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Forderung: Eltern in Teilzeit sollen 500 Euro Bonus pro Monat erhalten

Teilzeit für beide Eltern soll gefördert werden.
Teilzeit für beide Eltern soll gefördert werden. ©pixabay.com
ÖGB und AK wollen Halbe-Halbe bei der Teilzeit fördern und Eltern einen 500-Euro-Bonus zukommen lassen, wenn beide zwischen 28 und 32 Stunden arbeiten. Bisher gehen hauptsächlich Frauen in Teilzeit, Männer arbeiten Vollzeit weiter.

Teilzeit wird hauptsächlich von Frauen in Anspruch genommen - mit allen nachteiligen Folgen für Einkommen und Berufschancen bis zur Pension. "Die Familienarbeitszeit soll das ändern und Frauen raus aus der Teilzeitfalle holen", sagt AK Präsidentin Renate Anderl. "Wenn beide Elternteile zwischen 28 und 32 Stunden pro Woche arbeiten, soll es dafür einen finanziellen Anreiz geben." ÖGB-Frauenvorsitzende Korinna Schumann: "Diese Förderung beträgt 250 Euro pro Monat pro Elternteil. Sie kann einen wichtigen Unterschied machen bei der zukünftigen Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern."

Frauen gehen eher in Teilzeit als Männer

Eltern kommen im Durchschnitt auf eine Erwerbsarbeitszeit von 60 Stunden in der Woche. Diese wird aber nicht gleich zwischen den Eltern aufgeteilt. Zumeist geht nur die Frau in Teilzeit, und verringert ihre Arbeitszeit auf rund 20 Stunden. Der Mann arbeitet weiter Vollzeit und macht sogar Überstunden. Ursache: Eltern wollen den Einkommensverlust insgesamt möglichst geringhalten, daher wird nur die ohnedies niedriger bezahlte Erwerbsarbeit der Frau verringert.

250 Euro pro Elternteil

ÖGB-Frauenvorsitzende Korinna Schumann: "Das neue ÖGB/AK-Modell der Familienarbeitszeit sieht vor, Halbe-Halbe finanziell mit monatlich 250 Euro pro Elternteil zu fördern und Einkommensverluste abzufedern. Frauen profitieren von besseren Einkommen, Männer von mehr Familienzeit und Kinder von mehr Zeit mit ihren Vätern."

AK Präsidentin Renate Anderl: "Das ist transparent, einfach zu verwalten und verteilungspolitisch positiv, weil niedrigere Einkommen relativ mehr bekommen. Für Eltern mit niedrigeren Einkommen ergibt mehr Partnerschaft in Form der Familienarbeitszeit sogar einen Gewinn. Das beugt Armut in Familien vor."

Die Eckpunkte des Modells:

  • Arbeitszeitausmaß: 28 bis 32 Stunden pro Woche.
  • Dauer: Untergrenze von mindestens 4 Monaten, maximal kann Familienarbeitszeit-Geld bis zum 4. Geburtstag des Kindes bezogen werden.
  • Entgeltersatz: 250 Euro Pauschale pro Elternteil pro Monat.
  • Alleinerziehende, die ebenfalls zwischen 28 und 32 Stunden arbeiten, sollen den gleichen Bonus wie ein Elternteil bei der Familienarbeitszeit erhalten.

NEOS: Die Teilzeitfalle zu fördern ist der genau falsche Weg

Klar ablehnend reagiert NEOS-Familiensprecher Michael Bernhard auf das heute präsentierte "Familienarbeitszeit"-Modell von ÖGB und Arbeiterkammer. "Wir brauchen kein Halbe-Halbe bei Teilzeit, sondern ein System der Gleichberechtigung. Die Teilzeitfalle, die den Menschen nicht nur jede Selbstverwirklichung nimmt, sondern auch zu Altersarmut führt, auch noch zu fördern, ist der genau falsche Weg."

Speziell die Betreuung von Unter-3-Jährigen ist in Österreich extrem schlecht und drängt daher viele Familien zwangsläufig in Teilzeitjobs. "Deshalb fordern wir seit Jahren einen raschen Ausbau von Kinderbetreuungs- und -bildungseinrichtungen sowie einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag", so Bernhard. "Wir wollen für jeden Elternteil einen individuellen Karenzanspruch im Ausmaß von maximal 18 Monaten bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres des Kindes. Um mehr gemeinsame Zeit zu ermöglichen, muss es mehr Überlappungsmöglichkeiten und Flexibilität geben."

Kocher: Mehr Frauen sollen Vollzeit arbeiten

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) sagte dazu bei einer Pressekonferenz, aus Arbeitsmarktsicht sei es wichtig zu schaffen, dass mehr Frauen Vollzeit arbeiten bzw. ihre Teilzeit-Arbeit auf mehr Stunden pro Woche aufstocken. "Mir ist wichtig, dass es die Möglichkeit gibt, Vollzeit zu arbeiten". Dabei gehe es um den Ausbau der Kinderbetreuung, wo Österreich mehr Betreuung für Unter-Dreijährige Kinder brauche. "Es geht darum, dass Beruf und Familie vereinbar ist."

Zustimmung kam von der SPÖ und den Grünen. "Die Corona-Krise hat die Ungleichheit noch weiter verschärft. Da müssen wir dringend gegensteuern", fordert SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner. Es brauche ein ganzes Paket für die Frauen, etwa Halbe-Halbe in der Familie und im Beruf, ein Arbeitsmarktpaket für Frauen, die Hälfte der Mittel aus der Corona-Arbeitsstiftung für Frauen, Lohntransparenz und einen raschen Ausbau der Kinderbetreuung.

Grünen begrüßen das Modell

Die Grünen begrüßten das Modell ausdrücklich. "Vorschläge für eine gerechtere Aufteilung bezahlter Erwerbs- und unbezahlter 'Elternarbeit' gibt es schon länger und wurden auch schon von den Grünen bei den Regierungsverhandlungen eingebracht", so Markus Koza, Arbeits- und Sozialsprecher der Grünen, in einer Aussendung. Ein solidarisches Elternteilzeitmodell sei eine weitere wichtige Säule im Kampf gegen Frauenarmut im Alter und der gerechteren Verteilung von bezahlter Erwerbs- und oft genug unbezahlter Sorgearbeit", meinte auch Frauensprecherin Meri Disoski.

(APA/red)

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