“Flöttl hat auf mich den Eindruck gemacht, dass er ein schlechtes Gewissen hatte”, erinnerte sich Schatzer. Flöttl hatte zu diesem Zeitpunkt zusätzlich zum ersten großen Totalverlust von 640 Mio. Dollar (rund 450 Mio. Euro) aus dem Herbst 1998 noch weitere Verluste verursacht.
In Paris habe Flöttl der BAWAG angeboten, Kontakt mit dem Investmentbanker Kaveh Alamouti herzustellen, “weil wir keinen Kontakt zu Investmentbankern hatten”, so Schatzer. “Er hat uns in den schönsten Farben geschildert, wie erfolgreich Alamouti agiert”. Damals seien die so genannten “Uni-Bonds” entstanden: Die Neuinvestments der BAWAG sollten laut Flöttl in sieben verschiedenen Gesellschaften mit sieben verschiedenen Investmentstrategien veranlagt werden. Das Management der Gelder sollte Alamouti, ein Investmentspezialist in London, durchführen. Dass letztlich alles Geld wieder zu Flöttl kam, habe man bei dem Treffen damals definitiv nicht gewusst, schilderte Schatzer. Flöttl habe Alamouti “blendend” geschildert, erinnerte sich der Zeuge heute, “ein doppeldeutiges Wort”, wie er gleich darauf bemerkte. “Flöttl ist mir fast vorgekommen wie ein EDV-Vertreter, der sein Produkt an den Mann bringt”. Dabei sei für ihn immer klar gewesen, dass das neu investierte BAWAG-Geld an Alamouti gehen sollte und keinesfalls an Flöttl. Alles andere, nur nicht dorthin”, betonte Schatzer.
Alamouti hätte auch Meldungen über den Erfolg der Investments an die BAWAG erstellen sollen. Dass Alamouti mangels Lizenz nie in die Vermögensverwaltung der BAWAG-Gelder eingebunden war, habe er nicht gewusst, sagte Schatzer. Die “Uni-Bonds” wurden von Flöttl gemanagt, die BAWAG verlor damit im Jahr 2000 über 400 Mio. Euro, weil Flöttl das Geld wieder auf eine Karte setzte und fast alles verlor.
Über die Verluste im Jahr 1998 habe er mit Peter Nakowitz und Bank-Vorstand Christian Büttner gesprochen, sagte Schatzer. Zwischenzeitlich hätten auch die damaligen Bank-Vorstände Hubert Kreuch und Josef Schwarzecker bei informellen Gesprächen “nicht ganz aktenreife Nebenbemerkungen” über das Engagement der Bank mit Flöttl gemacht. Welche Bemerkungen das denn waren, wollte Richterin Claudia Bandion-Ortner wissen. “So ein Scheiß”, erinnerte sich der Zeuge an die Unmutsäußerungen.
“Bilanzmanipulationen im Jahr 1999 schloss Schatzer aus. Er könne sich aber erinnern, dass man bei der Erstellung der Bilanz “Spielräume” ausgenutzt habe.
Zwettler sei anzumerken gewesen, dass er – bei den Kreditausweitungen für Flöttl im Jahr 1999 – mit der ganzen Sache nicht glücklich gewesen sei. “Dass ihm der Zweifel aus der Seele gesprochen hat, das war deutlich zu merken”, sagte Schatzer. Auf die Frage, ob der Zeuge Zwettler darauf hingewiesen habe, als Vorstand könne er diesbezüglich ja etwas unternehmen, verwies Schatzer auf die besondere Unternehmenskultur in der Bank: “25, 30 Jahre Flöttl-Vater waren auch prägend”. Es sei klar gewesen, dass in der BAWAG nur einer das Sagen hatte, nämlich damals Helmut Elsner.
Dass die von Flöttl als Sicherheiten angegebenen wertvollen Bilder mit einem Kredit beim Auktionshaus Sothebys in Höhe von 153 Mio. Dollar belastet waren, habe er nicht gewusst, betonte Schatzer. Die Frage, ob Wissen darüber zu einer Wertberichtigung geführt hätte, könne er heute nicht beantworten. Möglicherweise hätte er dann eine zusätzliche Frage gestellt.
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