Heinz-Christian Strache ist sich offenbar sicher, die Ibiza- und die Casinos-Affäre ohne weiteren Schaden zu überstehen. Politisch steckt er da wie dort im Sumpf. Aber das ist für ihn und seine Anhänger keine Kategorie. Im Gegenteil, es motiviert sie eher, zur Tat zu schreiten. Erstes Ziel: Mit einer eigenen Liste bei der Wiener Gemeinderatswahl im kommenden Jahr antreten. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, ausgerechnet Gernot Rumpold, Jörg Haiders "Mann fürs Grobe", soll helfen.
Die FPÖ wirkt, als hätte sie diese Wahl schon verloren. Aus gutem Grund: Die Wiener Freiheitlichen sind allein von Strache abhängig gewesen. Ohne ihn sind sie fast nichts. Das erkennt man zum Beispiel daran, dass der neue Obmann, Dominik Nepp, erstens unbekannt und zweitens auch nur Strache-Lehrling ist.
Natürlich existieren da noch die Burschenschafter, die quasi eine Partei in der Partei bilden. Sie aber bringen mit ihrer Deutschtümelei im Österreich des 21. Jahrhundert keinen politischen Erfolg zusammen. Dazu brauchen sie einen Führer wie Strache, der es schafft, Wähler auch außerhalb ihrer Buden anzusprechen.
FPÖ Wien ist gegen Liste Strache chancenlos
Da kann FPÖ-Chef Nepp noch so oft betonen, dass die Partei geschlossen hinter ihm stehe: Wenn Strache offiziell mit einer eigenen Liste auftaucht, wird eher nicht nur der Gemeinderatsabgeordnete Karl Baron zu diesem überwechseln, der diesen Schritt schon vorab vollzogen hat. Es werden viele sein. Nepps Zögern beim Ausschlussverfahren spricht diesbezüglich Bände: Er weiß, dass er gegen seinen ehemaligen Meister keine Chance hat.
Das Problem der FPÖ ist folgendes: Ihr anzugehören, ist nicht mehr attraktiv. Strache hat sie bei der Gemeinderatswahl 2015 auf ein so hohes Niveau geführt, dass sie nur verlieren kann. Die 31 Prozent werden nicht zu halten sein. Strache dagegen startet bei null und kann daher nur gewinnen. Zehnmal dürfen Sie raten, auf welcher Seite ein kleiner Funktionär lieber steht: Bei den Verlierern oder bei den Siegern? Eine Antwort erübrigt sich an dieser Stelle.
FPÖ auf Bundesebene schwach
Dazu kommt für die FPÖ, dass sie auf Bundesebene wohl keine Chance mehr auf eine Regierungsbeteiligung hat und schon heute einer echten Führungskrise nahe ist: Mit Norbert Hofer geht Opposition nicht; er ist eher der Typ "Guter Onkel", den sich sehr viele Menschen in der Hofburg vorstellen können. Mit Herbert Kickl wird es auf Dauer wiederum schwierig: Der Kärntner hat in der Partei keine Hausmacht, die starken Burschenschafter, denen er nicht angehört, sind ihm fremd.
Für Strache ist das alles super. Zumal er gegenüber seinen Fans kaum an Attraktivität eingebüßt haben dürfte: Er trinkt und raucht und redet Klartext, er steht gegen Ausländer und das sogenannte Establishment und er ist die einzige Alternative zu Sebastian Kurz, der nach ihrem Geschmack viel zu glatt und bieder ist.
Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik
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