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Extremsportler Michael Strasser: "Ich bin mehr Businessman als mir lieb ist"

Michael Strasser durquerte bereits Russland, Afrika und beide Amerikas mit dem Rennrad.
Michael Strasser durquerte bereits Russland, Afrika und beide Amerikas mit dem Rennrad. ©Chris Wisser
Der Extremradfahrer Michael Strasser durchquert Kontinente in Rekordzeit. Dass dabei nicht nur sportliches, sondern auch wirtschaftliches Geschick nötig ist, erzählt er im Interview.
Rekord von Strasser anerkannt

Inspirieren lassen, Lernen, Networken – das erwartet Jungunternehmer und alle, die es noch werden wollen, bei den Business Maniacs am 1. Oktober 2019 in der Ottakringer Brauerei in Wien.

Zu den Speakern gehören unter anderem der Extremsportler Michael Strasser. Wir haben mit ihm über Sport aber auch über Business gesprochen.

©Lupi Spuma

VIENNA.at: Wie sieht die Planung eines Projekts wie Ice to Ice oder Kairo to Cap aus?

Michael Strasser: Die Schwierigkeit bei solchen Großprojekten ist immer, dass es kaum Referenzen gibt. Man kann nicht einfach ins Geschäft gehen und sich einen Reiseführer holen. Beim Ice to Ice ging's durch 14 Länder, alle mit unterschiedlichen Bestimmungen. Die Organisation war ein Riesenaufwand und hat zwei Jahre gedauert.

"Zwei Drittel passieren im Kopf"

Kann man sich körperlich und geistig auf so etwas vorbereiten?

Ich sage mal so, ich bin jetzt seit 13 Jahren Radfahrer und mache nicht viel anderes. Meine Wurzeln hab ich im Triathlon und ich habe auch schon 15 Iron Man absolviert. Natürlich muss man als Extremsportler austrainiert sein, aber ich würde sagen zwei Drittel passieren im Kopf.

Holst du dir da Hilfe von Mental-Coaches?

Meistens geht das nie über das Erstgespräch hinaus. Ich habe selbst einen ungeheuren inneren Antrieb und meine eigenen Taktiken und Methoden, um mich mental aufzubauen. Und im Endeffekt machen Mentaltrainer genau das: Sie zeigen dir Techniken, wie du dich motivieren kannst.

©Samuel Renner

Und wie sehen die bei dir aus?

Wenn es mir schlecht geht am Rad, dass versuche ich mich immer von außen zu betrachten. Wie eine Drohne schaue ich dann auf mich herab. Oder ich teile gewisse Distanzen in kleinere Etappen auf. Statt 400 Kilometer fahre ich vier Mal hundert Kilometer und nach jedem Stück gibt es eine kleine Belohnung. Einen Espresso oder ein Organics oder so.

25 Mal mit Steinen beworfen - an nur einem Tag

Welche Gefahren lauern sonst noch auf der Tour?

In Afrika war die Gefahr groß, als Europäer von Banden gekidnapped zu werden. Wir versuchten mit unserem Bus möglichst unauffällig zu sein. Trotzdem wurden wir in Äthiopien zum Beispiel 25 Mal mit Steinen beworfen - an nur einem Tag.

Beim Ice-to-ice hatten wir in der ersten Nacht in Mexico gleich einen Unfall, bei dem ein Auto schwer beschädigt wurde. In der zweiten Nacht wurden uns die Autoscheiben eingeschlagen, quasi als Willkommensgruß. Dann traf ich zufällig während der Fahrt einen Rennradfahrer auf der Straße mit einem teuren italienischen Rennrad. Wir plauderten über sein Rad und mein Projekt und er rief dann einfach den Polizeichef von Mexico an und wir wurden den Rest des Weges von einer Polizeieskorte begleitet.

Dachtest du während deinen Projekten auch ans Aufgeben?

Nein, solche Gedanken darf es nie geben.

©Samuel Renner

Wie wird so ein Projekt finanziert?

Beim Ice-to-Ice hatte ich zum Glück genug Sponsoren, mit denen ich das Projekt ermöglichen konnte. Aber vorher in Afrika habe ich auch viel aus meiner eigenen Tasche bezahlt. Ich habe mein Auto verkauft und die 15.000 Euro komplett in das Projekt gesteckt.

Und wie waren die Reaktionen?

Damals haben natürlich alle gefragt: Warum machst du nicht mal was Gescheides? Ich habe ja Architektur studiert, heißt könnte auch nach dem Sport immer noch dahin zurückkehren. 10 Jahre später kann ich vom Radfahren zum Glück recht gut leben. Das wichtigste ist, sich gut zu vermarkten: Ich verdiene mein Geld hauptsächlich durch Vorträge und mein Buch.

Versagen, aber wieder aufstehen

Inwiefern bist du da ein Businessman?

Ich bin oft mehr Businessman, als mir lieb ist. Natürlich würde ich gerne nur trainieren, aber das geht halt nicht. Es ist auch nicht immer einfach. Nach so einem Projekt ist man erst einmal komplett ausgebrannt, mental wie körperlich. Besonders der Kopf braucht Zeit, um sich von so etwas zu erholen. Aber schon am Ziel fragen dann schon die Reporter:"Was kommt als nächstes?"

©Samuel Renner

Und was willst du den Besuchern am "Business Maniacs"-Event mitgeben?

Mein Motto ist "Try and fail but never fail to try". Hinter mir hab ich jetzt keinen Verband und nur ein kleines Team, ich mache sehr viel selbst. Wenn es bei mir eine Zeit lang zu gut läuft, ist auch die Gefahr groß, dass man das Training oder andere Sachen etwas schleifen lässt. Lieber ist mir der ein oder andere Rückschlag. Daraus lerne ich mehr als aus Erfolgen. Und am liebsten ist mir, wenn mir jemand sagt, dass ich etwas nicht schaffe. Für mich gibt es nichts Motivierenderes.

(red)


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