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Fußballfieber verdoppelt Herzinfarktrisiko

Die EURO 2008 als tödliche Gefahr der Fan-Herzen: Nervenaufreibende Fußballspiele erhöhen das Risiko für Herzanfälle in der Bevölkerung auf mehr als das Doppelte.

Das berichten Mediziner des Universitätsklinikums München-Großhadern im “New England Journal of Medicine” (Bd. 358, S. 475). Sie hatten die Einsatzprotolle von 24 Notarztstandorten im Großraum München während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 (9. Juni bis 9. Juli 2006) ausgewertet. Angesichts des erhöhten Risikos sei Vorbeugung “dringend nötig”, heißt es in dem Journal – besonders für Männer mit vorbelastetem Herzen.

Das Zusehen beim Kampf um Ball und Tore ist für Männer deutlich gefährlicher, ergänzt die Gruppe um Ute Wilbert-Lampen. Bei ihnen steigt das Risiko auf das 3,26-Fache, bei Frauen auf das 1,82-Fache. Zum Vergleich dienten den Medizinern Herzanfall-Zahlen aus Zeiträumen, in denen die deutsche Nationalmannschaft nicht um den begehrten goldenen Pokal kickte – etwa vom 1. Mai bis 8. Juni 2006 und vom 10. Juli bis 31. Juli 2006. Die meisten Notfälle ereigneten sich in den ersten zwei Stunden nach dem Beginn des Spiels, berichten die Mediziner.

Dass Aufregung vor dem TV-Bildschirm wegen einer Fußball-WM und häufigerer plötzlicher Herztod zusammenhängen, ist in der Wissenschaft eine mittlerweile altbekannte Tatsache. Hinweise darauf, dass während solcher sportlicher Großereignisse die Zahl der tödlichen Herz-Zwischenfälle infolge des psychischen Stresses steigt, hatten in der Vergangenheit schon Schweizer Kardiologen vom Centre Hospitalier Universitaire Vodois in Lausanne aufgrund von Daten bei der Fußball-WM des Jahres 2002 gesammelt.

“Unsere Studie zeigt einen Anstieg der Fälle von plötzlichem Herztod außerhalb der Spitäler in der Bevölkerung der Erwachsenen in der Schweiz während der FIFA-WM des Jahres 2002 im Vergleich zur selben Periode im Jahr 2001”, erklärte Dr. Eugene Katz dann beim Europäischen Kardiologenkongress im Jahr 2003 in Wien. In der Schweiz war eine 60-prozentige Steigerung der Herztodesfälle außerhalb der Spitäler registriert worden.

Katz sagte damals: “Wir interpretieren das als einen Anstieg durch psychischen Stress, Alkohol, Tabak und verringerte medizinische Betreuung bzw. auch verringerte körperliche Aktivität der Fußballanhänger.” In Zukunft sollte man bei solchen sportlichen Großereignissen auch Informationskampagnen starten, um die Öffentlichkeit über die Gefahren zu informieren.

Nachgewiesen ist beim durchschnittlichen Fußballfan auch ein erhöhter Alkoholkonsum während eines Championats. So zeigte eine deutsche Umfrage im Jahr 2006, dass der durchschnittliche Fußballanhänger während einer EM 28 Krügel Bier trinkt. Laut dem Fonds Gesundes Österreich stieg der Bierkonsum in Österreich bereits vor Beginn der Fußball-WM 2006 um rund 40 Prozent.

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