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Freundin: "Sie hat sich nicht verändert"

"Natascha Kampusch ist vom Charakter her dieselbe geblieben", sagte eine ehemalige Freundin des Entführungsopfers über das erste Fernseh-Interview der 18-Jährigen.

„Sie hat heute einen noch stärkeren Willen als damals“, meinte die 20-jährige Floridsdorferin, die Natascha Kampusch am Spielplatz der Rennbahnwegsiedlung in Donaustadt kennen gelernt hatte. Viele Passanten in der Wiener City äußerten sich am Donnerstag der APA gegenüber aber auch kritisch zum ersten TV-Auftritt der jungen Frau.

Im ORF-Interview habe sich Natascha Kampusch nicht anmerken lassen, was sie alles erlebt hat, meinte die ehemalige Spielkameradin. „Sie versucht, es zu verdauen“, sagte die zweifache Mutter. Kontaktieren werde sie ihre berühmte Freundin erst, „wenn der Rummel vorbei ist“. Jetzt brauche die 18-Jährige einmal Ruhe.

„Ich hätte mir mehr Hintergründe erwartet – darüber wie sie gelitten hat“, meinte der 30-jährige Felix über die „Thema“-Sondersendung im ORF. „Außerdem stört mich, dass die Fragen mit ihr abgesprochen worden sind“, sagte der Wiener Beamte. Natascha Kampusch habe auf ihn zwar wie eine 18-Jährige gewirkt, an ihrer Ausdrucksweise habe er aber bemerkt, „dass etwas mit ihr nicht passt“.

Für Diskussionen sorgte unter den Passanten die späte Flucht vor dem Entführer Wolfgang Priklopil. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so gar keine Möglichkeit hatte, bei den Ausflügen zu entkommen“, meinte etwa Anna Weber. Auch um verspätete Ratschläge waren die Wiener nicht verlegen: „Ich hätte beim Einkaufen einfach einen Zettel fallen lassen“, sagte eine Obsthändlerin am Schwedenplatz. Besonders aufgefallen sei ihr bei dem Interview, dass sich Natascha Kampusch mitschuldig am Freitod des Entführers fühle und Mitleid gezeigt habe mit dessen Mutter.

Das TV-Interview mit der jungen Frau „hat sein müssen“, meinte Anna Weber. „Die Leute sind interessiert – sie musste sich in der Öffentlichkeit zeigen.“ Als „erschütternd und unvorstellbar“ habe sie empfunden, was Natascha Kampusch im ORF erzählt hat. „Sie hat mir auch so Leid getan, weil sie schrecklich verkühlt war“, meinte die Pensionistin. Diese „herzige junge Frau“ müsse aber ein starker Mensch sein, „dass sie nicht übergeschnappt ist“.

Etliche Wiener zeigten sich von der Medienberichterstattung übersättigt oder wenig interessiert am „Fall Kampusch“. „Für mich ist das nicht so wichtig, dass ich dafür Stunden vor dem Fernseher verbringen würde“, meinte ein Familienvater an einem Würstelstand, wo er in einer Tageszeitung einen Artikel über das Entführungsopfer aufgeschlagen hatte. Die schriftliche Version des Interviews dürfte ihn dann doch interessiert haben.

 

 

 

 

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