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"Familie war ein unbeschriebenes Blatt"

Die Familie des 73-jährigen Josef F., der seine Tochter Elisabeth über 20 Jahre lang in einem Verlies gefangen gehalten und mit ihr sieben Kinder gezeugt haben soll, galt als intakt und unauffällig.

“Es hat nie Beschwerden gegeben. Die Familie war ein unbeschriebenes Blatt”, sagte Gabriela Peterschofsky-Orange von der NÖ Kinder- und Jugendanwaltschaft (KIJA) am Montag im Gespräch mit der APA.

Der offenbar hochintelligente Mann hätte es geschafft, das “Auftauchen” der drei mit seiner eigenen Tochter gezeugten Kinder, die nicht im Keller leben mussten, sondern als vermeintlich vor seiner Haustür abgelegt offiziell bei ihm aufwuchsen, im gesamten Ort plausibel zu erklären. “An dieser Legendenbildung hat niemand gezweifelt”, so Peterschofsky-Orange. Der Mann und seine Ehefrau hätten sich fürsorglich um diese Kinder gekümmert: “Sie waren auch ins Gemeindeleben involviert und ins gesellschaftliche Leben integriert.”

Für die Kinder- und Jugendanwaltschaft steht fest, dass die gesamte Familie des 73-Jährigen – seine Ehefrau, die 42 Jahre alte Tochter und die sechs mit dieser gezeugten Kinder – schwer traumatisiert ist und die Dauer ihrer nunmehrigen Akutbetreuung in der Sonderkrankenanstalt Landesklinikum Mostviertel Amstetten-Mauer derzeit völlig unabsehbar ist. “Zur Aufarbeitung des Geschehenen werden einige vermutlich das ganze Leben brauchen”, stellte Peterschofsky-Orange fest.

Nach Abschluss der stationären Behandlung seien die Behörden gefordert, den Betroffenen ein Weiterleben zu ermöglichen, betonte die Kinder- und Jugendanwältin. “Das ist eine ganz große Herausforderung und Verantwortung, die hier zu bewältigen sein wird”, bemerkte sie im Hinblick auf das riesige internationale Medieninteresse an dem Fall.

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