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Für Pollenallergiker: Tablette mit fünf Gräsern soll helfen

Eventuell eine leichter handhabbare Therapie gegen durch Gräserpollen hervorgerufenen Heuschnupfen: Bei einem Workshop in Europas führender Allergen-Provokationskammer in Wien bestätigten am Freitag Experten die rasche und starke Wirkung einer Immuntherapie in Tablettenform ("Oralair"). Die Wirkung soll bereits nach vier Wochen eintreten.

“Dass die Wirkung gegen Symptome wie rinnende, juckende Augen und Nase oder auch eine ständig verstopfte Nase rasch einsetzt, ist besonders wichtig für Patienten mit schweren Atemwegsallergien”, sagte Friedrich Horak, Leiter des Allergiezentrums Wien West, welches die weltweit erste Allergen-Provokationskammer betreibt. “Da die saisonale Behandlung bis zu vier Monate vor der jeweiligen Pollensaison beginnt, genießen Allergiker bis zum Pollenflug bereits einen hohen Schutz gegen diese Symptome.”

Die neue sublinguale Immuntherapie (SLIT) – schon seit einiger Zeit gibt es eine “Gräsertablette” mit Allergenen einer Grasart als derartige Therapie – wird Patienten in Österreich ab November zur Verfügung stehen. In Deutschland bereits seit Juni 2008 erhältlich, ist sie seit kurzem auch in den Niederlanden und der Slowakei und demnächst in der Tschechischen Republik verfügbar.

“In den letzten 30 Jahren haben sich die Atemwegallergien verdoppelt”, berichtete Isabella Annesi-Maesano vom staatlichen französischen Medizin-Forschungszentrum INSERM. “Kann die aktuelle Zunahme nicht gestoppt werden, ist zu befürchten, dass bis 2015 bereits die Hälfte aller Europäer an allergischen Erkrankungen leiden wird.” Allergien sind schon heute die meistverbreiteten chronischen Erkrankungen in Europa. Sie betreffen bereits jedes dritte Kind und über 35 Prozent der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter. Ein Viertel der gesamt-europäischen Bevölkerung leidet an allergischer Rhinitis oder rhinitischer Konjunktivitis, davon 15 bis 20 Prozent an schweren Formen.

Das Problem liegt daran, dass rund 40 Prozent der Menschen mit allergischer Rhinitis (“Heuschnupfen”) im Laufe ihrer Erkrankung Asthma entwickeln. Dagegen hilft eine symptomatische Therapie mit Nasensprays (Cortison) oder Antihistaminika nicht. Am ehesten kann eine solche Entwicklung eine Immuntherapie verhindern. Sie erfolgt traditionellerweise mit regelmäßigen Injektionen des Allergens in steigenden Dosen unter die Haut. Um die Injektionen zu vermeiden, wurden sublinguale Tabletten entwickelt.

“Über mehrere Studien und wissenschaftliche Analysen hinweg beobachten wir nun eine signifikante Reduktion allergischer Symptome sowie die gute Verträglichkeit der saisonalen Fünf-Gräser-Immuntherapie – bei Kindern wie auch bei Erwachsenen”, bestätigte Philippe Devillier. Nach vier Monaten Behandlung hätte die Stärke der Symptome um fast 30 Prozent abgenommen. Der aktive Wirkstoff der saisonalen Fünf-Gräsertablette besteht aus einem Pollenextrakt, das den epidemiologischen Merkmalen der Patienten-Exposition in Österreich und Europa entspricht: Wiesenknäuelgras (Dactylis glomerata L.), Gewöhnliches Ruchgras (Anthoxanthum odoratum L.), Deutsches Weidelgras (Lolium perenne L.), Wiesenlieschgras (Phleum pratense L.) sowie Wiesenrispengras (Poa pratensis L.).

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