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familieplus-Gemeinden besuchen deutsche Modellstädte

Vertreter des Landes Vorarlbergs und neun Gemeinden informierten sich bei ihrer Exkursion nach NRW über die zukunftsweisende Initiative „Kein Kind zurücklassen“.
Vertreter des Landes Vorarlbergs und neun Gemeinden informierten sich bei ihrer Exkursion nach NRW über die zukunftsweisende Initiative „Kein Kind zurücklassen“. ©Martin Scherag
Austauschen und lernen vom Programm „Kein Kind zurücklassen“ zur Förderung junger Menschen in allen Lebensbereichen

Mit seinem zukunftsweisenden Projekt für Kinder- und Familienförderung hat das Bundesland Nordrhein-Westfalen eine Vorreiterrolle im deutschsprachigen Raum eingenommen. Zum Lokalaugenschein in ausgesuchte Modellgemeinden reisten Anfang September 23 Interessierte aus Vorarlbergs Gemeinden – zwölf davon aus familieplus-Gemeinden.

Gesundheit, Bildung und soziale Integration bilden zweifelsohne die Basis für ein gutes Leben. Dass junge Menschen in einem solchen Umfeld aufwachsen können und gefördert werden, haben sich 18 Gemeinden in Nordrhein-Westfalen zur besonderen Aufgabe gemacht. Seit 2012 arbeiten sie mit Unterstützung der nordrhein-westfälischen Landesregierung und der Bertelsmann Stiftung intensiv daran, Angebote an die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen von 0 bis 18 Jahren und ihren Familien anzupassen. Ihr Ziel: Chancengleichheit für alle.

„In Zusammenarbeit mit Vorarlbergs Gemeinden unterstützt das Land Vorarlberg die Familien als Fundament der Gesellschaft. Vorarlberg ist auch im gesellschaftspolitischen Bereich äußerst innovativ, was durch das in Österreich einzigartige Programm ‚familieplus‘ belegt wird. Wir schauen aber auch über den Tellerrand und lernen von unseren Nachbarn“, erläutert Landeshauptmann Markus Wallner.

Zur dreitägigen Exkursion nach Deutschland reisten Anfang September Vertreterinnen und Vertreter von neun Gemeinden aus Vorarlberg: Innerbraz, Lustenau, Mäder und Wolfurt sowie aus den familieplus-Gemeinden Dornbirn, Mellau, Nenzing, Rankweil und Sulzberg. Je einen halben Tag verbrachten die 23 Teilnehmenden in den Städten Dormagen, Hamm, Dortmund, Arnsberg und Düsseldorf, um sich über einige Projekte des Programms „Kein Kind zurücklassen“ zu informieren.

Kinder reden mit
Inspiration für die eigene Arbeit in den familieplus-Gemeinden lieferte zum Beispiel das Netzwerk für Familien in Dormagen, das sämtliche Angebote, von vor der Geburt bis zum Übergang ins Berufsleben, bündelt und koordiniert. Im Kinderparlament, der Bürgermeister-Sprechstunde oder in Jugendforen können Kinder und Jugendliche per Brief, Mail, Facebook oder persönlich ihre Anliegen äußern. Diese fließen direkt in die stadtpolitischen Entscheidungen ein. „Alle Maßnahmen orientieren sich konsequent am Kind unter Einbezug der Eltern. Das ist ein zentraler Wechsel der Perspektive, der zukünftig auch bei uns deutlich mehr berücksichtigt werden muss,“ zeigt sich Andrea Kaufmann, Bürgermeisterin der Stadt Dornbirn, vom Ansatz beeindruckt.“

Gemeinden als Vernetzer
Bildungsgerechtigkeit wird in der Stadt Hamm großgeschrieben. Ihre Überzeugung: Kindern geht es nur so gut, wie es ihren Eltern geht. Und: Wissen wird im Wesentlichen im Elternhaus vermittelt. In Kooperation mit Kindergärten, Schulen, Ärzten, Kliniken und Vereinen hat die Stadt deshalb eine niederschwellige Elternberatung direkt in Kindergärten eingerichtet und die Elternschule Hamm gegründet. Ein Projekt mit Vorbildwirkung sieht darin der Bürgermeister von Mellau, Tobias Bischofberger: „Wie bei allen Projekten übernimmt auch hier die Gemeinde die Vernetzungsrolle und bringt die unterschiedlichsten Institutionen an einen Tisch. So können sie Angebote sinnvoll und übersichtlich bündeln.“

Gelungene Integration
Wie eine Schule zum Dreh- und Angelpunkt für gelungene Integration werden kann, beweist die Grundschule Kleine Kielstraße in Dortmunds Nordstadt – einem von Arbeitslosigkeit, Armut und Zuwanderung geprägten Stadtteil. Die Schule räumt der Sprachförderung und Entwicklung persönlicher und sozialer Kompetenzen viel Platz ein und richtet sich sowohl an Kinder als auch deren Eltern. Die Angebote werden im und außerhalb des Schulgebäudes umgesetzt: in Elterncafés, Projektwochen, vorschulischer Betreuung oder Kinderstuben direkt in den Wohn­siedlungen. Das Programm wirkt: Ein Indiz dafür ist etwa die mit 44 Prozent überdurchschnittlich hohe Übergangsquote von der Grundschule in das Gymnasium. Sonst liegt sie bei 19 Prozent.

Die Gemeinde Arnsberg hat sich der Integration von Menschen aus Krisenregionen verschrieben und eine besondere Willkommenskultur entwickelt. Der Gemeinde ist es gelungen, in Kooperation mit mehreren Grundschulen, Kindergärten und der Kirche die Zugewanderten mit Einheimischen zusammenzubringen, um Ängste und Vorurteile abzubauen. Stadtfeste, internationale Kochabende, ein neuer großer Kinderspielplatz oder weihnachtliche Treffen sind nur ein paar der Initiativen, die die Gemeinde dafür auf die Beine gestellt hat. Besonders inspiriert vom Arnsberger Modell der Familienzentren zeigt sich Gerlinde Sammer, Verwaltungsverantwortliche für Kindergarten und Schule in Nenzing: „Die drei Bs, Bildung, Beratung und Betreuung den Familien dort anzubieten, wo sie tagtäglich ein- und ausgehen, stellt sich als äußerst wirkungsversprechend dar.“

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