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Gebärmutterhalskrebs: So gefährlich ist eine HPV-Infektion

Stilisierte Darstellung von Gebärmutterhalskrebs: Eine Vergrößerung der Krebszellen im Bereich des Gebärmutterhalses zeigt die Gefahr, die von einer HPV-Infektion ausgehen kann.
Stilisierte Darstellung von Gebärmutterhalskrebs: Eine Vergrößerung der Krebszellen im Bereich des Gebärmutterhalses zeigt die Gefahr, die von einer HPV-Infektion ausgehen kann. ©Symbolfoto: Dall-E (KI)
Forscher der Med Uni Graz belegen: Gebärmutterhalskrebs entsteht nicht immer durch HPV – neue Vorstufen könnten die Vorsorge revolutionieren.

Jährlich erkranken weltweit rund 600.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs – etwa die Hälfte stirbt daran. Zwei aktuelle Studien aus Graz liefern nun bahnbrechende Erkenntnisse zur Entstehung der Erkrankung und könnten Vorsorge und Therapie entscheidend verändern.

Zwei unterschiedliche Entstehungswege

Ein Forscherteam der Medizinischen Universität Graz rund um Olaf Reich, Sigrid Regauer und Karl Kashofer konnte zeigen: Neben dem bekannten, HPV-assoziierten Weg zur Krebsentstehung existiert ein zweiter, bislang kaum verstandener, HPV-unabhängiger Mechanismus.

Die Ergebnisse der beiden Studien wurden im Fachjournal Laboratory Investigation sowie im American Journal of Surgical Pathology publiziert.

Forschungsteam an der Med Uni Graz: Karl Kashofer, Sigrid Regauer und Olaf Reich (v.l.n.r.). ©Med Uni Graz/Wittmann

HPV-bedingte Vorstufen besser erkannt

Die erste Studie liefert den genetischen Nachweis dafür, dass sogenannte „dünne high-grade squamöse intraepitheliale Läsionen“ (dünne HSIL) echte Krebsvorstufen darstellen. Diese sind schwer zu erkennen, da sie mikroskopisch oft unauffällig wirken. Sie treten nicht wie bisher angenommen im äußeren Plattenepithel, sondern im Zylinderepithel des Gebärmutterhalses auf.

"Damit ist belegt, dass es sich bei dünnen HSIL um frühe Formen des HPV-bedingten Gebärmutterhalskrebses handelt", erklärt Olaf Reich, Leiter der Dysplasie- und Forschungseinheit an der Med Uni Graz. "Diese Erkenntnisse haben wichtige Folgen für die zukünftige Vorsorge, Diagnostik und Therapie", so Reich weiter.

HPV-unabhängige Vorstufen erstmals beschrieben

Die zweite Studie identifiziert erstmals HPV-negative Krebsvorstufen am Gebärmutterhals. Diese sogenannten „differenzierten zervikalen intraepithelialen Neoplasien“ (d-CIN) ähneln bekannten Vorstufen an der Vulva und lassen sich nur schwer von gutartigen Veränderungen unterscheiden.

"Unsere Arbeit zeigt, dass es echte HPV-negative Krebsvorstufen am Gebärmutterhals gibt", so Sigrid Regauer vom Diagnostik- & Forschungsinstitut für Pathologie. "Damit widerlegen wir auch die sogenannte ‚Hit-and-run‘-Theorie", erklärt Regauer.

Neue Perspektiven für Therapie

Für HPV-assoziierte Veränderungen könnten künftig therapeutische HPV-spezifische Impfstoffe zur Rückbildung beitragen. Für HPV-unabhängige Tumoren eröffnen sich durch molekulare Analysen neue Therapieformen.

"HPV-unabhängige Karzinome sind Kandidaten für zielgerichtete Therapien", sagt Olaf Reich. Diese neuen Behandlungsansätze könnten nicht nur wirksamer, sondern auch nebenwirkungsärmer sein.

Häufige Fragen zum Thema

Was ist bekannt?

Zwei Studien der Med Uni Graz zeigen: Neben HPV gibt es auch einen zweiten Weg zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs – ohne Virusbeteiligung.

Wer ist betroffen?

Weltweit betrifft Gebärmutterhalskrebs jährlich rund 600.000 Frauen – vor allem in Ländern mit mangelhafter Vorsorge.

Weitere Informationen?

Die Studien wurden im Fachjournal *Laboratory Investigation* sowie im *American Journal of Surgical Pathology* veröffentlicht.

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