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Experte: Oster-Lockdown wird Corona-Lage nicht nachhaltig entspannen

Komplexitätsforscher Peter Klimek sieht den kurzen Oster-Lockdown kritisch.
Komplexitätsforscher Peter Klimek sieht den kurzen Oster-Lockdown kritisch. ©ORF.at/ZiB 2
Die sechstägige "Osterruhe" in Ostösterreich wird laut dem Komplexitätsforscher Peter Klimek nicht zu einer Entspannung der Corona-Lage führen. Dafür wäre ein zwei Wochen langer Lockdown nötig.
Oster-Lockdown in Ostösterreich
Enttäuschung über Testpflicht im Handel
Öffentliche Messen erlaubt

Die Bundesregierung hat am Mittwochabend mit den Landeshauptleuten der drei östlichen Bundesländern Wien, Niederösterreich und dem Burgenland strengere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie vereinbart.

Zweiwöchiger Lockdown könnte Corona-Generationen verhindern

Dass sich Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), Michael Ludwig und Hans Peter Doskozil (beide SPÖ) nur zu einem kurzen - sechstägigen - Lockdown bereitfanden, beurteilte der Komplexitätsforscher Peter Klimek in der "ZiB2" kritisch. Die kurze Ruhephase werde nur reichen, um den Trend abzuflachen. Nötig wäre aber eine wirkliche Entspannung der Lage.

Mit zwei Wochen Lockdown könnte man zwei Corona-Generationen verhindern (bei rund fünf Tagen Inkubationszeit). Damit hätte man einen Multiplikatoreffekt. Und "je schneller wir die Zahlen runterkriegen umso schneller können wir öffnen", konstatierte Klimek, der auch Teil des offiziellen Corona-Prognosekonsortiums ist.

Hoffnung auf wärmere Temperaturen und Impf-Fortschritt

Nach all den Erfahrungen nach einem Jahr Pandemie sei der Weg von Prognosen, die klar in Richtung überhandnehmendes Infektionsgeschehen weisen, bis zur Umsetzung von Konsequenzen immer noch deutlich zu lang. Dass das "verlorene Meter in dem Wettlauf sind", sei klar.

Das relativ starke Zurückfahren des öffentlichen Lebens von 1. bis 6. April werde nun trotzdem einen gewissen Effekt bringen. "Die gute Nachricht ist, dass wir nicht mit einem R-Wert von 1,4 unterwegs waren, sondern es war ein gedämpfter Anstieg über die letzen Wochen", so der Forscher vom Complexity Science Hub Vienna (CSH) und der Medizinischen Universität Wien zur APA. Beobachtungen aus dem vergangenen Jahr zeigen, dass Handel- und Schulschließungen die Zahlen um etwa zehn Prozent drücken können. "Das sollte reichen, um diesen Trend zu stoppen."

Dann komme noch der hoffentlich erleichternde Effekt wärmerer Temperaturen, zusätzlicher Impfungen und der Ausweitungen des Testens dazu. Klimek: "All das hilft uns ja. Der Punkt ist aber, dass es in der aktuellen Situation nicht ausreicht, wenn wir es nur so abbremsen, dass es nicht weiter ansteigt." Um die Spitäler zu entlasten, müssten die Fallzahlen "möglichst schnell signifikant runtergehen. Wird diese Wirkung nach den fünf, sechs Tagen (des angekündigten Ost-Lockdowns, Anm.) nicht erreicht, wird man auch da nochmals evaluieren müssen. Mit den Maßnahmen alleine wird es knapp, dass man da wirklich eine deutliche Trendumkehr erreicht", betonte der auch im Covid-Prognosekonsortium tätige Forscher.

Gewisser Bremseffekt durch geschlossenen Handel

Das Schließen des Handels über Ostern werde einen gewissen Bremseffekt haben, dessen Ausmaß schwer abzuschätzen sei. "Typischerweise führt ein Zurückfahren im Handel sehr wohl zu einem Rückgang der Infektionen", so Klimek. Woher der aber kommt, sei nicht immer fassbar.

Klar sei, dass auch eine starke Maßnahme verpuffen könne, wenn größere Teile der Bevölkerung sie nicht beherzigen. Dazu komme, dass auch schon alleine Maßnahmen im Handel von Branche zu Brache in ihrer Wirkung unterschiedlich seien, zeigen Studien.

Überall dort, wo auch beraten wird, ist die Ansteckungsgefahr natürlich entsprechend höher. Schiebt man aber im Bau- oder Supermarkt nur den Einkaufswagen durch die Gänge, sehe das anders aus. Am Ende des Tages werde es nun auch bei dem neuen Lockdown in Wien, Niederösterreich und im Burgenland sehr schwierig zu bewerten, welche Maßnahme wo welchen konkreten Effekt gebracht hat, räumte der Wissenschafter ein.

Da nun in den Osterferien etwa die Schul- und Berufsgruppentests der Lehrer wegfallen, werde es für die zuletzt sehr treffsicheren Prognosen ebenfalls schwieriger. Zeiten, in denen Veränderungen eintreten, wie die kommenden Wochen mit voraussichtlich auch höheren Temperaturen, brächten immer mehr Unsicherheit in den Modellrechnungen mit sich. "Es wird jetzt eine Phase mit höherer Volatilität geben", so Klimek.

(APA/Red)

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