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Falscher Polizist kassierte von Freiern "Bußgelder"

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Darüber hinaus "verjagte" er im Stuwerviertel Prostituierte, um seiner Freundin die Konkurrenz vom Hals zu schaffen. Urteil: Ein Jahr bedingt!
Um seiner Freundin, einer im Stuwerviertel tätigen Prostituierten, ein regelmäßiges Einkommen zu ermöglichen, setzte sich ein 40-jähriger Arbeiter ein Barett der Polizei auf und patrouillierte regelmäßig an den einschlägig bekannten Standplätzen in Wien-Leopoldstadt. Als vermeintlicher Polizeibeamter kontrollierte der sehr selbstsicher auftretende Mann die Pässe der Konkurrenz seiner Lebensgefährtin und schickte die Damen dann mit barschen Worten weg, weil ihr Treiben “illegal” sei. Neben Amtsanmaßung wurde ihm am Mittwoch im Straflandesgericht auch schwerer gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen.

Der Tischler begnügte sich nämlich nicht nur damit, seiner Freundin den Weg zu möglichst vielen Freiern zu ebnen. Ab und zu, wenn er beobachtete, dass eine ihm unbekannte Prostituierte in das Auto eines Kunden stieg, nahm er mit seinem Fiat Punto die Verfolgung in eine offenbar für diese Zwecke beliebte Tiefgarage in der Lasallestraße auf. Dort klopfte er dann in einem für ihn günstigen und für die anderen äußerst unpassenden Moment gegen die Scheiben des in einer dunklen Ecke geparkten Autos und herrschte den geschockten Freier an, das, was er hier praktiziere, sei “illegal”. Der falsche Polizist verlangte die Papiere und drohte mit einer Anzeige. Bei sofortiger Zahlung eines “Bußgeldes” könne man die Sache jedoch rasch und unbürokratisch aus der Welt schaffen.

Sehr untypisch

Die Polizeimütze, die der Tischler trug, war offenbar beeindruckend genug, um die in flagranti betretenen Männer umgehend die Brieftaschen zücken zu lassen. Dabei trug der 40-Jährige außer dem Barett nichts, was auf eine Tätigkeit als Gesetzeshüter hingedeutet hätte. Er konnte weder eine Kokarde noch einen Dienstausweis vorweisen. Sein polizeiuntypischer Kleinwagen war weder mit Blaulicht noch einer “Polizei”-Aufschrift versehen. Stattdessen prangte eine überdimensionale, von Fans der Band gern zur Schau getragene “Rolling Stones”-Zunge am Heck des Fahrzeugs.

Zwischen November 2008 und April 2009 habe er rund zehn Freier “abgezockt”, gab der Mann vor Richter Christian Böhm zu. Jeweils 50 bis 90 Euro kassierte er, wobei er nach Erhalt der “Bußgelder” in der Tiefgarage vorgedruckte Inkasso-Bestätigungen ausstellte. “Es war a Blödsinn”, nuschelte der Angeklagte. Ein Bekannter habe ihm das Kapperl geschenkt, sofort wäre er von allen möglichen Leuten für einen Polizisten gehalten worden. Da sei ihm die Idee gekommen, sich als solcher auszugeben und die Konkurrentinnen seiner Freundin zu “verjagen”.

Bei den Freiern abzukassieren, sei ursprünglich gar nicht ihm selbst eingefallen. Ein Unbekannter habe ihm, als er wieder einmal auf den Plan trat und den Ausweis einer Prostituierten sehen wollte, von sich aus 50 Euro angeboten, “damit ich ihn gehen lass”. “A leichtverdientes Geld”, befand der Richter. Der Angeklagte wurde rechtskräftig zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt. Die Beziehung zu seiner Freundin, die übrigens keine Ahnung vom Rollenspiel ihres Gefährten hatte, hat der verheiratete 40-Jährige inzwischen beendet. Seine Frau hat trotzdem die Scheidung eingereicht.

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