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Faktencheck: Stars für dubiose Werbevideos benutzt

Ein Ausschnitt aus einem der betrügerischen Werbevideos.
Ein Ausschnitt aus einem der betrügerischen Werbevideos. ©Screenshot/Facebook
Wer kennt das nicht? Im Internet wird oft mit der angeblichen Aussicht auf schnelle Gewinne ohne Risiken geworben. Oft sieht man in diesen dubiosen Werbevideos auch bekannte Personen. Wird Künstliche Intelligenz hier für einen Betrug eingesetzt? - Ein Faktencheck.

Bekannte österreichische Persönlichkeiten aus Politik, Medien und Wirtschaft scheinen in neuen Videobeiträgen auf Facebook vermeintliche Investitionsmodelle anzupreisen. Natürlich handelt es sich dabei um Fälschungen. Neu ist aber, dass offensichtlich Künstliche Intelligenz eingesetzt worden ist.

Faktencheck: Stars mittels KI für dubiose Werbevideos benutzt

Einschätzung: Die Stimmen im Video wurden nachträglich bearbeitet und vermutlich mit einer computergenerierten (KI) Stimme überspielt. Es besteht kein Zusammenhang zwischen den verschiedenen Original-Videoclips und dem behaupteten Investitionsmodell.

Überprüfung: Auf Facebook wurden verschiedene Videobeiträge veröffentlicht, in denen öffentlich bekannte Personen für angebliche Investitionsmodelle werben. Kenner der gezeigten Personen dürfte wohl recht schnell auffallen, dass es sich um keine authentischen Videos handelt. Die Stimmen der Personen ähneln zwar in der Stimmfarbe, aber nicht im Sprachstil den Menschen.

Originalvideos werden gezielt manipuliert

Kennt man die Personen nicht gut, könnte es durchaus sein, dass Menschen nicht begreifen, dass hier Originalvideos gezielt manipuliert wurden. Im Fall des ersten Fake-Videos handelt es sich etwa um Ausschnitte mit ORF-Moderatorin Susanne Schnabl, OMV-CEO Alfred Stern und Unternehmer René Benko.

Ein Ausschnitt aus einem Fake-Werbevideo auf Facebook. Credit: Screenshot/Facbook

Der Ausschnitt mit Schnabl stammt aus der ORF-Sendung "Report" vom 25. April 2023. Ursprünglich interviewte sie dort den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Über Investitionsmöglichkeiten ist dabei keine Rede. Auch Schnabl selbst bestätigte auf Anfrage von APA-Faktencheck, dass das Originalmaterial manipuliert worden sei.

OMV-Vorstand Stern spricht in Fake-Video von Stimmfälschung

OMV-Vorstand Stern spricht in dem Werbevideo mit den Stimmfälschungen von einer Erhöhung der Öl- und Gasproduktion der OMV, wodurch das angebliche Investment profitabel sei. Das zugrunde liegende Originalvideo zeigt hingegen ein Interview mit der ÖBAG, in dem Stern über die Nachhaltigkeit des Ölkonzerns spricht. Auch hier geht es an keiner Stelle um das behauptete Thema. "Alfred Stern hat die im referenzierten Videoclip zu hörenden Aussagen nicht getätigt", bestätigte ein OMV-Sprecher auf Anfrage von APA-Faktencheck. Es liege auch keine Zustimmung der OMV zur Verwendung dieser Werbevideos vor.

Verwendung von René Benko in Fake-Werbevideo

Das verwendete Video von René Benko, dem Gründer der Signa Holding, findet sich im Signa Trendtalk vom Oktober 2018. Im Original wird über die Lage von Immobilien gesprochen. Mittlerweile wurde das Video vom hauseigenen YouTube-Kanal der Signa Group gelöscht, jedoch findet es sich noch in den Google-Suchergebnissen. Das Vorschaubild entspricht der verwendeten Szene. Signa teilte APA-Faktencheck über einen Anwalt mit, dass das Unternehmen grundsätzlich mit Löschungsaufforderungen beim jeweiligen Host-Provider gegen die Verbreitung manipulierter Berichte vorgeht.

Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache in Fake-Video

Im zweiten Fake-Video ist der ehemalige Vizekanzler Heinz-Christian Strache zu sehen. Das Originalvideo stammt aus dem Mai 2019. Damals hatte Strache es auf seiner Facebook-Seite hochgeladen, mittlerweile ist es dort jedoch nicht mehr zu finden. Darin kommentierte er das Ibiza-Video, das wenige Tage zuvor an die Öffentlichkeit gelangte. Eine Anfrage an Strache blieb bis zur Veröffentlichung des Faktenchecks unbeantwortet.

Kurze Videos zeigen Geldbündel und europäische Flaggen

Die kurzen Videos zwischendurch zeigen Geldbündel, europäische Flaggen und die österreichische Nationalbank. Diese Ausschnitte wurden auch auf dem YouTube-Kanal der österreichischen Nationalbank verwendet. Die dortigen Themen haben aber keinen Zusammenhang mit dem Werbevideo.

Claudia Reiterer für drittes Fake-Werbevideo verwendet

Eine Anmoderation der Sendung "Im Zentrum" mit ORF-Moderatorin Claudia Reiterer wurde für ein drittes Fake-Werbevideo zweckentfremdet. Dort soll sie über den Tesla-Chef Elon Musk gesprochen haben, so die Behauptung. Die Sendung vom Oktober 2022 startet jedoch nicht mit einem Bild von Elon Musk, sondern mit einem Bild der Bundeshauptstadt Wien. Musks Bild wurde nachträglich im Hintergrund eingefügt. Reiterer bestätigte der APA, dass es sich um eine Fälschung handle und meldete sich auch per Social Media zu Wort: "Das ist natürlich ein Fake bzw. gelogen".

"Nur australische Staatsbürger" könnten mit 350 Euro anfangen

Weitere Hinweise auf ein unseriöses Geschäftsmodell finden sich im Begleittext des Videos. "Nur australische Staatsbürger" könnten mit 350 Euro anfangen und ab 10.000 Euro im Monat verdienen. Hier wurde wohl Austria mit Australia verwechselt. In der Zwischenzeit ist das Video nicht mehr verfügbar.

Täuschend echt wirkende OMV-Seite

Mit einem Klick auf die in den Beiträgen angegebenen Links landet man zum Beispiel auch auf einer auf den ersten Blick täuschend echt wirkenden OMV-Seite, die nach Vorbild der originalen OMV-Webseite nachgebaut wurde. Die Inhalte allerdings wurden verändert und mehr als die Startseite wurde auch nicht von der OMV kopiert. Kontaktadressen oder Impressum sucht man ebenfalls vergeblich.

(APA/Red)

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