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Gefahr im Trinkwasser

Hochwasser und Trinkwasser: Es wird auf jeden Fall noch einige Zeit dauern, bis in den Überschwemmungsgebieten allfällige Gefahren festgestellt und beseitigt sind.

Das Problem: Wenn Oberflächenwasser in “Wasserspender” (Brunnen etc.) eindringt, ergibt sich praktisch automatisch eine Belastung mit Stäuben, Schmutz und Keimen. Die Analyse jeder einzelnen Wasserversorgungseinrichtung ist der erste Schritt.

„Das Problem sind weniger die öffentlichen Wasserversorger. Die haben Fachpersonal und können eine allenfalls notwendige Chlorierung durchführen. Die Problematik ergibt sich vielmehr bei den privaten Haushalten mit eigenen Hausbrunnen. Sie sind oft in sehr schlechtem Zustand. Das ist die Hauptproblematik. 15 bis 20 Prozent der österreichischen Haushalte werden noch immer durch Hausbrunnen versorgt.“ Das erklärte Univ.-Prof. Dr. Regina Sommer von der Abteilung für Wasser- und Lebensmittelhygiene am Klinischen Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Universität Wien bzw. am Wiener AKH.

Kritisch werden von den Fachleuten insbesondere alte Brunnen bewertet. Sie werden mit den Häusern „vererbt“, sind oft hundert und mehr Jahre alt, schlecht abgedichtet, der Schacht ist zu niedrig. Dr. Regina Sommer: „Oft sind die Brunnen nur mit Felssteinen ausgelegt. Da gibt es viele Spalten.“ Der Schacht sollte laut Bauordnung auch mindestens 50 Zentimeter über den Erdboden ragen, um ein Eindringen von Oberflächenwasser zu verhindern.

Bei Hochwasserkatastrophen wird im schlechten Fall buchstäblich alles mitgeschwemmt, was in der Umwelt vorhanden ist. Die Wiener Expertin: „Das können Fäkalien bis Stäube etc. sein.“ Ersteres ist für eine allfällige mikrobiologische Belastung des Trinkwassers verantwortlich. Die Liste möglichen Keimbelastungen ist praktisch unübersehbar.
Einige der wichtigsten Gefahren:

  • Bakterien wie „Campylobacter“, Salmonellen, E. coli etc.
  • Viren: Hepatitis A-Erreger, Rota- und/oder Parvoviren
  • Parasiten: z. B. Cryptosporidien. Solche Parasiten können ausgesprochen „unangenehm“ werden, weil sie auch Dauerformen bilden und dadurch das Wasser längerfristig belasten können.

    Die wichtigste Vorsorgemaßnahme laut der Spezialistin: „Beim Trinkwasser ist es am besten, man steigt auf Flaschenwasser um. Das bietet eine hohe Sicherheit. Ansonsten ist es unabdingbar, das Wasser drei Minuten sprudelnd abzukochen. Damit erreicht man auch die Parasiten.“ Das Restproblem: Man kommt ja auch sonst mit Wasser in Kontakt – Zähneputzen, Haarewaschen etc. Im Endeffekt ist die Situation nicht wirklich anders als in der Reisemedizin.

    Eine andere Möglichkeit bietet die Desinfektion. Univ.-Prof. Dr. Regina Sommer: „Da gibt es Chlorpräparate in Dosierfläschchen in den Apotheken. Man lässt das Chlor eine halbe Stunde einwirken und erreicht damit eine hohe Sicherheit.“ Doch besonders bei stark mit Partikeln (Schwebstoffen) belastetem Wasser ist Vorsicht geboten. Da wirkt das Chlor nicht so gut, weil in den Partikeln Keime vor dem Desinfektionsmittel „verborgen“ sein können und sich auch das Chlor „verbraucht“.

    Bei Brunnen ist nach der Reinigung auf jeden Fall eine einmalige Desinfektion notwendig. Die Mittel sind im Handel (Schwimmbäder) erhältlich. Hier muss die Keimabtötung bis zum letzten Wasserhahn erfolgen (aufdrehen), die Chemikalien müssen auch lange genug einwirken. Auf jeden Fall sollte danach eine Kontrolluntersuchung erfolgen.

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