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Flavio Briatore: Rückkehr eines umstrittenen Strippenziehers

Der ehemalige Renault-Teamchef Flavio Briatore übernimmt interimistisch die Leitung des Formel-1-Teams Alpine.
Der ehemalige Renault-Teamchef Flavio Briatore übernimmt interimistisch die Leitung des Formel-1-Teams Alpine. ©APA/AFP/GIUSEPPE CACACE
Wieder an der Spitze bei Alpine – mit Vergangenheit voller Erfolge, Skandale und Kontroversen.

Der ehemalige Renault-Teamchef Flavio Briatore übernimmt interimistisch die Leitung des Formel-1-Teams Alpine. Der 75-jährige Italiener kehrte 2023 als Berater zurück, nun ersetzt er den zurückgetretenen Teamchef Oliver Oakes. Im Zuge der Neubesetzung wird auch der Fahrer Franco Colapinto den bisherigen Stammfahrer Jack Doohan ablösen – erstmals beim Großen Preis von Imola.

"Crashgate": Der größte Skandal der F1-Geschichte

Briatores Name ist untrennbar mit dem sogenannten "Crashgate" verbunden: Beim Großen Preis von Singapur 2008 verunglückte Nelson Piquet jr. absichtlich, um Teamkollege Fernando Alonso einen strategischen Vorteil zu verschaffen. Briatore nannte den Sieg zunächst "glücklich, aber verdient". Als der Skandal 2009 öffentlich wurde, verhängte der Automobil-Weltverband (FIA) eine lebenslange Sperre gegen Briatore. Ein französisches Gericht hob das Urteil wegen Verfahrensfehlern später auf.

Trotz der bis Ende 2012 gültigen Einigung mit der FIA und Briatores fortwährender Unschuldsbeteuerung bleibt der Vorfall ein Schatten auf seiner Karriere. Kritische Stimmen begleiten daher auch seine Rückkehr. Auf solche reagiert Briatore kühl: "Ich habe genügend Geld, um solche Menschen von mir fernzuhalten. Es ist mir egal."

Titel, Traktionskontrolle und der "Schummel-Schumi"

Seine Karriere begann abseits des Motorsports: Als Versicherungsagent und Immobilienhändler stieg Briatore über seinen Freund Luciano Benetton ins Formel-1-Geschäft ein. Mit Michael Schumacher feierte er 1994 und 1995 zwei WM-Titel bei Benetton – begleitet von Vorwürfen technischer Regelverstöße und umstrittenen Rennentscheidungen. Für Briatore war die Kritik Teil einer "Hexenjagd" durch den damaligen FIA-Präsidenten Max Mosley.

Ein Leben abseits der Konventionen

Bekannt wurde Briatore nicht nur durch sportliche Erfolge. Seine Beziehungen zu Supermodels wie Naomi Campbell und Heidi Klum, mit der er eine Tochter hat, festigten sein Image als Jetset-Playboy. Er ist Unternehmer in der Gastronomie-, Mode- und Clubszene, war Mitbesitzer des Fußballclubs Queens Park Rangers und gründete 2019 eine eigene politische Bewegung. Der Vorwurf der Steuerhinterziehung wurde 2022 fallengelassen.

Seine eigene Krebserkrankung im Jahr 2006 kommentierte er später mit den Worten: "Wer einmal Krebs hatte, wird dir das bestätigen: Es ändert dein Leben komplett."

Kritischer Blick auf die Zukunft

Trotz der jüngsten Vergangenheit bleibt Briatore im Zentrum der Formel 1. Er gilt als treibende Kraft hinter dem Aserbaidschan-GP und war zwischenzeitlich als Nachfolger von Bernie Ecclestone im Gespräch. Alpine soll mit ihm zurück in die Weltspitze. "Uns zurück in die Top drei bringen", lautet sein Ziel.

Doch nicht alle trauen seiner Rückkehr. Ex-Weltmeister Damon Hill meinte: "Flavio sind Konventionen und Regeln egal. Das ist seine Arbeitsweise – und genau das bereitet mir Sorgen." Die BBC berichtete, dass Briatore zwar über die Macht eines Teamchefs verfüge, jedoch Dave Greenwood die öffentliche Repräsentation übernehme.

(VOL.AT)

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