Die meisten österreichischen Intensivstationen sind im Regelbetrieb mit 80 bis 90 Prozent ausgelastet. "Selbst in einem sehr gut ausgestatteten Gesundheitssystem wie in Österreich sind größere Vorhaltekapazitäten im Intensivsetting weder personell noch strukturell leistbar", hielt der ÖGKV in einer Presseaussendung fest. Die üblichen, immer wieder unregelmäßig auftretenden Belastungsspitzen können normalerweise vom System gut abgefedert werden. Das gelte aber nicht in Zeiten von Corona. Aufgrund nicht ausreichender Personalreserven sieht der ÖGKV "die Gefahr einer maximalen Überlastung".
Coronavirus als Bedrohung für Österreichs Gesundheitssystem
Verstärkt werde diese Entwicklung dadurch, dass medizinisches Personal sich zusehends mit SARS-CoV-2 infiziert bzw. als Kontaktperson 1 gilt ist und somit ausfällt. Das könne die adäquate und zeitnahe Versorgung von akuten Nicht-SARS-CoV-2 Patienten und Patienten sowie Notfällen gefährden, die ebenfalls eine intensivmedizinische Therapie benötigen, befürchtet der Pflegeverband. Deshalb sei es "mehr denn je das Gebot der Stunde, eine spürbare Eindämmung der Zahl an Neuerkrankten zu erreichen, um nicht in absehbarer Zeit an die Kapazitätsgrenzen unseres Gesundheitssystems zu stoßen".
Auf Intensivstationen sei fehlendes Personal nicht einfach durch schnelles Ein- oder Umschulen von anderweitig tätigem medizinischem Personal ersetzbar. Die im Intensivbereich tätigen Fachkräfte seien hochqualifiziert, ihr Fehlen daher nicht kurzerhand wettzumachen, gab der ÖGKV zu bedenken.
Coronavirus-Pandemie: Situation spitzt sich zu
"Für das im gesamten Gesundheitsbereich tätige Personal war und ist das Jahr 2020 bisher eine große Herausforderung. Viele Kolleginnen und Kollegen stießen an ihre individuellen Belastungsgrenzen. Die aktuell weiter stark steigende Zahl der Patientinnen und Patienten, die an einer SARS-CoV-2-Infektion erkrankt sind, und in Krankenhäusern auf Normal-, und Intensivstationen versorgt werden müssen, haben sich seit Anfang September nahezu verzehnfacht. Eine Trendumkehr ist momentan nicht in Sicht. Angesichts dieser sich zuspitzenden Lage vereinzelt immer noch von einer 'entspannten Situation' zu sprechen, vor allem auch die Intensivversorgung betreffend, ist nicht nachvollziehbar", bemerkte der Pflegeverband. Sollte sich die Situation weiter zuspitzen, müsse mit einer Rationierung der Regelversorgung und einer deutlichen Reduktion der Zahl an elektiven Eingriffen gerechnet werden.
Daher gelte es die Neuinfektionen zu senken, forderte der Verband eine "Ausweitung und Einhaltung der von der Bundesregierung empfohlenen Maßnahmen". Nur damit sei "eine adäquate Versorgung der kranken Menschen in diesem Land" gewährleistet.
(APA/Red.)
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