Geisterfahrer: So verhält man sich richtig

Damals, im ersten Jahr der Corona-Pandemie mit strengen Maßnahmen wie den Lockdowns, hatte die Zahl mit 346 aber auch einen Allzeit-Tiefstand erreicht. 2021 lag sie schon wieder leicht über dem Schnitt der vergangenen 13 Jahre von 381 Meldungen. Drei Menschen starben bei Geisterfahrerunfällen, 2020 hatte es keinen Toten gegeben.
Insgesamt ereigneten sich nach Angaben des Innenministeriums neun Unfälle, an denen Geisterfahrer beteiligt waren, bei sieben kamen Menschen zu Schaden: Neben den drei Todesopfern gab es sieben Schwer- und neun Leichtverletzte. 2020 war aus sieben Unfällen nur ein Leichtverletzter hervorgegangen
Wann falsch gefahren wird
Am häufigsten gingen Meldungen - in Summe 44 - im August ein. Im Jänner während eines harten Corona-Lockdowns wurden mit 24 Geisterfahrern die wenigsten gezählt. Am meisten Falschfahrer sind jeweils an Sonntagen unterwegs gewesen, und auch 2021 fielen generell an Wochenenden mehr Geisterfahrer auf als an Werktagen. Das geringste Risiko besteht in der Früh (6.00-9.00 Uhr), mehrheitlich werden Lenkerinnen und Lenker in den Abendstunden zu Geisterfahrern, speziell zwischen 21.00 und 24.00 Uhr. Ungewöhnlich sei eine große Häufung zwischen 14.00 und 15.00 Uhr (26 Meldungen) gewesen.
Den Tagesrekord verbuchte der 20. November 2021 mit sechs Geisterfahrern. Am Wochenende des 9. und 10. Oktober waren insgesamt acht Falschfahrer unterwegs. Der bisher höchste Wert an Meldungen seit 1994 wurde mit 550 übrigens im Jahr 2004 verzeichnet.
Auslöser von Falschfahrten
Alle Daten über Geisterfahrer-Meldungen werden analysiert, um Problembereiche erkennen und geeignete Maßnahmen einleiten zu können, teilte die Asfinag in einer Aussendung mit. So werden zum Beispiel Anschlussstellen auf Verbesserungen bei der Beschilderung und bei der Bodenmarkierung hin überprüft. Allerdings seien die meisten Falschfahrten auf gravierendes Fehlverhalten zurückzuführen. Neben der Aussage, man habe umdrehen müssen, "weil es das Navi so angesagt" habe, ist die "Fahruntüchtigkeit" aufgrund von Alkohol, Medikamenten, Drogen oder auch generelle Verwirrtheit der häufigste Auslöser von Falschfahrten.
ÖAMTC-Empfehlung
Anlässlich der heute veröffentlichten Bilanz der Geisterfahrer:innen-Meldungen in Österreich erinnert der Mobilitätsclub an die wichtigsten Verhaltenstipps. ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger: "Hört man eine derartige Meldung für den Straßenabschnitt auf dem man gerade unterwegs ist, dominiert häufig das Gefühl, der Situation hilflos ausgeliefert zu sein. Dabei gibt es einige Verhaltensregeln, mit denen man sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer:innen schützen kann."
Die wichtigsten Tipps der Expertin bei Geisterfahrer:innen-Alarm
- Verkehrsfunk hören – der sollte während einer Autofahrt ohnehin immer aktiviert sein.
- Möglichst ruhig bleiben, rechts fahren und auf gar keinen Fall überholen.
- Tempo reduzieren – eventuell notwendige Ausweichmanöver müssen im niedrigen Geschwindigkeitsbereich durchgeführt werden, sonst droht Schleudergefahr.
- Warnblinkanlage einschalten.
- Nach Möglichkeit einen Parkplatz aufsuchen und warten bis über das Radio eine Entwarnung durchgegeben wird.
- Wenn man jemanden sieht, der/die in der falschen Richtung unterwegs ist, sollte man über die nächste Notrufsäule die Autobahnmeisterei alarmieren. Dadurch kann automatisch der genaue Standort ermittelt werden.
- Beim Hilferuf mit dem Handy auf die genauen Autobahnkilometer achten, um den Abschnitt präzisieren zu können.
- Hat man den Verdacht, jemand könnte z. B. eine falsche Auffahrt nehmen, per Hupe/Lichthupe auf den Irrtum aufmerksam machen.
Selbst als Geisterfahrer:in unterwegs – wie reagieren?
Es sollte nicht passieren, kann aber dennoch vorkommen: Unbekannte Strecken, verwirrende Auffahrten an Raststationen, Ablenkung, Müdigkeit oder ein verrücktspielendes Navi sind Beispiele für Gründe, wieso Lenker:innen als Geisterfahrer:in auf eine Richtungsfahrbahn geraten können. "Entsprechend wichtig ist es, beispielsweise bei Müdigkeit oder gesundheitlichen Beschwerden die Fahrt sofort zu unterbrechen. Bei schlechten Sichtverhältnissen sollte man besonders genau auf Umgebung und Verkehrsschilder achten – hier spielt auch die Aufmerksamkeit von Beifahrer:innen eine wichtige Rolle", stellt Seidenberger klar. "Und: Keinesfalls darf man Aufforderungen des Navis, zu wenden nachkommen, wenn man auf einer Richtungsfahrbahn ist. Das ist leider auch immer wieder ein Grund für Geisterfahrten."
Kommt es dennoch dazu, dass auf der Autobahn plötzlich Gegenverkehr herrscht, obwohl es keine Baustelle gibt, sollte man wie folgt reagieren:
- Sofort die Warnblinkanlage einschalten, um andere Lenker:innen zu warnen.
- Sofort das Tempo reduzieren.
- So weit wie möglich an den nächstgelegenen Fahrbahnrand fahren, sofort anhalten, hinter der Leitplanke Schutz suchen und auf das Eintreffen der Exekutive warten.
- Niemals die Fahrbahn kreuzen, weil man im Stress leicht ein sich näherndes Fahrzeug übersehen kann.
- Auf keinen Fall versuchen mit dem Fahrzeug zu wenden oder mit dem Rückwärtsgang die Autobahn wieder zu verlassen, denn das Risiko, dadurch herankommende Fahrzeuge zu gefährden, ist viel zu hoch.
(APA/ÖAMTC/VOL.AT)
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