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Facebook-Gewaltvideo: Hauptverdächtige wurde festgenommen, weiterer Fall bekannt geworden

©APA
In der vergangenen Woche wurde ein 15 Jahre altes Mädchen in der Donaustädter Siebeckstraße brutal zusammengeschlagen, beschimpft und dabei gefilmt. Das Video der Tat wurde über Facebook von den gleichaltrigen Angreifern verbreitet und millionenfach gesichtet. Die Hauptverdächtige wurde nun festgenommen, teilte die Staatsanwaltschaft St. Pölten mit.
Verdächtige ausgeforscht
Video auf Facebook
Einvernahme der Prügler
Expertin zum Thema

Ein Antrag auf Untersuchungshaft wurde zudem ebenfalls schon gestellt. Ein weiterer Fall aus der Großfeldsiedlung wurde auch bekannt.

Schwere Misshandlung von 15-Jähriger: Hauptverdächtige wurde verhaftet

Gegen das Mädchen wird wegen Körperverletzung, Nötigung und absichtlicher schwerer Körperverletzung ermittelt. Auf dem Video ist zu sehen, wie das 15-jährige Mädchen beim Donauzentrum in der Donaustadt von vier Jugendlichen verprügelt, verhöhnt und beschimpft wird. Die Aggressoren filmten die Tat, ein Video verbreitete sich auf Facebook. Dieses wurde bis Dienstag rund 4,5 Millionen mal angesehen und fast 40.000 mal geteilt.

Opfer erlitt Kieferbruch

Das Opfer, eine 15-jährige Niederösterreicherin, hatte einen Kieferbruch erlitten und war operiert worden. Am Montag wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen. Die Polizei forschte alle Angreifer – eine 15-jährige amtsbekannte Niederösterreicherin, eine 16-Jährige aus Ecuador, die im Bezirk Gänserndorf lebt, eine 16-jährige Wienerin sowie einen 16-jährigen Tschetschenen, der in Wien wohnt -, aus. Alle vier wurden wegen schwerer Körperverletzung angezeigt.

Die Tat wurde vergangenen Mittwoch in der Siebeckstraße in der Donaustadt verübt. Laut Polizei waren nichtige Meinungsverschiedenheiten das Motiv. Die mutmaßliche Haupttäterin ist bereits amtsbekannt. Sie lebt in einer Sozialeinrichtung für Jugendliche in Niederösterreich. Sie soll am 3. November eine ähnliche Tat begangen haben, eine Gleichaltrige niedergeschlagen und mit dem Umbringen bedroht haben. Ein Sozialarbeiter eines Jugendzentrums im Bezirk Tulln hatte die Tat gesehen und die Polizei verständigt.

Dritter Fall am Dienstag bekannt geworden

Am Dienstag wurde ein dritter Fall bekannt, der ebenfalls auf das Konto der Hauptverdächtigen gehen dürfte. In der Floridsdorfer Großfeldsiedlung sollen sieben Jugendliche, darunter die Niederösterreicherin, eine 14-Jährige zusammengeschlagen haben. Die Mutter des Mädchens erstattete Anzeige. Bei dem Streit ging es um ausgeborgtes Gewand. Der Vorfall ereignete sich am vergangenen Donnerstag kurz nach Mittag. Die Mutter postete auf Facebook, dass “sie von sieben geschlagen wurde und zwei davon hatten sie gehalten, dass sie sich nicht wehren konnte. Die Prügel-Bande hatte ebenfalls (ein) Video gemacht”.

Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft St. Pölten mit Facebook Kontakt aufgenommen. “Wir wollen erreichen, dass das Video von Facebook aus dem Netz genommen wird”, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft zur APA. Bisher verweigerte das Soziale Netzwerk dies mit dem Argument, das Prügel-Video würde nicht gegen die Gemeinschaftsstandards verstoßen.

Gewaltvideos: Brandstetter verweist auf Verfahren gegen Facebook

Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) sieht keine Möglichkeit, illegale Videos auf Facebook von den Behörden entfernen zu lassen. Man könne nur im Rahmen eines rechtsstaatlichen Verfahrens die Entfernung erzwingen, sagte der Minister am Dienstag vor dem Ministerrat. Facebook weigert sich, das Video zu entfernen, auf dem ein 15-jähriges Mädchen von andern Jugendlichen brutal geschlagen wird.Brandstetter betonte, dass die Gesetze für Facebook in diesem Zusammenhang genauso gelten würden wie für jeden anderen. Er verwies darauf, dass bereits mehrere Verfahren gegen den Konzern wegen Verhetzung laufen würden. Die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem aktuellen Gewaltvideo laufen bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten.

Facebook wird Video angeblich prüfen

Facebook beschied Usern, die das Video wegen Verherrlichung von Gewalt meldeten, dass es geprüft worden sei. Facebook habe dabei “festgestellt, dass es nicht gegen unsere Gemeinschaftsstandards verstößt”. Dazu betonte das Unternehmen: “Es ist unser Ziel, dass Facebook für alle einen sichere und einladende Umgebung bleibt.”

Familienminister Sophie Karmasin (ÖVP) bezeichnete die Attacke auf das Mädchen als “grauenhaft”. “Ich konnte mir dieses Video menschlich, persönlich gar nicht ansehen”, so die Ministerin. Es brauche entschiedene Schritte gegen Gewalt in den sozialen Medien.

(APA/Red.)

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