AA

Experten sehen Mindestpreis für Alkohol auch für Österreich als sinnvoll

Ein Mindestpreis für Alkohol in Österreich wäre laut Experten vorstellbar.
Ein Mindestpreis für Alkohol in Österreich wäre laut Experten vorstellbar. ©APA/DPA/Tobias Hase
Laut Experten ist ein Mindestpreis für Alkohol auch in Österreich sinnvoll. Das alleine reiche aber nicht aus: Wichtiger wäre es, das Bewusstsein für die schädliche Wirkung von Alkohol in der Bevölkerung zu festigen.

Österreich ist bei Alkohol ein “Meister im Bagatellisieren”, betonte Michael Musalek, Ärztlicher Leiter am Anton-Proksch-Institut in Wien. “Die Gefahren des Alkoholkonsums werden heruntergespielt”, sagte der Experte. Jeder Rausch ziehe aber unter anderem massive Schädigungen der Nerven nach sich. Zudem würde das extrem hohe Suchtrisiko ausgeblendet werden.

Eine Einführung eines Mindestpreises für Alkohol sollte aber unbedingt mit einer breiten gesellschaftlichen Diskussion einhergehen. “Es muss einmal ein Problembewusstsein geschaffen werden. Eine Ächtung ist aber auch abzulehnen”, sagte Musalek. Begrüßenswert wäre etwa eine breite Debatte wie sie rund um das Kippen des Nichtrauchergesetzes durch die Bundesregierung entstanden ist.

Mindestpreis ist flexibel

Wie hoch ein Mindestpreis sein sollte – in Schottland sind es 57 Cent pro zehn Milliliter purem Alkohol -, sei natürlich dem Gesetzgeber überlassen. Er sollte aber schon “spürbar” sein. Besonders Billigalkohol und Fusel, der oft von Jugendlichen konsumiert wird, könnten so überhaupt verschwinden. Musalek kritisierte auch, dass in Lokalen alkoholische Getränke oft billiger sind als nichtalkoholische. Auch hier könnte ein höherer Preis die Akzeptanz von nichtalkoholischen Getränke steigen.

Angesichts der Diskussion rund um das Alkoholverbot am Wiener Praterstern sieht Musalek aber doch Fortschritte in Österreich. “Dass 80 Prozent für ein Alkoholverbot auf Bahnhöfen sind, das wäre vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen”, sagte der Experte. Damals wurde lediglich die Drogensucht als Problem gesehen, “Alkohol war nicht einmal ein Thema”.

Jeder fünfte Österreicher gefährdet

Um die 20 Prozent der Österreicher sind durch schädlichen Alkohol-Konsum gefährdet, fünf Prozent krank. Rationaler Umgang mit Alkoholkonsum und Hilfe für Betroffene seien am wichtigsten, hieß es am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Anlass war die Vorstellung eines neuen Ratgeber-Buches “Alkohol – Zwischen Genuss und Gefahr” in der Reihe “Gesund werden. Gesund bleiben” des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger. “Der Blick auf die epidemiologischen Daten zeigt, dass es sich beim Alkohol um ein bedeutsames Thema in der Gesellschaft handelt. 72 Prozent der Menschen haben kein Problem mit dem Alkoholkonsum, neun Prozent gelten als alkoholgefährdet, fünf Prozent sind alkoholabhängig”, sagte Alexander Hagenauer, stellvertretender Generaldirektor des Hauptverbandes.

Bewusstsein müsse erhöht werden

Wenn man aber wisse, dass männliche Alkoholkranke eine um durchschnittlich 17 Jahre verkürzte Lebenserwartung und weibliche Abhängige sogar eine um 20 Jahre reduzierte Lebenserwartung hätten, komme es jedenfalls darauf an, die durch exzessiven Konsum bedingten Erkrankungen und die Mortalität zu senken. Das Bewusstsein bei Betroffenen und deren Angehörigen müsse erhöht werden, sagte Hagenauer.

(APA/red)

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Österreich
  • Experten sehen Mindestpreis für Alkohol auch für Österreich als sinnvoll