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Gefährlicher Hype: Juul

Experten warnen eindringlich vor der neuen E-Zigarette.
Experten warnen eindringlich vor der neuen E-Zigarette. ©AP
Jugendliche in den USA sind verrückt nach der neuen E-Zigarette. Jetzt drängt sie auch hier auf den Markt. Experten warnen eindringlich.

Von Anja Förtsch / Wann & Wo

Früher gingen Raucher zur Trafik oder zum Zigarettenautomaten, in ihren Jackentaschen befand sich stets mindestens ein Feuerzeug und man erkannte sie schon meterweit am Qualmgeruch. Heute holen sie kleine Apparate in den unterschiedlichsten Formen und Farben aus ihren Taschen und hüllen sich in riesige Wolken, die nach Zuckerwatte, Mango oder Kokosnuss duften. Die E-Zigaretten haben das Rauchen wieder „cool“ gemacht, besonders unter jungen Menschen. Auf die zielt jetzt ein ganz neuer Trend ab: Juul. Die E-Tschick im USB-Stick-Format wird unter Jugendlichen in den USA gehypt, Eltern und Experten schlagen bereits Alarm. Jetzt nehmen die Hersteller Kurs auf den europäischen Markt.

Ziel sind Jugendliche

„Die Tabakfirmen vermarkten die E-Zigaretten und besonders die Juul so, dass gezielt Jugendliche angesprochen werden – mit allen möglichen Geschmacksrichtungen und Kunststücken, die beim Rauchen vollführt werden“, sagt Peter Cerkl, Leiter der Pulmologie am Landeskrankenhaus (LKH) Hohenems im Gespräch mit WANN & WO. Er meint damit die tausendfach geteilten Videos, die unter dem Hashtag #juuling auf Instagram und YouTube Jugendliche dabei zeigen, wie sie Ringe auspusten, den Qualm kunstvoll zurückholen oder in zwei Rauchsäulen teilen.

„Damit wird ganz bewusst die nächste Generation Raucher herangezüchtet.“ Denn seiner Erfahrung nach greifen viele, die mit der Juul oder den bisher üblichen E-Zigaretten einsteigen, früher oder später auch zur normalen Zigarette. Und selbst wenn nicht: Das „Dampfen“ ist längst nicht so sicher, wie es dargestellt wird, stellt der Mediziner klar: „In dem Rauch sind, genau wie in normalen Zigaretten auch, etwa Formaldehyd, Acetaldehyd, Kohlenwasserstoffe und Metalle wie Blei oder Cadmium enthalten – allesamt erwiesenermaßen krebserregend.

Das Propylenglykol, das diese tollen, großen Wolken macht, ist außerdem genau der Stoff, der in Nebelmaschinen verwendet wird.“ Weil die Sticks und Liquids verdampft und nicht wie Tabak verbrannt werden, sei deren Konzentration zwar geringer. „Aber davon, gesund oder harmlos zu sein, sind Juul und E-Zigaretten weit entfernt“, sagt Cerkl. Den Nutzern scheinen diese Bedenken aber egal zu sein: „Bei mir fragen viele Leute, auch junge, danach“, sagt Ursula Steurer, Obfrau des Trafikantenverbands Vorarlberg und selbst Trafik-Betreiberin.

Die Juul verkauft sie selbst noch nicht, online oder im Ausland ist sie aber bereits einfach zu bekommen. Steurer ist sicher: „Der österreichische Markt wartet darauf.“ Für Experte Cerkl warten damit auch die genannten Risiken. „In der Juul kommen Nikotinsalze zum Einsatz.“ Von den Herstellern wird zwar argumentiert, dass es schonender sei, keinen herkömmlichen Tabak zu verbrennen. „Aber in Wahrheit ist das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten bei diesen Salzen sogar noch höher“, sagt Cerkl. „Außerdem ist erwiesen, dass Nikotin in gleichem Maß abhängig macht wie Heroin.“

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