Im medizinischen Fachjargon als gastroösophagealer Reflux bezeichnet, lässt aggressiver Magensaft in der Speiseröhre rund 20% der europäischen Bevölkerung unter so genanntem Sodbrennen leiden. An der Chirurgischen Abteilung des Landeskrankenhaus Bludenz wird nun mit der hochauflösenden Manometrie eine der modernsten Methoden zur Untersuchung des schmerzhaften Phänomens angeboten. Mit dem neuen Gerät lassen sich Druck und Funktionsabläufe in der Speiseröhre besonders anschaulich in einer farbcodierten Computerauswertung darstellen, was es uns ermöglicht, auch Patienten mit ganz spezielle Problemstellungen das optimale Therapiekonzept anzubieten, erklärt Chirurgie-Primar Dr. Matthias Scheyer.
Völlegefühl, saures Aufstoßen und schließlich brennende Schmerzen hinter dem Brustbein – Sodbrennen in verschiedensten Ausprägungen und Intensitäten ist ein weit verbreitetes Leiden. Grund für die Beschwerden ist, dass saurer Magensaft aus dem Magen zurück in die Speiseröhre fließt und dort eine entzündliche Erkrankung des Gewebes auslöst. Grund dafür kann etwa die mangelhaft Funktion des Schließmuskels, ein Zwerchfellbruch oder auch ein Überfluss an Magensäure sein.
Schwerwiegende Folgen der Erkrankung
Der gastroösophageale Reflux verursacht nicht nur erhebliche Beschwerden, sondern ziehen bei knapp einem Viertel der Erkrankten eine Folgeerkrankung nach sich, wie etwa eine chronische Schleimhautveränderung in der Speiseröhre. Ist dies der Fall, so kann sich daraus in zehn Prozent der Fälle sogar eine bösartige Geschwulst bilden. Daher ist es für uns sehr wichtig, dem Ursprung des Beschwerden möglichst genau auf den Grund zu gehen , so Scheyer, der sich auf die Reflux-Diagnostik und Therapie spezialisiert hat.
Mehrstufiger Diagnose-Prozess
Im Diagnose-Prozess werden am LKH Bludenz drei verschiedene funktionsdiagnostische Methoden angewendet, die eine rasche Zuweisung der Symptome zu den verschiedenen Ursachen bzw. Krankheitsauslösern möglich machen. Dazu zählt die so genannte ph-Metrie, die eine hohe Sensitivität bei der Erkennung des Krankheitsstadiums aufweist, aber nur den sauren Anteil des Reflux in der Speiseröhre messen kann. Haben Patienten aber alkalischen oder neutralen Reflux, so wird zusätzlich das relativ neue Verfahren der Impedanz-Messung angewendet. Die Impedanzmessung kann sämtliche Flüssigkeits- und Gasbewegungen messen, indem mit Hilfe von Elektroden Widerstandswerte erhoben werden. Die neueste nunmehr in Bludenz angebotene Methode ist jedoch die erwähnte hochauflösende Manometrie, die noch detaillierte Aussagen über Ursachen und mögliche Therapieoptionen zulässt.
Individuelles Therapiekonzept
Je nach Diagnose kommen bei Reflux verschiedene Therapieformen in Frage. In vielen Fällen ist eine medikamentöse Therapie in Form von Säureblockern ausreichend, um beschwerdefrei zu werden. Regelmäßige Kontrollen sind jedoch empfehlenswert, um eine Schleimhautveränderung in der Speiseröhre ausschließen zu können. In schwereren Fällen ist es möglich, den Schließmuskel an der unteren Speiseröhre operativ wiederherzustellen durch eine speziell konstruierte Magenmanschette, die dank der fortschrittlichen Schlüssellochchirurgie besonders schonend angebracht werden kann. Dies bedeutet für den Patienten eine erhebliche Verkürzung der stationären Verweildauer und eine geringere Belastung. In jedem Fall erarbeiten wir gemeinsam mit dem Patienten ein individuelles Therapiekonzept, das die persönlichen Umstände und Bedürfnisse des Erkrankten berücksichtigt, erklärt Prim. Scheyer.
Bilder © KHBG
Bild 1 und 2: Mit der hochauflösenden Manometrie lassen sich Druck und Funktionsabläufe in der Speiseröhre besonders anschaulich in einer farbcodierten Computerauswertung darstellen.
Für fachliche Rückfragen:
Prim. Dr. Matthias Scheyer
Abteilung für Chirurgie
LKH Bludenz
Tel.: 05552 / 6030
Quelle: Martina Pointner
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