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EZB senkt Leitzins: Das sind die Folgen für Sparer und Kreditnehmer

Durchblicker erwartet nach der EZB-Zinssenkung kaum Auswirkungen für Sparen und Kredite.
Durchblicker erwartet nach der EZB-Zinssenkung kaum Auswirkungen für Sparen und Kredite. ©Pixabay/Canva
Die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag den Leitzins um 0,25 Punkte auf 4,25 Prozent gesenkt. Die Senkung des Leitzins wurde von den Finanzinstituten allerdings schon vor Monaten antizipiert. Die Auswirkungen auf Spar- und Kreditkunden hat durchblicker, das größte österreichische Vergleichsportal für Tarife, untersucht und dabei das Verhalten der Nutzer in den vergangenen zwei Jahren beleuchtet.
EZB senkt den Leitzins

"Der Zinsentscheid ist die erste Zinssenkung seit 2016. Dennoch sind die unmittelbaren Auswirkungen der geldpolitischen Wende vernachlässigbar. Schließlich hat sich ihre Wirkung bereits zu Jahresbeginn entfaltet: Seit diesem Zeitpunkt wurden die Marktpreise für Kredit- und Sparprodukte an die zu erwartende Geldpolitik angepasst. Insofern wurde die Trendwende schon früher eingeläutet, was sich beispielsweise am gesunkenen Interesse an Sparprodukten zeigt. Bei der Immobilienfinanzierung haben sich die seit Monaten sinkenden variablen Zinsen kaum ausgewirkt - Immobilien sind nach wie vor kaum leistbar", so Martin Spona, CEO von durchblicker.

Interesse der Österreicher an Sparprodukten eingebrochen

Viele in Österreich haben die Phase hoher Zinsen für Sparbücher genutzt und die Sparangebote der Banken miteinander verglichen. Dadurch ist das Interesse an diesen Produkten im letzten Jahr im Vergleich zu 2022 auf das Dreifache angestiegen. Aktuell verharren die Spitzenzinsen für Tagesgeldkonten seit Dezember 2023 bei 3,00 %. Die Höchstzinsen für Festgeld sind seit Februar 2024 rückläufig und belaufen sich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten aktuell auf 3,40 %. „Das ist den Österreicherinnen und Österreichern bewusst geworden: Die Vergleiche der Konditionen für Sparangebote haben im April und Mai im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um etwa die Hälfte nachgelassen“, erklärt Spona. „Der Rückgang des Interesses liegt aber auch daran, dass sich gut informierte Anlegerinnen und Anleger schon im letzten Jahr mit den Produkten versorgt haben.“

Derzeit bieten die meisten Banken für langfristige Anlagen niedrigere Zinsen als für Festgeld mit einer Laufzeit von einem Jahr. "Wir empfehlen dennoch, zu lange Bindungen zu vermeiden, da die Zinsen nach KESt noch immer unter der Inflationsrate liegen. Optimal sind aktuell zwölf Monate. Danach lohnt es sich, den Markt mittels Tarifvergleich neu zu sondieren." Bei kurzfristigem Festgeld mit einer Laufzeit von 12 Monaten sind momentan bis zu 3,4 % Zinsen möglich, für sechs Monate werden 3,5 % angeboten. Bei einer Anlagedauer von drei Jahren können maximal 3,35 % erreicht werden. Zusätzlich gibt es derzeit Bonuszinsen für Sparkonten ohne feste Laufzeit.

Immo-Kredite werden nach EZB-Entscheidung kaum billiger

Bei der Vergabe von Baukrediten ist ein spürbarer Rückgang der Nachfrage im Jahr 2023 zu verzeichnen, beeinflusst durch höhere Zinssätze, strikte Vergaberichtlinien und steigende Immobilienpreise, wie durchblicker berichtet: etwa ein Drittel weniger im Vergleich zu 2022. Seit Beginn des Jahres ist jedoch ein Sinken des variablen Zinssatzes zu beobachten - Erwartungen an die Zentralbanken sind dabei bereits berücksichtigt. Die Nachfrage nach Immobilienkrediten wurde davon laut Daten von durchblicker nicht beeinflusst: Von Januar bis Mai fiel das Interesse gegenüber dem Vorjahr um 11 %.

"Auf die Leistbarkeit von Immo-Krediten wird sich die Zinssenkung von 0,25 Prozentpunkten nur geringfügig auswirken. Unsere Modellrechnungen haben ergeben, dass eine Zinssenkung von rund 3 Prozentpunkten notwendig wäre, um die gewünschte Schuldendienstquote von 40 Prozent zu erreichen - und damit die Leistbarkeit von Immobilien zu erhöhen. Dabei könnte sich die EZB schon im nächsten Jahr wieder für Zinserhöhungen entscheiden", sagt Spona.

Durchblicker empfiehlt Umschuldung auf Fixzins

Seit mittlerweile einem Jahr übersteigen die Kosten für variable Darlehen die der Festzinsangebote. Aktuell liegt der Zinssatz für eine zwanzigjährige Festzinsvereinbarung um bis zu 1,175 Prozent niedriger als jener für ein Darlehen mit variablem Zins. Durchblicker empfiehlt deshalb weiterhin Personen mit variablen Darlehen, die aktuell Probleme bei der Rückzahlung ihres Kredites haben, eine Umschuldung auf einen Festzinssatz in Erwägung zu ziehen.

"Insgesamt zeigt sich bei den Österreicherinnen und Österreichern ein leichtes Ungleichgewicht in der Risikoverteilung: Unsere Empfehlung ist, beim Sparen und Anlegen ein höheres Risiko einzugehen - nur dann ist angesichts der Inflation derzeit eine Rendite möglich. Bei Krediten hingegen zahlt sich ein geringeres Risiko durch Fixverzinsung aus - schon geringe Zinsänderungen bei variablen Krediten können existenzbedrohend sein", so Spona weiter.

(Red)

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