Wenn Patrick McEnroe bei einem Turnier auf seinen Bruder und Tennis-Gigant John McEnroe traf, wurde er von seiner Mutter stets ermahnt: Du wirst doch nicht deinen großen Bruder schlagen wollen? Nicht, dass dieser Hinweis sonderlich notwendig gewesen wäre. Denn während es Patrick nur kurzweilig unter die Top 30 schaffte, war John ein Genie und jahrelang der beste seines Fachs. Der Hinweis erinnerte Patrick viel mehr daran, dass er eben nur der kleine Bruder von John war. Und niemand will auf Dauer der kleine Bruder sein egal von wem.
Neustart in der Provinz
So ergeht es auch Etienne Emmanuel Etoo. Er ist der kleine Bruder von Stürmer-Star Samuel Etoo und eben jenem Schatten will der Kameruner endlich endkommen. Darum absolviert der 21-jährige seit Montag ein Probetraining beim FC Lustenau. Bislang war er seinem großen Bruder nach Spanien und Italien gefolgt, wo er stets den Vergleichen mit Samuel ausgeliefert war. Diesen hielt er freilich nicht stand. Jetzt will er abseits von der großen Fußballwelt einen Neustart machen. Etienne Emmanuel Etoo ist, da ist er schon wieder, der Vergleich, so wie sein Bruder Stürmer. Er stand in Kameruns Kader bei der U20-WM 2009 und machte beim ersten FC-Training einen guten Eindruck. Jeff Geiger kommentiert: Ich kann noch nicht viel zu ihm sagen, er trainiert ja erst seit heute mit. Nur so viel: Er ist schnell und beidfüßig. Zudem ist er scheu. Nur widerwillig posiert er für die Kamera, Interviews mag er gar keine geben. Sein Berater, auch er ist Öffentlichkeitsscheu und bat um Anonymität, erklärt: Der Name Etoo war bislang eine Belastung für Etienne. Wenn er bei einem Verein wie Lustenau durchstartet, könnten alle Beteiligten davon profitieren.
FC beeindruckt Berater
Die Begründung, warum die Berater den FC Lustenau auserwählten denn Etienne wurde den Blau-Weißen aktiv angeboten klingt wie ein Ritterschlag: Drei Berater von einer italienischen Agentur waren in Vorarlberg um sich Spiele der Erste Liga anzusehen. Dabei ist ihnen der FC Lustenau sehr positiv aufgefallen. Es beeindruckte sie, wie konsequent beim FC auf junge Spieler gesetzt wird, so sein Betreuer, wir glauben, dass es sich in diesem Verein und speziell unter diesem Trainerduo gut entwickeln kann. Etoo bleibt bis Mittwoch in Lustenau. Die Chancen auf eine Engagement stehen gar nicht schlecht. Wenn der Verein will und es Etienne hier gefällt, dann wird es eine Lösung geben. Wer weiß: Vielleicht wird Etienne in Lustenau ja zu Etoo, dem Großen.
(NEUE/Hannes Mayer)
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