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Frühlingsbote Rote Mauerbiene fliegt ihre Runden

Die Rote Mauerbiene ist das "Insekt des Jahres 2019".
Die Rote Mauerbiene ist das "Insekt des Jahres 2019". ©HEINZ WIESBAUER/HEINZ WIESBAUER
Als einer der ersten Frühlingsboten, beginnt die Rote Mauerbiene bereits in diesen Tagen zu fliegen. Diese war auch das "Insekt des Jahres 2019".

Die Art selbst ist zwar nicht bedroht, ihre Kür zum “Insekt des Jahres 2019” soll aber auf das Artensterben der Wildbienen und ihre Bedeutung für das Ökosystem aufmerksam machen. Intensive Landnutzung und Lebensraumverlust würden Österreichs besonders artenreiche Bienenfauna stark bedrohen, warnen Biologen.

Als erstes erscheinen die Männchen der Roten Mauerbiene Ende März, Anfang April, einige Tage später die Weibchen. Nach der Paarung kümmern sich die Weibchen um die Anlage des Nestes. Die Lebensweise des acht bis 14 Millimeter großen Insekts ist – wie jene der meisten Bienenarten – solitär, sie nistet in unterschiedlichen Hohlräumen. Deshalb ist sie häufig in der Nähe menschlicher Behausungen zu finden. Genutzt werden Hohlräume in Trockenmauern, Löss- und Lehmwänden, Totholz, usw., wo sie ihre röhrenförmigen Brutnester mit 20 bis 30 Brutzellen anlegt. Pro Jahr entwickelt sich nur eine Generation: In den mit Pollen gefüllten Nisthöhlen entwickeln sich die Larven bis August zu erwachsenen Bienen, die im Kokon bis zum nächsten Frühjahr ausharren.

697 Bienenarten bisher in Österreich nachgewiesen

In Österreich wurden bisher 697 Bienenarten nachgewiesen, rund 750 Wildbienen-Arten leben in Mitteleuropa, weltweit sind es über 20.000. Sie seien “unersetzbare Bestäuber”, so Heinz Wiesbauer und Fritz Gusenleitner in einem im Fachjournal “Entomologica Austriaca” veröffentlichten Artikel über die Rote Mauerbiene (Osmia bicornis). Verglichen mit der Honigbiene seien Wildbienen die effizienteren Bestäuber, da sie gleichzeitig Nektar und Pollen sammeln und dabei intensiven Kontakt mit der Blüte haben.

Die Bestäubungsleistung der Wildbienen sei nicht nur für 88 Prozent aller Wildpflanzen wichtig, sondern auch für 70 Prozent der weltweit wichtigsten Nutzpflanzen. Insbesondere bei früh blühenden Obstgehölzen würden die Wildbienen wesentlich zur Bestäubungssicherheit beitragen, da Arten wie die Rote Mauerbiene oder die Gehörnte Mauerbiene auch bei sehr geringen Temperaturen fliegen.

Gefährdung durch massive Lebensraumverluste

Für Österreich fehle eine bundesweite Bearbeitung einer Roten Liste der Wildbienen, weshalb auch keine aktuelle Beurteilung über die Bedrohung einer bestimmten Art getroffen werden kann, erklärte der Wildbienen-Spezialist Wiesbauer gegenüber der APA. In früheren Arbeiten seien in Mitteleuropa je nach Land und Region zwischen 25 und 68 Prozent aller Wildbienenarten in den “Roten Listen” aufgeführt worden. Der Gefährdungsgrad habe aber in den vergangenen Jahren zugenommen. Galten bisher vorwiegend seltene und hoch spezialisierte Bienenarten als bedroht, würden in jüngerer Zeit etwa in Deutschland auch wenig spezifische Arten starke Rückgänge verzeichnen. “Auch wenn die Ergebnisse nicht direkt auf Österreich übertragbar sind, ist bei einer Fortschreibung der intensiven Nutzungen auch hierzulande mit ähnlichen Entwicklungen zu rechnen”, sagte Wiesbauer, der 2017 ein Buch über die österreichische Wildbienen-Fauna geschrieben hat.

Als Ursachen für die Gefährdung nannte der Experte vor allem die massiven Lebensraumverluste und die intensiver werdende Landbewirtschaftung. Meist seien mehrere Faktoren für die Rückgänge ausschlaggebend, etwa ein ungünstiges Blütenangebot, der Verlust von Nistplätzen, die Überdüngung und der Spritzmitteleinsatz. Bei einigen alpinen Arten spiele auch der Klimawandel eine Rolle.

Zur Förderung der Wildbienen empfehlen die Biologen ein vielfältiges Blütenangebot. Grünflächen sollten immer nur kleinräumig bewirtschaftet werden, damit die Insekten kontinuierlich Pollen und Nektar vorfinden. Wichtig sei auch, kleinere Flächen gar nicht zu nutzen, da in den hohlen Stängeln mehrere Bienenarten nisten. Die Bestände der Roten Mauerbiene und einiger anderer Arten würden sich auch durch künstliche Nisthilfen, sogenannte “Insektenhotels”, fördern lassen.

(APA/Red)

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