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Fronleichnamsschützen: 244 Jahre gelebte Tradition

In Hörbranz gibt es mit den Fronleichnamsschützen eine gelebte Tradition.
In Hörbranz gibt es mit den Fronleichnamsschützen eine gelebte Tradition. ©VOL.AT/Mayer, Fronleichnamsschützen
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Am Feiertag marschieren in Hörbranz die Fronleichnamsschützen auf. Hauptmann Christoph Hagen über Tradition, Bruderschaft und Uniform.

Heuer gibt es die Hörbranzer Fronleichnamsschützen seit 244 Jahren. Sie sind die wohl älteste bekannte Gruppe in Vorarlberg.

Rund um Fronleichnam gibt es für die 86 Mitglieder rund um Hauptmann Christoph Hagen viel zu tun. Sie rücken am Donnerstag und Sonntag aus und sorgen mit Kanonen, Tambourin und Co. für Stimmung.

VOL.AT traf Hauptmann Hagen vor der Kirche in Hörbranz. ©VOL.AT/Mayer

Schützentradition seit 1779

Die Tradition gibt es in der Gemeinde schon seit 1779, wie Hagen gegenüber VOL.AT erklärt. "Die Fronleichnamsschützen sind einmal für die Kirche da und einmal fürs Volk", verdeutlicht der Hauptmann. Sie sind die sogenannten "Üsa Hergottsschützen". "Wir begleiten das Allerheiligste bei der Prozession und bewachen es", erklärt Hagen gegenüber VOL.AT. Das gehe auf ein altes Gelübde der Vorfahren zurück. "Früher gab es einmal Räuber, die das ganze – die Monstranz und so – stehlen wollten, weil es mit Gold verziert war", gibt er zu verstehen. Weil ein großes Unwetter passiert sei und die Ernte vernichtet habe, gab es damals eine Hungersnot. Daraufhin gelobten die Bauern, am "Üsa Herrgottstag" mit einer Schützenkompanie auszurücken. "Damit uns der Herrgott schützt und unsere Ernte nicht mehr in Mitleidenschaft zieht", verdeutlicht Hagen. Dieses Gelübde wurde schließlich zur Tradition.

Die Schule neben der Kirche ziert ein altes Wandbild. Darauf ist auch ein Fronleichnamsschütze zu sehen. ©VOL.AT/Mayer
Bilder der Fronleichnamsprozession in Hörbranz von 1979. ©Foto: Oskar Spang, Stadtarchiv Bregenz
Schon seit langer Zeit gehören die Fronleichnamsschützen in der Gemeinde einfach dazu. ©Foto: Oskar Spang, Stadtarchiv Bregenz
Der Musikverein Hörbranz bei einer Fronleichnamsfeierlichkeit. ©Fronleichnamsschützen

Mitglieder von 19 bis über 70 Jahren

"Wir sind kein Verein, wir sind eine Bruderschaft", erklärt der Hauptmann. Auch der örtliche Musikverein entstand aus der Kompanie und gehört immer noch dazu. Es gibt Schützen – die Infanterie – und die Artillerie mit Vorderladekanonen. Auch Musik mit Tambour und ein Pionier gehören dazu. Insgesamt zählen die Fronleichnamsschützen heute 86 Mann und zwei Frauen, die als Festdamen mit dabei sind. Am Donnerstag werden Mitglieder geehrt – mittlerweile gibt es auch eine 60-jährige Medaille. "Das jüngste Mitglied ist 19", so Hagen. Von jungen Leuten bis über 70-Jährigen sind alle vertreten. Ab 16 darf man beitreten, nur darf man bis 18 nicht schießen. "Ich bin auch mit 16 dazugekommen. Ich bin heuer das 39. Jahr dabei", erklärt Hagen. Wenn man in der Hitze stehe, mit der warmen Wolluniform, sei es für alle anstrengend. Aber jeder sei mit Stolz und Freude mit dabei. Viele Familien stünden hinter der Tradition - so auch Hagens, die bereits nachweislich in mindestens sechster Generation mit dabei ist. Trotz der Coronazeit sei oder Verein übervoll, es gebe sogar eine Reserve.

