Faktencheck: Gibt es wirklich eine Moschee als Spielgerät auf einem Wiener Kinderspielplatz?

Tatsächlich ist das Spielhaus dem Taj Mahal in Indien nachempfunden und steht seit Eröffnung des Spielplatzes vor 18 Jahren neben einem Indischen Elefanten repräsentativ für den Kontinent Asien. Der Taj Mahal ist ein weltberühmtes Mausoleum in der indischen Stadt Agra. Er diente dem Spielhaus in dem Park am Kaiserwasser als Vorlage. Das ist einer Aussendung der Stadt Wien zu dessen Eröffnung am 19. September 2007 zu entnehmen. Die Nachbildung ist auch über Google Maps sowie auf einer Informationsseite zu Spielplätzen in Wien abrufbar. Dort sind auch Symbole anderer Kontinente zu sehen, wie etwa die australische Tierwelt, Zelte oder ein Safari-Auto.
Wiener Kinderspielplatz: Modell des Taj Mahal als Moschee fehlinterpretiert
Die Behauptung aus dem von einem Passanten gefilmten Video, es handle sich dabei um eine Moschee und damit laut der Webplattform "AUF1" ein Zeichen der fortschreitenden "Islamisierung" Wiens, ist eine Fehlinterpretation und nicht belegbar. Zwar befinden sich auf dem Gelände des Taj Mahal etwa auch eine Moschee und ein Gästehaus, die Nachbildung auf dem Spielplatz gilt aber dem Mausoleum, das als Juwel der indo-islamischen Architektur per se kein religiöses Symbol darstellt.
Rechtsextreme Webseite als Multiplikator
Die "Entdeckung" des 18 Jahre alten Spielgeräts in dem Video wurde vom vielfach als rechtsextrem bezeichneten Online-Medium "AUF1" aufgegriffen und über dessen Kanäle in allen relevanten Social-Media-Plattformen ausgespielt. Dort generierte es vielfache Reaktionen und Kommentare und wurde daraufhin vor allem in migrationskritischen Gruppen weiterverbreitet.
"AUF1" hatte aufgrund von laut Verfassungsschutzbericht "Verbreitung von demokratieablehnender und systemfeindlicher Propaganda" in den vergangenen Monaten einige Rückschläge einzustecken. Ende Oktober 2024 löschte Facebook die Seite des Portals, die Spendenkonten in Österreich, Ungarn und zuletzt auch Deutschland wurden gesperrt. Zudem droht dem dahinterstehenden Verein seinen Status der "Gemeinnützigkeit" zu verlieren.
Islamfeindlichkeit nimmt zu
Islamfeindlichkeit ist laut der Gleichbehandlungsanwaltschaft ein wachsendes Problem in Österreich. Dem deutschen Verfassungsschutz zufolge versuchen Rechtsextremisten gezielt, "Ängste vor vermeintlicher "Überfremdung" [...] zu erzeugen [...], um so die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen".
Eine islamfeindliche Einstellung führt in einigen Fällen zu rassistischen Übergriffen auf Muslime. Studien zufolge ist das ein europaweites Phänomen. Laut einer deutschen Studie berichteten mehr als drei Viertel der befragten Muslime und Musliminnen von solchen Übergriffen und Diskriminierungserfahrungen. Die "Dokumentations- und Beratungsstelle Islamfeindlichkeit & antimuslimischer Rassismus" warnt seit Jahren vor einer gesellschaftlichen Spaltung.
(APA/Red.)
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