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Gelenksrheuma lässt sich "abdrehen"

Gute Nachricht für Patienten mit aggressiver chronischer Polyarthritis (auch: rheumatoide Arthritis oder "Gelenksrheuma"):

Mit einer Kombinationstherapie aus dem Zytostatikum Methotrexat und einem Biotech-Medikament lassen sich bei 50 Prozent der Betroffenen die Krankheit zum Verschwinden bringen. Bei 80 Prozent lässt sich im Röntgen ein Stopp der Gelenkszerstörung nachweisen. Dies ist das Ergebnis einer großangelegten Studie, die heute, Mittwoch, von der britischen Medizin-Fachzeitschrift “The Lancet” veröffentlicht wird.

Der in Fachkreisen international bekannte Spezialist Paul Emery (Institut für Molekulare Medizin in Leeds) und die Co-Autoren hatten für die Studie 542 Patienten mit moderater bis schwerer Polyarthritis und einer Krankheitsdauer von drei bis 24 Monaten in zwei Gruppen eingeteilt: 274 erhielten pro Woche bis zu 20 Milligramm Methotrexat (MTX) plus 50 Milligramm Etanercept, 268 ausschließlich MTX.

Das Zytostatikum wird in niedriger Dosierung seit Jahrzehnten zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis eingesetzt. Bei Etanercept handelt es sich um ein Biotech-Medikament. Das enthaltene Fusionsprotein fängt im Körper den stärksten entzündungsfördernden Immunbotenstoff (Tumornekrosefaktor alpha – TNF-alpha) ab.

In der Studie wurde der Zustand der Patienten nach einem Jahr beurteilt. Das Ergebnis: Bei exakt 50 Prozent der Kranken mit Kombinationstherapie kam es zu einem Verschwinden der Symptome wie Schmerzen und Gelenksschwellungen. Unter den Patienten mit der Methotrexat-Therapie allein war das nur bei 28 Prozent der Fall. Ähnlich waren die Ergebnisse bei den Röntgenuntersuchungen der beiden Gruppen. So kam die sonst fortschreitende Zerstörung der von der Erkrankung betroffenen Gelenke unter Kombinationsbehandlung bei 80 Prozent der Kranken zum Stillstand, bei den übrigen Behandelten nur bei 59 Prozent.

Die Wissenschafter: “Bei Patienten mit früher und schwerer Polyarthritis sind mit einer Kombination von Etanercept und Methotrexat innerhalb eines Jahres sowohl eine klinische Remission (Verschwinden der Symptome, Anm.) als auch ein Stopp des Fortschreitens der Erkrankung durchaus erreichbare Ziele.”

Auch führende österreichische Rheumatologen – so zum Bespiel Josef Smolen von der Wiener Universitätsklinik – haben immer wieder darauf hingewiesen, dass eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Polyarthritis entscheidend ist. Einmal eingetretene Gelenksschäden sind nämlich irreparabel. Laut Angaben von Roche Austria erhält in Österreich derzeit nur jeder sechste oder siebente Polyarthritis-Patient, der für eine solche Behandlung in Frage kommt, auch die modernen Biotech-Arzneimittel, wie zum Beispiel Etanercept.

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