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Forscher überwachen Ozonschicht

Mehrmals am Tag sehen sie nach ihrem wichtigsten Patienten. Die Forscher auf der franko-italienischen Antarktis-Station Concordia prüfen den Zustand der Ozonschicht regelmäßig.

Mit hochentwickelten Instrumenten werden Messungen druchgeführt, die Forscher müssen dabei unmenschliche Kälte, schneidende Winde und lebensgefährliche Eislöcher in Kauf nehmen. Das Leben auf der gigantischen Eiskappe am Südpol des Globus, mehr als tausend Kilometer von der Küste entfernt, ist aus Umweltschutz- und Sicherheitsgründen streng reglementiert. Doch was die Ozonschicht betrifft, sind die meisten der Forscher optimistisch: Sie könnte bis 2065 wieder intakt sein.

Das Ozon in der Stratosphäre zwischen 15 und 50 Kilometern Höhe schützt die Erde vor den ultravioletten Strahlen der Sonne. Kälte und von den Menschen verwendete Gase haben ein Loch in die Ozonschicht gefressen, das im vergangenen Jahr eine Rekordgröße von 29,5 Millionen Quadratkilometern erreichte. „Ich bin aber nicht pessimistisch“, meint der französische Forscher Jean-Pierre Pommereau. Der Winter 2006 sei extrem kalt und lang gewesen, meint der Experte, das sei einer der Gründe für das Rekordloch. Und die Verwendung der Gase nehme stetig ab – das gehe zwar nicht sehr schnell, da sie 80 Jahre lang brauchten um abgebaut zu werden. Doch eine „Genesung“ der Ozonschicht gilt vielen mittlerweile als sicher.

Dass die Umweltforscher ihrerseits keinen Schaden in dem völlig unberührten Gebiet der Antarktis anrichten wollen, ist Ehrensache. Doch das ist leichter gesagt als getan: „Null Verschmutzung ist nicht möglich, wenn eine Gruppe von Männern und Frauen ihr Lager in der Antarktis aufschlägt“, sagt Claire Le Calvez, die technische Leiterin von Concordia. „Die Menschen müssen hierher gebracht, ernährt, gewärmt und transportiert werden. Doch der Antarktis-Vertrag erlegt uns die strengsten Regeln auf.“ Dieser internationale Vertrag trat 1961 in Kraft und sieht vor, dass die Antarktis nur für friedliche Zwecke und Forschung genutzt werden darf.

Daher darf nicht der geringste Abfall in dieser Eiswüste zurückbleiben. Der Müll wird peinlich genau sortiert, verpackt, zum Ausgangslager Dumont d’Urville an der Küste und schließlich nach Australien oder Frankreich gebracht. Zum Waschen dürfen nur spezielle Seifen und Shampoos verwendet werden, die Fäkalien werden verbrannt und das Abwasser wieder aufbereitet. Am Ende einer Forschungssaison werden dann tonnenweise Abfälle abtransportiert.

Doch die größten Einschränkungen im täglichen Leben rühren von der Kälte: Bis zu minus 80 Grad fallen die Temperaturen und die eisigen Winde erreichen manchmal 200 Stundenkilometer. Die Kleidungsstücke sind voluminös, die Gesichter müssen mit Masken geschützt werden, die die Atmung behindern. Kontaktlinsen sind verboten, selbst Brillen können an den Nasen- und Ohrenbügeln Erfrierungen hervorrufen. Und jegliche körperliche Bewegung ist in dieser Kälte und in immerhin 3.200 Metern Höhe extrem anstrengend.

Unter diesen Bedingungen lauert ständige Gefahr. Kein Mensch darf allein die Basis verlassen, er muss immer in Begleitung und immer mit einem Funkgerät ausgerüstet sein. Wer hinausgeht, hat einen Satz trockene Kleider mit – ein Loch im Eis und ein Sturz ins Wasser kann schnell lebensgefährlich werden. Bei Winden von 200 Stundenkilometern „kann man dann Himmel und Erde nicht mehr unterscheiden“, sagt Emilie Beaudon, die einen Winter auf der Küstenstation Dumont d’Urville verbracht hat.

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