Gasthaus Schlossbräu in Dornbirn ist endgültig Geschichte

Dornbirn. Während die Abbrucharbeiten im rückwärtigen Teil des Schlossbräus voll im Gang sind, steht Piroschka am Zaun und blickt auf die Trümmerhaufen. „Das Herz tut mir weh, wenn ich an den schönen Saal denke“, sagt sie.Sie, die die Gäste kurz Piri riefen, um ein Bier serviert zu bekommen, arbeitete 18 Jahre lang im Schlossbräu. Unter Franz Grabher, der das Haus von 1975 bis 1998 als Pächter betrieb, war sie Bedienung im Traditionsgasthaus mit dem Saal, an den auch die meisten Dornbirner bleibende Erinnerungen haben. Indessen erledigt Christian Schwarzmann, Fachmann für Abbruch und Recycling seinen Job. „Es handelt sich um den Abbruch von 8.500 Kubikmeter umbautem Raum. Dazu kommt noch die Entkernung des vorderen Gebäudes, sagt er. Diese Arbeiten nehmen insgesamt cirka zehn Tage in Anspruch.
Die wechselvolle Geschichte
Das unter Denkmalschutz stehende Gasthaus Schlossbräu gehört zusammen mit der Pfarrkirche und dem Kaplanhaus zum historischen Dorfkern des Dornbirner Stadtteils Oberdorf. Das Gebäude stammt allem Anschein nach aus dem Jahr 1826. Eine Werbeanzeige des Schlossbräus aus dem Jahr 1910 veranschaulicht das äußerst vielfältige gastronomische Angebot: „Altrenommiertes Haus am Fuße des Zanzenberges, Bierdepot der Brauerei Fohrenburg, Ausschank von hellem Lager- und dunklem Schankbier, kalte und warme Speisen zu jeder Tageszeit, reelle Weine, Fremdenzimmer, großer schattiger Garten mit Halle und Kegelbahn, großer Saal mit Galerie zur Abhaltung von Konzerten, Gastlokalitäten und Vereinszimmer zur Abhaltung von Versammlungen und Hochzeiten, Klavier, aufmerksame freundliche Bedienung“.
Und nahezu weitere 100 Jahre lang wurde diese Tradition fortgeführt, wenn auch später ohne Zimmervermietung und ohne Kegelbahn.
Neue Konzepte
Das Haus gehörte der Brauerei Fohrenburg, die dem Schlossbräu 1998 neuen Schwung verlieh und im Haus die Brautradition wieder belebte. Neue Pächter blieben leider erfolglos und das Haus wurde an die Schlossbräu Besitz GesmbH verkauft. Nach einer grundlegenden Umgestaltung und ausgestattet mit einem neuen Gastronomiekonzept, gab es 2002 einen neuerlichen Anlauf und die hoffnungsvolle Wiedereröffnung. Mehrere Versuche von Pächtern scheiterten auch diesmal und seit dem Jahr 2008 blieb das Gasthaus geschlossen. Für die Besitzer stand fest, dass sie die Immobilie verkaufen wollten.
Projektentwicklung
Der Verkauf der Liegenschaft erwies sich als langwieriges Unterfangen. Da war der denkmalgeschützte, straßenseitige Teil des Gebäudes und die Bestandsregel, die es zu befolgen galt. Mit dem Verkauf der Immobilie samt 1.450 Quadratmetern Grund wurde Petra Kreuzer von Kreuzer Immo Solution GmbH beauftragt. Sie entwickelte ein Wohnbauprojekt für die Nachnutzung und gewann schlussendlich die Vogewosi, als Käufer der Liegenschaft einzusteigen und die geplanten 24 neuen Wohnungen zu bauen. Das Projekt sieht auch eine Tiefgarage mit 22 Plätzen vor. „Eine weitere Besonderheit des Standortes ist der Oberdorfer Turm“, weiß Petra Kreuzer. Die Grundmauern einer etwa im 15. Jahrhundert erbauten Befestigungsanlage sind erhalten. „Im Zuge der beginnenden Bauarbeiten wird hier behutsam vorgegangen, um eine archäologische Bestandsaufnahme machen zu können“, erklärt die Expertin für Immobilien.
Die Rolle des Denkmalschutzes
Engagierte Anrainer des Schlossbräus und der Oberdorfer Wolfram Füssl wissen, dass das Objekt unter Denkmalschutz steht und fragen sich, wie es trotzdem zu einem Teilabbruch kommen konnte. Petra Kreuzer informiert dazu: „Es gab Diskussionen mit dem Bundesdenkmalamt, um gemeinsam wirtschaftlich vertretbare Lösungen zu finden“. Grünes Licht für einen Teilabbruch gab es unter der Auflage, dass das neue Gebäude nicht größer und höher werden darf als das alte. „Innerhalb dieser gesetzlichen Regelung ist das Projekt für leistbaren Wohnraum und eine städtische Einrichtung für Kinder machbar“, sagt Kreuzer.
Fakten: Vogewosi, Schlossbräu, Oberdorferstraße 9
Insgesamt 24 Wohnungen im Bestand plus Neubau
Tiefgarage für 22 Stellplätze
Kinderbetreuungsstätte der Stadt Dornbirn im Erdgeschoss des Bestandes
Projektentwicklung: Kreuzer Immo Solution GmbH
Architektur: Bernd Spiegel und Hannes Michelon
Generalunternehmer: Schertler Alge GmbH.
Abbruch Altbau: Schwarzmann Recycling GmbH.
Baukosten: ca. 3 Millionen Euro
Geplanter Bezug: 31. März 2014
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