Geht es um den Ring-Rund-Radweg, fallen in der Diskussion bereits seit Jahren immer wieder dieselben Schlagworte: Ausbau, Netzlückenschluss, Rad-Rowdys, Wintersperre – um nur einige zu nennen. Der Ausbau des „Luxus-Radwegs“, wie ihn Ursula Stenzel, Bezirksvorsteherin im 1. Bezirk, liebevoll nennt, ist teuer und langwierig.
Derzeit gibt es wegen des Ausbaus einige Baustellen, die abschnittsweise ein Ausweichen auf Straße und/oder Fußweg erforderlich machen. Das erklärte Ziel der Bemühungen: Der Ring, der ja eigentlich kein Ring, sondern mit Kai ein asymmetrisches Achteck ist, soll in beiden Fahrtrichtungen durchgängig befahrbar werden. An einigen Abschnitten (z.B. im Bereich der U-Bahnstation Schottentor) konnten jedoch noch keine umsetzbaren Lösungen gefunden werden.
Radwege in Wien sollen grün werden
Neben der Streckenführung ist auch die Markierung des Radwegs ein Thema. Gefahrenstellen sind rot markiert – in einigen Fällen handelt es sich dabei um Stellen, an denen die Radfahrer Gefahr laufen, von Autofahrern übersehen zu werden (flächige rote Markierungen), in anderen um Stellen, an denen Fußgänger und Personen, die an Straßenbahnhaltestellen aussteigen, Gefahr laufen, in den fließenden Radverkehr zu laufen (rote Streifen neben den weißen Radwegbegrenzungen). Das Konfliktpotenzial am Ring-Rund-Radweg ist an vielen Stellen hoch, Unfälle keine Seltenheit. Vor kurzem wurden in Wien erste Teststrecken für grüne Radwege angelegt. Die Grünen wollen, dass alle Radwege flächendeckend eine der Parteifarbe entsprechende Markierung bekommen. Die Kosten hierfür werden auf zehn Millionen Euro geschätzt, der (sicherheitstechnische) Nutzen der Maßnahme von Experten jedoch eher gering.
Wie „grün“ die Pläne sind, am Ring zahlreiche Bäume zu fällen, ist eine ganz andere Sache. Sowohl über die Anzahl der Bäume als auch über die Gründe des Fällens (Krankheit oder Radwegausbau) gibt es jedoch widersprüchliche Angaben.
Umbenennung der Abschnitte der Ringstraße
Aber auch abseits des Radwegs gibt es Diskussionen um die Ringstraße: 2012 wurde der Dr.-Karl-Lueger-Ring umbenannt in Universitätsring. Die Umbenennung sorgte für viel Wirbel. Und das obwohl die verschiedenen Abschnitte der Ringstraße fast alle schon mindestens einmal umbenannt worden sind. Nur der Stubenring hieß schon immer so. Die ÖVP fordert nun, dass auch der Dr.-Karl-Renner-Ring umbenannt wird. Dieser trug in der Vergangenheit folgende Namen: Franzensring, Ring des 12. Novembers, Dr.-Ignaz-Seipel-Ring, Josef-Bürckel-Ring und Parlamentsring. Geht es nach den Stadtschwarzen, soll er wieder Parlamentsring heißen.
Video vom Ring-Rund-Radweg
Durchschnittlich sollen auf dem Ring-Rund-Radweg 2.8000 Fahrradfahrer und Fahrradfahrerinnen unterwegs sein, an „Spitzentagen“ sogar bis zu 6.000. Der Tag, an dem unser Video entstand, war augenscheinlich weder ein Spitzentag noch ein durchschnittlicher Tag. Für das Video sind wir den Ring „in Fahrtrichtung“ der Autos abgefahren, Start war am Schottenring.
Die Strecke im Überblick: Schottenring – Franz-Josefs-Kai – Stubenring – Parkring – Schubertring – Kärntnerring – Opernring – Burgring – Dr.-Karl-Renner-Ring – Universitätsring
Der Fahrradweg im Test
Als Themenradweg in der Stadt eignet sich der Ring-Rund-Radweg ganz besonders für Touristen. In relativ kurzer Zeit können sämtliche Ringstraßen-Attraktionen im persönlichen Tempo (das kann die Ringtram in der Form nicht bieten) angefahren werden, ohne dass man sich mit dem Fahrrad in den motorisierten Großstadtverkehr (Stichwort: Citydurchfahrt) wagen muss. Für Menschen, die in der Innenstadt arbeiten und in der Mittagspause ein bisschen Zeit an der frischen Luft verbringen möchten, bietet er sich, da er je nach Fahrtempo in 20 bis 30 Minuten abgefahren werden kann, auch für eine Mini-Radtour an. Ansonsten handelt es sich weniger, um einen Freizeitradweg, sondern vielmehr um eine der Fahrrad-Hauptverkehrsverbindungen der Stadt. Das zeigt auch das fast homogene Erscheinungsbild der Radfahrer: es handelt sich hauptsächlich um Business-Radler, es sind wenig Kinder unterwegs und kaum Sport-Radler. Für Stadt-Radler wie unsere Redakteurin (keinerlei sportliche Ambitionen, aber Spaß am Radfahren) eine ideale Strecke, die sich durch die Ausbauarbeiten über die kommenden Jahre noch verbessern wird.
(SVA)
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