Schüsse werden abgefeuert. ©Fronleichnamsschützen

"Eine tolle Tradition"

An zwei Tagen ist die Kompanie im Einsatz. Dafür gibt es genau einen Übungstag mit Generalprobe. Dort wird geübt, wie man mit Vorderladegewehren schießt. Auch am Sonntag rückt man in Hörbranz aus. "Das ist eine einmalige Sache", erklärt der Hauptmann. "In den meisten Gemeinden ist es nur an Fronleichnam." Am Donnerstag führt die Prozession durch das Ober- und am Sonntag durch das Unterdorf, wie er verdeutlicht. "Es ist einfach eine tolle Tradition und es ist ein ganzes Wochenende ein Fest bei uns in Hörbranz." Auch eine Bewirtung darf nicht fehlen. Zudem gibt es am Freitagabend ein festliches Zusammenkommen im Kronensaal. Dann spielt auch die Musik auf. "Ein richtiges Volksfest in Hörbranz", meint Hagen.

Hagen in seiner Uniform. ©VOL.AT/Mayer
Den Hut des Hauptmanns zieren ein Emblem und ein Federbuschen. ©VOL.AT/Mayer

Die Uniform eines Hauptmanns

Hagens Uniform ist "kompliziert", wie er erklärt. Das komme daher, dass er der Hauptmann sei. "Wir fangen ganz oben an mit dem großen weißen Federbusch", erklärt er. Der Hauptmann habe den längsten Federbusch, der grade rauf stehe, bei den anderen Offizieren stehe er eher quer. Der Hut des Hauptmannes hat zudem ein Emblem als Besonderheit. Schützen hätten einen anderen Hut.

Drei Sterne am Kragen weisen auf den Rang hin. ©VOL.AT/Mayer
Hagen zieht den Säbel mit Portepee (=Wimpel). ©VOL.AT/Mayer
Auch die Feldbinde darf nicht fehlen. ©VOL.AT/Mayer

Dazu kommt die Offiziersuniform mit drei Sternen am Kragen. Diese stehen für den Hauptmann, den höchsten und Kommandierenden. Anders als Leutnant und Co. hat der Hauptmann auch zwei statt nur einer Schulterklappe. Ein Säbel mit Portepee (=Wimpel) und gelber Feldbinde darf nicht fehlen. Die Hose ziert ein Offiziersstreifen. Auch eine schöne Ordensspange trägt Hagen: "Je älter man wird, desto mehr Medaillen gibt es", erklärt er. Teilweise auch von anderen Anlässen. "Die trägt man natürlich mit stolz an der Brust."

Die Hose ziert ein Offiziersstreifen. ©VOL.AT/Mayer
Die Ordensspange trägt Christoph Hagen mit Stolz. ©VOL.AT/Mayer

"Eine teure Sache"

Wie viel kostet das Fronleichnamsfest die Schützen? "Fronleichnam ist natürlich eine teure Sache", gibt Christoph Hagen zu verstehen. Auch die Gemeinde stehe finanziell dahinter, sonst könnte man es sich nicht leisten, wie Hagen erklärt. "Eine normale Schützenuniform kostet so Daumen mal Pi tausend Euro, ohne Gewehr und ohne Tschako", verdeutlicht er. Das sei viel Geld. In etwa fünfzehnhundert bis zweitausend Euro pro Schütze müsse man hier rechnen. Der Großteil werde von der Gemeinde finanziert, ein Teil werde selbst übernommen.

Auch die Kanone wird zu Fronleichnam abgefeuert. ©Fronleichnamsschützen
Vor der Kirche finden sich die Schützen ein. ©Fronleichnamsschützen

"Alle spielen da zusammen"

"Es ist für jeden anstrengend", meint Hagen zur Fronleichnamsprozession. Man stehe an der prallen Sonne in der Uniform und es werde heiß. Die Prozessionen gingen zudem lange und weit. Dazu komme nachmittags die Ehrensalve. "Aber es ist jeder so mit Freude und Stolz dabei, dass wenn er nur irgendwie nachkommt, dass er’s auch machen kann", gibt er zu verstehen. Solange man es körperlich machen könne, bleibe man dabei. "Es ist eine schöne bunte mit Mischung von alt mit jung und alle spielen da zusammen und es funktioniert hervorragend", betont der Hauptmann abschließend.

Hauptmann Hagen im Gespräch

Nach der Coronapause gab es 2022 als Zeichen des Friedens keine Salven mit Gewehren und Kanonen. Es sei wichtig gewesen, ein solches klares Zeichen zu setzen, erklärt Hauptmann Hagen hierzu. Man habe sich mit Pfarrer Roland Trentinaglia darauf geeinigt. Heuer geht die Tradition wieder so über die Bühne, wie man es gewohnt ist und wie sie gehöre.

(VOL.AT)

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