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Feines Puppentheaterstück über Vorurteile und Toleranz

Kuh, Ziege und Schwein wollen anfangs niemanden der Schuppen trägt bei sich haben.
Kuh, Ziege und Schwein wollen anfangs niemanden der Schuppen trägt bei sich haben. ©Andrea Fritz-Pinggera
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Mit der neuen Produktion „Alles nass bei Ananas“ schafft es das Puppentheater Hard, für Kinder wie Erwachsene ein Stück über Vorurteile und Fremdenangst gleichermaßen unterhaltsam und anregend zu inszenieren.

Das vom Theatro Piccolo stammende Stück „Ananas Bananas“ wurde für das Tier-Dorf „Härdle“ adaptiert: Hier stöckeln eine naive Ziege, eine Kuh, die als Bürgermeisterin ihre Hörner einsetzt und ein Schwein, das zu Unrecht als Held gefeiert wird durch die anfangs noch lustigen Szenen. Schön, wenn eine Geschichte mit Hintergrund auch so unterhaltsam sein kann:
Der gleichnamige Titelheld, Fisch Ananas, kommt von sehr weit her. Das Meer, in dem er wohnte, war nicht mehr seines, als Streit und Kampf dort ausbrachen. Nun richtet er sich auf der Suche nach einer neuen Heimat in Härdle ein. Einen Turm, der frappant an die Mittelweiherburg erinnert, füllt er mit Wasser. Dass die Ziege nur ihre Stöckelschuhe im Kopf hat und die Kuh sowie Herr Schwein sich vor dem Licht im Turm fürchten und dadurch selbst in schräge Situationen bringen, dafür kann Ananas allerdings nichts.

Hetzerisches Trio
Das Schwein, nun mit temporärem Dachschaden, die Ziege mit angesengtem Hut und die Kuh, die findet, dass jemand mit Schuppen „net ghörig isch“ sind ein gefährliches Trio. Durch die Rolle der Medien werden die Spekulationen und Unwahrheiten über Ananas verstärkt: Der Hahn im Härdle-TV trägt nicht unerheblich zum falschen Bild über den exotischen Fisch bei, auch wenn er selbst schließlich Federn lassen muss. Die Schwätzer und Hetzer sind am Zug. Der Fisch – der sieht doch komisch aus? Und stinken tut er auch! Neue Gesetze werden erlassen: „Ohne Fell und ohne Ohren hat hier keiner was verloren!“ Doch was ist mit dem Schwein? O.k., Borsten sind erlaubt. Und dem Hahn? Nun sind auch Federn erlaubt, nur Schuppen, Schuppen will man keine haben im so braven Dorf der Tiere…

Interaktion der Kinder
Als sich das immer bösartiger agierende Trio Ziege, Kuh und Schwein zum Turm aufmacht um Ananas zu vertreiben, spiegelt sich die Sorge in den Gesichtern des kleinen Theaterpublikums wider. Bei der Premiere des Stückes entlud sich der Zorn der Kleinen gegen die ungerechten Charaktere u.a. in Zurufen an die „blöde Kuh“. Wie gut, dass es ein Happy End gibt: Fisch Ananas rettet das tierische Trio aus dem Wasser, Missverständnisse werden aufgeklärt, Dank bestimmt die Szene und schließlich die Einsicht: Ein jeder von uns hat das Recht hier zu sein, ob groß oder klein, arm oder reich, dunkel oder hell, ob Schuppen oder Borsten. Das ganze Dorf hilft dem Fisch schließlich, den Turm wieder mit Wasser zu füllen und ihm eine Heimat zu geben.

Ausgezeichnete Inszenierung
Die drei Darstellerinnen Angelika Büchele-Herburger, Heidi Woitsche und Sonja Biatel-Kassler transportieren die Thematik mit Witz und Humor und demaskieren im Laufe des Stücks allzu bekannte Vorurteile. Für das Bühnenbild, das mit bemalten Jalousien clever funktioniert, zeichnen Eckehard Krischke und Gerd Menia verantwortlich. Den Kleinen gefiel es, die Großen nahmen die Botschaft mit und eine bosnische Mutter brachte es gegenüber Regisseurin Iris Biatel-Lerbscher, die für die eindrückliche Inszenierung verantwortlich zeichnet, auf den Punkt: „,Ich habe Schuppen’ bewegt“.

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