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Gebeinfund wird zeremoniell beigesetzt

Die vor gut einem Jahr bei Bauarbeiten gefundenen, rund 500 Jahre alten, Gebeinfragmente finden nun eine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof St. Peter und Paul.
Die vor gut einem Jahr bei Bauarbeiten gefundenen, rund 500 Jahre alten, Gebeinfragmente finden nun eine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof St. Peter und Paul. ©Michael Pezzei
Die 2018 gefundenen Gebeinfragmente werden am 3. Jänner 2020 erneut beigesetzt.

Lustenau. Ende November 2018 wurden in Lustenau bei einer Baustelle am Pfarrweg eine große Zahl an menschlichen Gebeinfragmenten gefunden. Diese werden nun auf Veranlassung der Gemeinde mit Unterstützung der Pfarre St. Peter und Paul erneut beigesetzt.

Eine archäologische Untersuchung hat ergeben, dass es sich dabei um die Überreste von rund 15 Personen handelt. Unter den Toten befanden sich hauptsächlich erwachsene Frauen und Männer, aber auch mindestens zwei Kinder. Einer wissenschaftlichen Altersbestimmung zufolge ist am wahrscheinlichsten von einem Sterbedatum im Zeitraum zwischen 1445 und 1524 n. Chr. auszugehen. Nach eingehender Quellenrecherche nehmen die MitarbeiterInnen des Historischen Archivs der Marktgemeinde Lustenau mittlerweile an, dass es sich bei den Knochenfragmenten vermutlich um die Überreste von auf dem alten Lustenauer Friedhof bestatteten Menschen handelt.

Ein erster früher Hinweis hierfür findet sich in den Ausführungen Ludwig Weltis im 1965 erschienenen Lustenauer Heimatbuch in Bezug auf die Opfer der Pestepidemie von 1635: „Sie raffte insgesamt fünfzig Personen hinweg, mitunter sechs, sieben aus einem Haus. […] Sie wurden noch auf dem alten Friedhof beim Frühmeßhaus bestattet.“ Dieser Friedhof war vermutlich der „1548 unter dem Pfarrer Heinrich Blum, nachdem der Vorgängerbau vom Rhein [..] ,von Grund aus hinweggefressen‘ worden war“, erbauten Kirche angeschlossen. Dieses Gotteshaus war, wie der Historiker Karl Heinz Burmeister 1996 zu diesem Kirchenbau anmerkte, „ohne gutes Fundament, ohne besondere Kunst und mit wenig Mitteln ,in schneller Eile‘ erbaut und deswegen ziemlich bald wieder baufällig“ geworden.

Auch Adolf Bösch geht in einem Aufsatz aus dem Jahr 1996 auf diesen Neubau an einem anderen Standort ein: Die Kirche „stellte man nun eher ins Zentrum der Gemeinde, ins ,untere Holz‘.“ Der genaue Standort dieses Kirchenbaus ist bis heute nicht bekannt. Bezüglich des Friedhofs merkt Adolf Bösch an: „Als 1950 das neue Frühmeßhaus [Damit ist das heute sogenannte Kaplanhaus, Pfarrweg 12 und 12a gemeint. Anm.] erbaut wurde stieß man auf Gräber, die zum Friedhof dieser Kirche gehört hatten.“ Vermutlich wurden damals die im November 2018 gefundenen Knochenfragmente erstmals ausgegraben und dann auf dem benachbarten Grundstück in einem Kabelkanal „wiederbestattet“. Im Jahr 1672 wurde mit dem Bau einer Kirche am heutigen Standort begonnen. Zeitgleich kam es zur Schaffung eines neuen „um die [neue] Kirche herum angelegten Gottesackers“ und damit in der Folge wohl zur Auflassung des alten Friedhofes.

Die Gebeinfragmente werden am Freitag, den 3. Jänner 2020, im Anschluss an die von Pfarrer Josef Drexel gehaltene 8-Uhr-Messe auf dem Friedhof St. Peter und Paul bestattet. Eine gemeinsam von der Pfarre und der Marktgemeinde finanzierte und an der östlichen Wand der Leichenhalle angebrachte Steintafel erinnert an die dort Beigesetzten.

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