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Geisterbeschwörung

Mit dem Geist der Weltmeister-Mannschaft von 1982 will Italien Vize-Weltmeister Deutschland bezwingen. Wie beim 3:1-Triumph der „Azzurri“ gegen die DFB-Auswahl im WM-Finale von Madrid werden auch beim Freundschaftsspiel in Stuttgart Herz und Rückgrat der „Nazionale“ von Rekordmeister Juventus Turin stammen. „Vielleicht gewinnen wir wie damals“, schwört Juve-Kapitän Alessandro del Piero seine Teamkollegen in Stuttgart auf Sieg ein. „Das ist ein sehr wichtiges Spiel für uns und eine Generalprobe für die EM- Qualifikation gegen Serbien und Wales“, fordert „Maestro“ Giovanni Trapattoni von seinem in Bestbesetzung angereisten Star-Ensemble vollen Einsatz.

Von einem Freundschaftsspiel will der Nationaltrainer nichts wissen, auch „wenn Rudi Völler ein sehr guter Freund von mir ist“. Der ehemalige Bayern-Trainer strotzt bei seiner Rückkehr nach Deutschland vor Selbstbewusstsein. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagt „Trap“, der die bittere WM-Schmach im Achtelfinale gegen Südkorea (1:2) vor einem Jahr so langsam verdaut hat. Die „Azzurri“ schauen nach vorn, streben den EM-Titel an und haben angesichts von Völlers Aufstellungssorgen auch keine Angst vor der DFB-Truppe.

Im Gegensatz zu Völler kann Trapattoni personell alle Register ziehen. Erstmals seit der WM schickt der 64-Jährige sein lange verletztes „Wundertrio“ mit dem bulligen Mittelstürmer Christian Vieri (Inter Mailand), dem filigranen Spielmacher Francesco Totti (AS Rom) und dem Freistoßkünstler Alessandro del Piero (Juventus Turin) auf den Platz. „Diese drei können jede Abwehr knacken“, sagt Trapattoni über die Stärke seines Sturmtrios.

Neben Del Piero gehören fünf weitere „Juventini“ zur Startformation: Der überragende Torwart Gianluigi Buffon, die Abwehrspieler Nicola Legrottaglie und Gianluca Zambrotta sowie Alessio Tacchinardi und German Camoranesi im Mittelfeld. Sechs „Juventini“, so wie vor 21 Jahren, als die „Juve“-Stars Paolo Rossi und Marco Tardelli Italien gegen Deutschland zum dritten WM-Triumph schossen. Auch damals hatte Trapattoni seine Finger schon im Spiel. Als legendärer Juve-Trainer gewann er mit dem Rekordmeister in den 80er Jahren alle Titel gleich reihenweise. Damals schickte „Trap“ seine Stars, heute beruft er sie in die „Selezione“.

„Wir Juventini sind physisch derzeit sehr stark“, erklärt Torwart Buffon Trapattonis Vorliebe für die Juve-Spieler. In der Vorbereitung auf die erst Ende August startende Liga war Juve bislang die klar beste Mannschaft in Italien. Gegen die athletisch starken Deutschen sollen die robusten Juve-Spieler kämpferisch gegenhalten. Vorne sollen es die Filigran-Techniker Del Piero und Totti zusammen mit Vollstrecker Vieri richten.

Einen Spaziergang sollte aber niemand erwarten, warnt Trapattoni, der während seiner Gastarbeiterzeit in München die deutsche Mentalität schätzen gelernt hat: „Sie gehen in jedes Spiel im festen Glauben, dass es keinen Gegner gibt, den sie nicht schlagen können.“ Die Bilanz spricht dennoch für die Italiener: Von 26 Duellen haben die „Azzurri“ elf gewonnen, acht Unentschieden geholt und nur sieben Spiele verloren.

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