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Fall Lucile: Offenbar Verdächtiger festgenommen

Soll auch Joggerin in Endingen erschlagen haben
Soll auch Joggerin in Endingen erschlagen haben ©APA
Im Fall der vor drei Jahren in Kufstein getöteten 20-jährigen Studentin Lucile K. aus Frankreich ist ein offenbar Verdächtiger in Deutschland festgenommen worden. Dies teilte die Polizei am Freitagabend mit.

Der Täter soll Anfang November auch eine 27-jährige Joggerin in Endingen bei Freiburg in Deutschland getötet haben. Die Ermittler hatten an beiden Opfern DNA-Spuren der selben Person gefunden.

Laut deutscher Presseagentur (dpa), die sich auf die Bild-Zeitung beruft, soll es sich um einen Fernfahrer handeln, der im Raum Freiburg arbeitet. Nähere Informationen zu dem Fall will die Freiburger Polizei morgen, Samstag, bei einer Pressekonferenz in Endigen mitteilen.

Ergebnis lasse keinen vernünftigen Zweifel zu

Beide sichergestellten DNA-Spuren waren von schlechter Qualität. Die am Tatort in Kufstein gefundene DNA wurde hochgerechnet, und dieses Profil dann mit den in Deutschland sichergestellten Fragmenten direkt verglichen. Das Ergebnis lasse keinen vernünftigen Zweifel zu, dass es sich nicht um dieselbe Person handelt, hatten die Ermittler im Jänner bekannt gegeben. Doch auch die Veröffentlichung eines Phantombilds in Deutschland lieferte zunächst keine heiße Spur.

Auch eine Reihe anderer Umstände ließ die Ermittler nicht daran zweifeln, dass beide Verbrechen von ein und dem selben Täter begangen worden waren. Neben der Auswahl der Opfer und wie diese nach der Tat abgelegt wurden, war auch auffallend, dass beide an einem Sonntag getötet worden waren.

Mit massiver Gewalteinwirkung erschlagen

Beide Opfer wurden mit massiver Gewalteinwirkung erschlagen – Lucile mit einer Eisenstange, die bei hydraulischen Hebesystemen etwa bei Lkw-Führerkabinen zum Einsatz kommt.

mordtirol
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Auch in Deutschland dürfte die Tatwaffe eine Art Eisenstange gewesen sein, sie blieb aber bis zuletzt verschwunden. Darüber hinaus wurden beide Opfer sexuell missbraucht. Während der Übergriff bei Lucile laut den Ermittlern “leicht” war, wurde die 27-Jährige in Deutschland schwer missbraucht.

Die 27-jährige Deutsche war am 10. November, vier Tage nach ihrem Verschwinden, tot in einem Waldstück nahe ihrem Wohnort gefunden worden. Die Frau wurde vergewaltigt und umgebracht. Die Leiche der Französin, die aus der Gegend von Lyon stammte und im Rahmen eines Auslandssemesters in Kufstein studiert hatte, war am 12. Jänner 2014 von Polizisten am Ufer des Inns entdeckt worden. Freunde und Studienkollegen hatten die junge Frau als vermisst gemeldet. Todesursache waren laut Obduktion heftige Schläge auf den Kopf. Taucher fanden schließlich die Tatwaffe im Inn, eine Eisenstange.

Mehr als drei Jahre nach Tod folgt Festnahme

Am 12. Jänner 2014 wird die französische Studentin Lucile K. erschlagen am Innufer in Kufstein aufgefunden. Mehr als drei Jahre später wird der mutmaßliche Täter von deutschen Ermittlern dingfest gemacht, nachdem er Anfang November 2016 auch eine Joggerin in Endingen in Deutschland erschlagen haben soll. Im folgenden eine Chronologie des spektakulären Falls.

12. Jänner 2014: Polizisten finden am Innufer in Kufstein die Leiche der französische Studentin, die aus der Gegend von Lyon stammt und seit vier Monaten im Rahmen eines Austauschprogrammes in Kufstein weilt. Die junge Frau ist zuvor von Studienkollegen als vermisst gemeldet worden.

13. Jänner 2014: Für die Ermittler stellt sich schnell heraus, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelt. LKA-Chef Walter Pupp spricht am Tag danach von “stumpfer Gewalt”, die zum Tod der 20-Jährigen geführt hat. Hinweise auf den oder die Täter bzw. auf die Tatwaffe gibt es vorerst keine. Auch die Sachen der jungen Frau – Tasche und Handy – bleiben vorerst verschwunden. Deshalb schließen die Ermittler auch einen Raubmord als Motiv nicht aus.

27. Jänner 2014: Bei einem Tauchgang im Inn finden Polizeitaucher die Tatwaffe. Dabei handelt es sich um ein 58 Zentimeter langes Rohr mit einem 2,3 Zentimeter großen Durchmesser. Die 1,7 Kilogramm schwere Eisenstange kommt laut Ermittlern bei der Bedienung von hydraulischen Hebesystemen, aber auch bei Lastkraftwagen zum Einsatz, um die Fahrerkabine anzuheben.

24. Juni 2015: Der Fall wird in der ZDF-Fernsehsendung “Aktenzeichen XY… ungelöst” ausgestrahlt. In den folgenden Tagen gehen etliche Hinweise ein. Laut Ermittlern befindet sich aber nichts Brauchbares darunter.

26. Jänner 2017: Ein Verbrechen in Deutschland gibt dem Fall eine neue Wende: Am Tatort einer Anfang November in Endingen bei Freiburg getöteten 27-jährigen Joggerin stellen die Ermittler DNA-Fragmente sicher, die mit den Spuren im Fall Lucile übereinstimmen. Die Ermittler sprechen beim deutschen Opfer von schwerem sexuellen Missbrauch. Die Tiroler Ermittler ziehen daher nun auch sexuellen Missbrauch als Tatmotiv in Betracht. Zudem sprechen sie von einem Durchbruch bei den Ermittlungen.

5. April 2017: Die deutschen Kriminalisten veröffentlichen ein Phantombild. In der Folge gehen zahlreiche Hinweise ein, auch bei den hiesigen Stellen. Vorerst scheint aber keine heiße Spur darunter zu sein.

2. Juni 2017: Die deutschen Ermittler vermelden die Festnahme eines Verdächtigen. Ersten Informationen zufolge soll es sich um einen Fernfahrer handeln, der im Raum Freiburg arbeitet.

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