen pro Nachricht wird der politische Alltag kommentiert. In Deutschland sind die Piraten auf Twitter mittlerweile die stärkste Kraft. Knapp 100.000 Personen mischen mit. Zum Vergleich: Die Grünen schaffen es dort auf knapp 45.000 Twitter-Verfolger – und sind damit noch vor SPD und CDU die zweitstärkste Twitter-Fraktion.
Piraten-Pad: Der Service wird von den deutschen Piraten betrieben und kostenlos angeboten. Konkret handelt es sich beim Piraten-Pad um einen webbasierten Editor, der im Kollektiv verwendet werden kann. Die gleichzeitige Bearbeitung von Texten wird etwa für Sitzungsprotokolle verwendet. Durch die Nummerierung der Zeilen bleibt die Struktur des Dokuments immer erhalten. Dadurch, dass alle Piraten bei der Erstellung beteiligt sind, wird sichergestellt, dass auch alle Infos den Weg ins Protokoll finden.
Piraten-Wiki: Was wollen die Piraten und wer sind die handelnden Personen? Das Wikipedia der Piratenpartei ist wie ein Nachschlagewerk aufgebaut – und das öffentlich und transparent. Was zuvor auf anderen Plattformen, etwa dem Piraten-Pad, erarbeitet wurde, findet im Piraten-Wiki schließlich seine Archivierung und Veröffentlichung. Nachteil der Piraten-Enzyklopädie: Aufgrund der Vielzahl an Informationen ist man rasch überfordert. Die Suchfunktion funktioniert nur suboptimal.
Mailing-Liste: Eine Erfindung der Piratenpartei sind Mailing-Listen zwar nicht, so exzessiv genutzt wie beim 2.0-Politnachwuchs werden sie jedoch kaum. Innerhalb einer bestimmten Gruppe – etwa Ortsgruppen oder Landesorganisationen – werden E-Mail-Verteiler aufgebaut. Dieses Tool ist aber nur etwas für hartgesottene Piraten-Fans. Da auf manchen Listen teilweise mehrere Hundert Mails pro Tag übermittelt werden, können nur noch die Wenigsten dem Nachrichtenverlauf folgen.
Mumble: Auch bei Telefonkonferenzen setzen die Piraten ganz auf das Internet. Mumble nennt sich die Sprachsoftware, die ähnlich wie Skype funktioniert und überwiegend in der Gamer-Szene Anwendung findet. Der Vorteil: Mehrere Programme – etwa auch Spiele – können parallel verwendet werden. Neben der ausgezeichneten Sprachqualität überzeugt Mumble vor allem beim Thema Sicherheit. Alle Gespräche werden verschlüsselt, das Abhören durch Dritte ist dadurch deutlich erschwert.
Liquid Feedback: Basisdemokratie im Zeitalter des Internets: Mit dem Programm Liquid Feedback können die Piraten Meinungsbilder einholen. Es handelt sich um eine freie Software, die derzeit getestet wird. Damit wollen die Piraten das Demokratiekonzept der „Liquid Democracy“ (Flüssige Demokratie) umsetzen: Eine Mischform aus repräsentativer und direkter Demokratie, bei der die Grenzen ineinanderfließen. Die Ergebnisse sind bis dato noch nicht bindend für die Piraten.
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