Freund hört mit - BND spionierte auch in Vorarlberg

Von: Andreas Scalet/VN
Unter Freunden, so die deutsche Kanzlerin, sei ein solches Tun verwerflich. Die Empörung scherte den deutschen Bundesnachrichtendienst nicht. Die Schlapphüte, die in der jüngeren Vergangenheit eher durch Pannen denn durch erfolgreiche Arbeit auf sich aufmerksam machten, suchten selbst Abhöropfer – und was liegt näher, als ebenfalls einen vermeintlichen Freund, nämlich Österreich, anzuzapfen.
Wirtschaftsspionage bei Haberkorn und Liebherr?
Abgehört wurden von den deutschen Spionen nicht nur die üblichen Verdächtigen. Neben Opec, OSZE, UN, Botschaften, Institutionen und Behörden wurden auch Hunderte Firmen abgehört. In der vom Nachrichtenmagazin „profil“ veröffentlichten Liste finden sich zahlreiche österreichische Unternehmen oder die Österreich-Standorte internationaler Konzerne, darunter auch zwei große Vorarlberger Unternehmen, deren Aktivititäten den Bundesnachrichtendienst intensiver beschäftigten. Ausspioniert wurden das Wolfurter Handelsunternehmen Haberkorn und der Baumaschinen-Produzent Liebherr Nenzing, wie die VN berichten.
Die österreichische Staats- und Regierungsspitze hat von Deutschland umfassende Aufklärung zu den Enthüllungen, dass der BND über Jahre systematisch in Österreich Behörden und Firmen abgehört haben soll, verlangt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen stellte klar: „Ausspähung unter befreundeten Staaten ist nicht akzeptabel.“ Betroffene Organisationen wie die Wirtschaftskammer fordern ebenfalls umfassende Aufklärung. Oskar Rauch, Sprecher der Firma Haberkorn, erhofft sich denn auch von der Wirtschaftskammer, dass sie in Sachen Firmenspionage Druck macht und informiert. „Wir sehen die Sache gelassen“, so Rauch. Vorstellen könne man sich, dass die Aktivitäten in Osteuropa von Interesse für den BND waren.
Noch keine Informationen
Bei Liebherr Nenzing vermutet man das Interesse der Nachrichtendienstler ob der hohen Exportrate des damals noch maritim ausgerichteten Unternehmens. Informiert wurde man von den österreichischen Behörden noch nicht, sagt Firmensprecher Wolfgang Pfister. „Wir beobachten jetzt erst einmal, was die politischen Akteure machen.“ Wie die meisten ausgespähten Unternehmen warten die Vorarlberger Firmen erst einmal ab. Sollte sich herausstellen, dass Schaden entstanden ist, so Wirtschaftsanwalt Wilhelm Klagian, dann werde man sich an die Bundesrepublik Deutschland wenden müssen, um sich schadlos zu halten. Dabei sei vor allem auf die strafrechtlichen Themen zu achten.
Diesen Artikel lesen Sie auch in der aktuellen Ausgabe der Vorarlberger Nachrichten und auf VN.AT.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.