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Feine Düfte, frohe Farben

Lustenau (VN) -  Seit zehn Jahren gibt Gerti Baur Brustkrebspatientinnen „Tipps zum Wohlfühlen“.

Gerti Baur arbeitet in zwei Berufen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch haben sie eines gemeinsam: Die Frauen stehen im Mittelpunkt. Als Schneiderin sorgt sie in einem Dornbirner Brautmodensalon dafür, dass am schönsten aller Tage alles wie angegossen sitzt. Als Beraterin der Krebshilfe versucht sie, ein bisschen Normalität zu vermitteln. Und zwar mit „Tipps zum Wohlfühlen“ für Brustkrebspatientinnen.

Ein gutes Gespür

Vor zehn Jahren wurde diese Aktion gestartet. Seitdem haben Gerti Baur und Ulli Marte 200 Nachmittage für 600 Frauen gestaltet und insgesamt 1500 Kopfbedeckungen genäht. Die farbenfrohen Turbane und Tücher sollen den Haarausfall nach einer Chemotherapie zumindest ein bisschen erträglicher machen. Und sie tun es, wie die engagierte Lustenauerin immer wieder aus Rückmeldungen erfährt. Diese „total anderen Welten“ erfordern zuweilen einen „kräftigen Spagat“. Andererseits spricht Gerti Baur von „Gegensätzen, die gut tun“.

Etwa, wenn sich die Schwere, die die Tätigkeit bei der Krebshilfe mit sich bringt, in Kreativität auflöst. Bis vor kurzem hat Baur alle Kopfbedeckungen selbst genäht. Nun holte sie sich diesbezüglich handwerkliche Unterstützung. Die Turbane werden nach Gefühl geschneidert. Trotz unterschiedlicher Kopfgrößen. Gerti Baur scheint mit einem guten Gespür gesegnet zu sein. „Bislang gab es jedenfalls keine Größenprobleme“, erzählt sie.

Symbol der Weiblichkeit

Frauen empfinden Haare als Symbol der Weiblichkeit. Fallen sie infolge einer Chemotherapie aus, fühlen sich die Betroffenen oft im wahrsten Sinne des Wortes entblößt. Denn es geht nicht nur um den Verlust der Attraktivität. „Der Haarausfall macht die Krankheit auch plötzlich für alle sichtbar“, sagt Gerti Baur. In diesem Stadium lasse sich der Krebs dann nur noch verdecken, aber nicht mehr verbergen. Perücken waren lange die einzige Möglichkeit. Doch nicht jede Frau fühlte sich damit wohl. Alternativen zu finden erwies sich als schwierig. Bis die Leiterin der Krebshilfe-Beratungsstelle, Dietlinde Baldauf, auf ein Projekt in St. Gallen stieß.

„Wir konnten die Kopfbedeckungen nur in Glasvitrinen besichtigen“, erinnert sich Gerti Baur an den gemeinsamen Besuch auf der onkologischen Abteilung des Kantonspitals. Wieder zu Hause zog sie ein Stück Trikot aus der Lade, schnitt „etwas zu“ und nähte es zusammen. Entstanden ist ein Turban in Zipfelmützenform, der mit nur wenigen Handgriffen sitzt. Gerti Baur zeigt immer an sich selbst, wie es geht. „Ich habe ja keine Frisur, die kaputtgehen kann“, merkt sie mit einem warmen Lächeln an.

Alles feinste Qualität

Zum Turban gesellten sich inzwischen Mützen und dazu Tücher, die dekorativ darüber geschlungen werden können. Alles in feinster Qualität für gute Trageeigenschaften. Ob Turban oder Perücke: Die Entscheidung überlässt Gerti Baur den Frauen. „Sie sollen die Alternativen kennen, aber das tragen, mit dem sie sich in einer schwierigen Zeit so wohl wie möglich fühlen“, meint die Beraterin. Dazu gehört auch die Gesichtspflege. Diesen Teil übernimmt die Visagistin Uli Marte.

Das Kosmetikunternehmen Estée Lauder stellt die Produkte zur Verfügung. So lockern feineDüfte und schöne Farben den Krankenhausalltag von Krebspatientinnen zumindest ein bisschen auf. Pro Jahr sind es 20 bis 22 Veranstaltungen. Jeweils am Mittwoch ist das Wohlfühl-Team in einem der Krankenhäuser des Landes zu Gast. Und immer noch berührt Gerti Baur das Schicksal der betroffenen Frauen. Da werden die eigenen Wünsche klein.

Zur Person: Gerti Baur

Geboren: 6. Juli 1955 in Lustenau

Familienstand: Verheiratet, 3 Söhne

Beruf: Beraterin bei der Krebshilfe Vorarlberg, Schneiderin

Hobbys: Radfahren, Chorsingen, Kochen

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