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Experte ortet Verbesserungspotenzial bei Brandschutz

Altenheime gelten auch in Vorarlberg nach brandschutztechnischen Bestimmungen als Risikoobjekte. Bei einem schon lange bestehenden Gebäude wie dem Egger Altenheim könne man, anders als bei einem Neubau, nicht ohne weiteres Eingriffe in die Bausubstanz vornehmen.

Man habe daher auch in Egg versucht, die Gegebenheiten an neuere Sicherheitsstandards anzupassen, informierte der Sachverständige Kurt Giselbrecht von der Vorarlberger Brandverhütungsstelle nach einem ersten Lokalaugenschein.

Nach der Brandkatastrophe sei sicher zu überlegen, ob diese sicherheitstechnischen Mindeststandards nicht generell zu niedrig angesetzt seien. Er zeigte sich überzeugt, dass der Brand in Egg eine diesbezügliche Diskussion nach sich ziehen werde. “Da kann man nicht zur Tagesordnung übergehen”, meinte der Fachmann. Laut Angaben von Norbert Fink, als Bürgermeister zuständig für die Brandbeschau, war das Heim bei der letzten Überprüfung sicherheitstechnisch für in Ordnung befunden worden.

Soweit er gesehen habe, waren in dem Seniorenheim Rauchwarnmelder installiert, jedoch waren diese nicht flächendeckend angebracht und eigentlich für den Hausgebrauch bestimmt, berichtete Giselbrecht. Welche weiteren brandschutztechnischen Maßnahmen darüber hinaus in dem Heim getroffen wurden, wusste der Experte nicht zu sagen.

Auf die Frage, ob er als Sachverständiger weitergehende Brandschutzmaßnahmen empfohlen hätte, erklärte Giselbrecht: “Das geht sicher in Richtung etwas mehr”. Das Altenheim erscheine ihm “nicht unbedenklich” hinsichtlich Bauweise und Bewohnerstruktur im Hinblick auf die getätigten Maßnahmen, so der Experte und ortete “Verbesserungspotenzial”.

“Aber es ist ungewiss, ob die Brandkatastrophe damit zu verhindern gewesen wäre”, betonte Giselbrecht ausdrücklich und verwies auf die starke Rauchentwicklung, die den Rettern die Arbeit so schwer gemacht hatte. “Die Auswirkungen in diesem Ausmaß waren sicher für niemanden absehbar”, erklärte der Experte und warnte vor Schuldzuweisungen. Die geöffneten Türen hätten einen regelrechten “Durchzug” des Rauchs verursacht und die Rettungskräfte hätten sich so kaum mehr orientieren können.

In Vorarlberg habe es in den vergangenen 15 Jahren jährlich etwa zwei bis drei Brandopfer gegeben, rund 80 Prozent davon seien an Rauchgasvergiftung gestorben. “Ich bin seit dreißig Jahren im Geschäft, aber das ist auch für mich eine dramatische Geschichte”, so der Fachmann. Er stehe noch ganz unter dem Eindruck der Katastrophe und fühle sich “bedrückt und betroffen”.

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