Der einzige “hörende” Bewohner im Wohnheim soll eine 22-jährige Wohnungsnachbarin im September des Vorjahres zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben. Doch der 36-jährige aus Bosnien stammende Angeklagte beteuerte seine Unschuld: Die Frau hätte sich nicht widersetzt, sondern “aktiv beteiligt”. Ob heute ein Urteil ergeht, steht nicht fest.
Der Beschuldigte wohnt mit seiner gehörlosen Frau und seinen beiden minderjährigen Kindern in dem Gehörlosenzentrum. Er ist bereits im März 2009 wegen des Verdachts einer Vergewaltigung an einer anderen gehörlosen Frau in demselben Heim vor Gericht gestanden. Laut Staatsanwältin Barbara Feichtinger nütze es der Mann schamlos aus, dass er der einzige sei, der reden könne. “Sie erschleichen ihr Vertrauen, um etwas zu erreichen”, warf Feichtinger dem 36-Jährigen vor.
Das Gericht will insgesamt zehn Zeugen hören, um einige Ungereimtheiten zu durchleuchten. Die Einvernahme der Zeugen mit Hilfe einer Gebärdendolmetscherin gestaltete sich schwierig, da einige Begriffe in der Gebärdensprache nicht vorhanden sind. Der schwerhörige 28-jährige Freund des mutmaßlichen Opfers erklärte, dass er an jenem Abend des 25. September mit ein paar Freunden eine Disco besucht und auch gewusst habe, dass seine 22-jährige Freundin mit dem Bosnier in der Wohnung zurückgeblieben sei. Die beiden seien schon vorher ein paar Mal alleine gewesen. Dass sie miteinander etwas hätten, habe er sich aber nicht gedacht.
Vor der Polizei hatte der Zeuge ausgesagt, der Beschuldigte habe schon einmal eine Freundin von ihm in dem Heim vergewaltigen wollen. Warum ließ er dann die 22-Jährige alleine mit dem Mann zurück, fragte der vorsitzende Richter Roland Finster. “Das war zum Teil mein Fehler”, antwortete der Zeuge. Er selbst habe den Vorfall ja von einem Lokalinhaber erfahren, dem sich seine Freundin anvertraut hatte. Auf sein Anraten hin habe seine Freundin, die einen Tag nach der mutmaßlichen Vergewaltigung bei einem Bekannten in Linz übernachtete, den Vorfall schließlich angezeigt. “Ich habe sie nicht zur Anzeige gezwungen, sondern beeinflusst. Kann sein, dass sie Angst vor mir hatte. Sie sagte aber zu mir, dass es eine Vergewaltigung war. Sie wollte zuerst nicht zur Polizei gehen und sich auch nicht im Krankenhaus untersuchen lassen.”
In der kontradiktorischen Einvernahme schilderte die offenbar vergewaltigte Frau, sie hätte laut geschrien, als sie der Bosnier gewaltsam auf das Bett gedrückt habe. “Sie hat den Geschlechtsverkehr keineswegs geduldet”, betonte die Staatsanwältin. Doch der Angeklagte beharrte auf ihre Freiwilligkeit. “Sie hat eine Woche zuvor mit mir geknutscht, da war sie auch einverstanden.” Er werde sich jetzt von seiner Frau trennen und eine Wohnung suchen, beteuerte der Bosnier. “Meine Frau will, dass ich die Wohnung nicht mehr betrete.” Der 36-Jährige absolviert seit Mai 2010 eine wöchentliche Psychotherapie.
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