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Finanzierung der "Wiener Zeitung" durch Regierungsprogramm ungewiss

Überlegungen zur Zukunft der Zeitung sind nicht im Regierungsprogramm zu finden.
Überlegungen zur Zukunft der Zeitung sind nicht im Regierungsprogramm zu finden. ©pixabay.com (Sujet)
Der republikseigenen "Wiener Zeitung" verheißt das Regierungsprogramm eine ungewisse Zukunft: ÖVP und FPÖ stellen sowohl die Pflichtveröffentlichungen von Firmen als auch die staatlichen Verlautbarungspflichten im Amtsblatt infrage.
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“Älteste Zeitung der Welt” kann sich die “Wiener Zeitung” stolz nennen, 1703 erschien die erste Ausgabe des “Wiennerischen Diariums”. 2018 könnte zu ihrem Losjahr werden. Dabei hat sie es dieser Tage ohnehin schon turbulent genug. So sorgte im Oktober die Abberufung von Chefredakteur Reinhard Göweil für Aufsehen. Interimistischer Chefredakteur ist Göweils früherer Stellvertreter Walter Hämmerle.

Die Redaktion, der im Statut Mitbestimmungsrecht eingeräumt wird, hat ihm bereits mit 90 Prozent zugestimmt. Das letzte Wort bei der Bestellung hat aber der Bundeskanzler. Der bestimmt auch die Geschäftsführung der “Wiener Zeitung”. Der Vertrag von Wolfgang Riedler, seit 2013 im Amt, läuft Mitte nächsten Jahres aus. Dass der frühere SPÖ-Politiker von einer schwarz-blauen Regierung in diesem Job bestätigt wird, darf zumindest bezweifelt werden.

Finanzierung der “Wiener Zeitung” gefährdet

Und nun, da das Regierungsprogramm vorliegt, schwebt ein Damoklesschwert über der wesentlichen Finanzierungsgrundlage des Verlags. Riedler selbst war am Montag nicht erreichbar, denn just heute tagte der Aufsichtsrat der “Wiener Zeitung”, und die Sitzung dauerte offenbar – wenig überraschend – etwas länger als ursprünglich geplant. Dem “Standard” (Online-Ausgabe) sagte Riedler aber, er sei “sehr zuversichtlich, wenn man ein österreichweit erscheinendes Qualitätsmedium nicht verlieren will. Dann muss man ein Modell suchen, das die Finanzierung sicherstellt.” Die “Wiener Zeitung” könnte demnach einen digitalen Ausweg (ver-)suchen, so der “Standard”.

In der Medien-Verhandlungsrunde bei den Regierungsgesprächen war indes von einem Aus für die “Wiener Zeitung” niemals die Rede, versichern Teilnehmer. “Ich glaube, es ist jede Anstrengung wert, die älteste Zeitung des Landes und der Welt zu erhalten”, sagte denn auch Hans Gasser, der für die ÖVP am Tisch saß, im APA-Gespräch. Angesichts der nun niedergeschriebenen Vorhaben “muss man eben über andere Finanzierungswege nachdenken. Ich hoffe, dass die Regierung das ernst nimmt. Es würde ihr nicht gut anstehen, wenn die älteste Tageszeitung des Landes versenkt wird – und das bei einer ohnehin ausgedünnten Qualitätsmedienlandschaft.”

VÖZ verlangt Bekenntnis zur österreichischen Medienvielfalt

Für den Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) forderte dessen Geschäftsführer Gerald Grünberger am Montag “ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zur österreichischen Medienvielfalt”: “Wir gehen davon aus, dass die Republik auch weiterhin zu ihrer Verantwortung als Herausgeberin der ‘Wiener Zeitung’ steht.”

Blümel will zeitnahes Zukunftskonzept

Der neue Kultur- und Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) versicherte am Dienstag, sich schnell um ein “langfristiges Konzept” für das Blatt bemühen zu wollen. Er habe noch am Tag seiner Angelobung als Minister mit dem Aufsichtsratschef der “Wiener Zeitung”, Frank Hensel, telefoniert, “dass wir uns zeitnah zusammensetzen, um ein Zukunftskonzept zu erarbeiten”, sagte Blümel auf Journalistennachfrage im Rahmen einer Pressekonferenz: “Mir ist bewusst – und zu dieser Verantwortung stehe ich -, dass die ‘Wiener Zeitung’ als älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt etwas Besonderes ist.”

Freilich bedeute die Aufhebung der Veröffentlichungspflicht einen Finanzierungsentfall für das Medium. Diese sei aber nicht mehr zeitgemäß, es brauche Vereinfachungen für die Unternehmer – und das sehe auch der Aufsichtsratsvorsitzende Hensel als angesehener Manager so, versicherte Blümel.

(APA/Red)

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